Wer früh mit dem Rauchen beginnt, kommt umso schwerer los
Zum Weltnichtrauchertag am 31. Mai warnen Lungenfachärzte: Je früher Jugendliche oder sogar Kinder mit dem Rauchen beginnen, desto schwerer kommen sie wieder davon los.
Ursache dafür: Ein jugendliches, sich noch in Entwicklung befindliches Gehirn entwickelt stärkere Abhängigkeiten als das Gehirn eines Erwachsenen. Daher ist es so wichtig, Jugendliche vom Rauchen abzuhalten, betonen Experten der Österreichischen Gesellschaft für Pneumologie (ÖGP) anlässlich des Weltnichtrauchertages. Wie internationale Erfahrungen zeigen, ist dies aber nur mittels strenger Tabakgesetze möglich. Die bestehenden österreichischen Jugendschutzbestimmungen reichen dafür nicht aus, betonen die österreichischen Lungenfachärzte und unterstreichen erneut die Wichtigkeit eines generellen Rauchverbots in der Gastronomie.
Was Hänschen beginnt, vom dem kommt Hans kaum mehr los…
Kinderärztin OÄ Priv.-Doz.in Dr.in Angela Zacharasiewicz von der Abteilung für Kinder- und Jugendheilkunde im Wilhelminenspital der Stadt Wien
Die Gehirnentwicklung ist in der Kindheit bei weitem noch nicht abgeschlossen, sondern ein lang anhaltender Prozess, der obendrein im Jugendalter noch einmal tiefgreifende Veränderungen mit sich bringt.
Stichwort: Pubertät
In dieser Phase der Adoleszenz finden weitreichende „Umbauarbeiten“ im Gehirn der Jugendlichen statt. Dadurch sind Kinder und Jugendliche neurophysiologisch gesehen viel verletzlicher als junge Erwachsene. Und dadurch besteht während dieser Phase das Risiko, rasch und dauerhaft nikotinabhängig zu werden.
Kinderärztin OÄ Priv.-Doz.in Dr.in Angela Zacharasiewicz
Vorbildwirkung – ein enorm wichtiger Faktor
Heute weiß man: Kinder nikotinabhängiger Eltern werden dreimal häufiger Raucher als Kinder, deren Eltern nicht rauchen. Zacharasiewicz: „Rauchende Eltern sind also ein deutlicher Risikofaktor für Jugendliche.“
In diesem Zusammenhang betont Prim. Univ.-Prof.-Dr. Peter Schenk, Vorstand der Abteilung für Pulmologie am Landesklinikum Hochegg und Präsident der ÖGP, die Bedeutung des generellen Rauchverbotes in der Gastronomie im Hinblick auf Jugendliche:
Prim. Univ.-Prof.-Dr. Peter Schenk
Was hilft gegen den frühen Griff zur Zigarette?
„Die effektivsten Tabakpräventionsmaßnahmen sind bekannt und nicht teuer, sie müssen nur umgesetzt werden“, meint Zacharasiewicz. Besonders wirksam im Bereich der Tabakprävention bei Kindern und Jugendlichen wirken entweder drastische Warnhinweise auf den Packungen oder neutrale, einheitliche Packungen ohne jeglichen Markenhinweis. Zacharasiewicz: „Viele Jugendliche lassen sich durch das mit der jeweiligen Zigarettenmarke imagemäßig verbundene ‘Lebensgefühl‘ zum Rauchen animieren. Durch Plain Packaging, also neutrale Zigarettenpackungen ohne jeglichen Logo-Aufdruck, wird dieses mit der jeweiligen Zigarettenmarke verbundene Image nicht mehr transportiert. In Australien hat man mit dieser Maßnahme bereits gute Erfahrungen gemacht.“ Eine weitere, hoch effektive Strategie, um Jugendliche vom Rauchen abzuhalten: hohe Zigarettenpreise.
Traurig, aber wahr: Verbote wirken besser als Aufklärung
Bekannt ist auch, dass Präventionsmaßnahmen wie Aufklärungskampagnen keine so starke Wirkung zeigen wie erhofft. „Verbote wirken deutlich besser und sollten an erster Stelle stehen. Schulische Aufklärungsprogramme verhindern etwa einen Raucher pro Schulklasse. Strengere Gesetze haben hier eine viel bessere Breitenwirkung“, betont die Expertin.
Wie effektiv derartige Maßnahmen sind und in welchem Ausmaß dadurch positive Entwicklungen angestoßen werden, lässt sich gut am Beispiel Großbritanniens zeigen. Dort wurden in den vergangenen 30 Jahren eine ganze Reihe gesetzlicher Schritte gesetzt, die zu einer deutlichen Senkung der Anzahl vor allem der jugendlichen Raucher geführt haben. „Sobald Rauchverbote in der Öffentlichkeit durchgesetzt werden, nimmt auch die Selbstverständlichkeit eines Rauchbeginns von Jugendlichen deutlich ab“, betont Zacharasiewicz.
Weitere wichtige Maßnahmen sind natürlich auch die erlaubte Altersgrenze bei der Abgabe von Zigaretten und hier zeigt sich besonders deutlich: Umso später der Zigarettenkauf erlaubt ist, desto niedriger ist die Raucherrate bei Kindern und Jugendlichen. Ausnahmslos komplett rauchfreie Schulen, Arbeitsplätze, Spitaler und Kinderspielplätze sollten sowieso selbstverständlich sein.
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