Bildung

Richtiges Lernen will gelernt sein

Was es braucht, um erfolgreich zu lernen.

Beim Lernen sind Kinder wie Eltern gefordert, doch nicht immer stellt sich der gewünschte Erfolg ein. Ein wenig Ver­änderung kann Abhilfe schaffen.

Will das Gedicht partout nicht in den Kopf? Sind die Vokabeln schnell wieder vergessen? Wird das Lernen generell zur Qual? Diese Erfahrungen sind frustrierend, und geht erst einmal der Spaß am Lernen und der Schule verloren, ist es schwer, ein Kind wieder zu motivieren. „Häufig ist Eltern nicht bewusst, worauf sie achten sollten, weil sie mit ihrem Kind so lernen, wie es ihnen selbst noch beigebracht wurde. Wenn dann der erwünschte Erfolg nicht eintritt, herrscht Enttäuschung auf beiden Seiten“, erklärt Pädagogin Nikola Krisch von er.lern.bar.

Richtige Rahmenbedingungen schaffen

Um das Lernen effektiv und erfolgreich zu machen, gibt es einige Punkte, die man beachten sollte. Wichtig ist, dem Kind zwischen Schule und Hausübung eine Pause zu gönnen, denn ein erholter Geist lernt leichter. Struktur und ein fixer Zeitplan helfen ebenfalls beim Lernen. „Der Mensch ist in gewisser Weise ein Gewohnheitstier, regelmäßige Abläufe fördern auch die Einstellung zum Lernen und somit auch den Lern­erfolg. Es gibt Lernzeiten – und es gibt Freizeiten. Am besten werden auch letztere in einem zusätzlichen Stundenplan vermerkt. Und beide Zeiten werden dann verbindlich eingehalten“, rät Konrad Zimmermann, Geschäftsführer von LernQuadrat. Man sollte auch überprüfen, wie und wo das Kind lernt. Wichtig ist, dass es zum Beispiel immer am selben Platz geschieht. Der Arbeitsplatz sollte vor Beginn des Lernens hergerichtet werden und aufgeräumt sein. Utensilien wie Stifte, Hefte, Bücher, Lineal sollten in Reichweite sein, denn steht das Kind ständig auf, um etwas zu holen, unterbricht das den Lernfluss. Auch die Lichtsituation sollte beachtet werden. Beim Rechtshänder muss das Licht von links kommen, Lampen dürfen nicht blenden und keine scharfe Schatten werfen. Alles Störende ist zu vermeiden. Am besten beim Lernen das Smartphone abdrehen, dann kann man sich besser auf den Lernstoff konzentrieren, denn jedes Klingeln und jede eingehende Nachricht unterbrechen die Konzentration.

Dosierte Lerneinheiten

Beim Lernen selber ist es für Eltern oft schwierig, die richtige Balance zwischen Fordern und Überfordern zu finden. Es gibt auch hier keine allgemein gültigen Regeln, denn jedes Kind ist einzigartig in seinen Fähigkeiten und bringt einen individuellen Erfahrungsschatz mit. Was ein Kind mit Leichtigkeit lernt, muss beim anderen Kind erst „step by step“ aufgebaut werden. „Vertrauen Sie einerseits Ihrem Gespür, aber verlassen Sie sich andererseits nicht ausschließlich darauf. Wenn Sie sich nicht sicher sind, welche Form der Eigenaktivität und Selbstorganisation Sie von Ihrem Kind verlangen können, sprechen Sie sich mit Lehrern und anderen Bezugspersonen oder dem Sporttrainer ab. So finden Sie heraus, welche Strukturen das Kind in anderen Bereichen schon übernehmen muss und was man ihm abverlangen kann“, rät Nikola Krisch.
Wichtig ist es, die Lerneinheiten richtig zu dosieren. Denn kleinere Kinder können sich wesentlich kürzer konzentrieren als größere. Bei einem jüngeren Volksschulkind beträgt die Konzentrationsspanne oft nur zehn oder 15 Minuten. Ein Jugendlicher jedoch kann sich da schon 30 oder 40 Minuten konzentrieren. Zwischen den Lerneinheiten sollen kurze Pausen von etwa fünf Minuten eingelegt werden.

Hilfe von außen

Wenn sich ein Kind beim Lernen plagt, sollte man auch externe Hilfe in Anspruch nehmen. Lerninstitute, Nachhilfelehrer und Konzentrations-Workshops können helfen und die nötige Unterstützung bieten. „Stellen sich zu viele Fragen, die man selbst nicht mehr lösen kann, können auch Eltern oder Freude nicht mehr weiterhelfen, raten wir dazu, Lernhilfe in Anspruch zu nehmen“, so Konrad Zimmermann. Bleibt trotz aller Bemühungen der Lernerfolg aus, sollte man sich die Frage stellen, ob das Kind in der richtigen Schule ist. Hier könnte ein Schulwechsel Abhilfe schaffen. Auch Schultypen, die die Eltern vorab nicht in Betracht gezogen hätten, können nach näherer Auseinandersetzung und dem Ablegen der eigenen Vorurteile eine sehr gute Schulausbildung ermöglichen.

Besser lernen und wiederholen mit Lernkärtchen

Eine Lernkartei kann für Lernstoff verwendet werden, den man auswendig kennen soll, etwa Vokabeln, Lernwörter im Deutschunterricht oder Formeln. Lernen mit der Lernkartei ist praktisch für zwischendurch, da dafür nur wenige Minuten gebraucht werden:
Die Fächer der Kartei sollten etwa 1, 2, 4, und 7 cm lang sein. Damit wird die Zeitspanne der Wiederholung länger. Die Lernkärtchen selbst sind am besten 4 x 6 cm groß. Man sollte nie mehr als 20 neue Kärtchen dazulernen, da es sonst zu einer Lernhemmung kommen kann. Es können auch mehrere Fächer gemeinsam gelernt werden. Dazu sollten verschieden gefärbte Karten verwendet werden. Man sollte aber nie ähnliche Inhalte wie z. B. zwei Sprachen mischen.

So funktioniert es:

  • Die Frage oben aufschreiben, die Antwort unten.
  • Die Kärtchen werden ein wenig hochgezogen, bis die Frage sichtbar wird
  • Die Frage laut sagen, kurz nachdenken. Weiß man die Antwort nicht, nachschauen
  • Frage und Antwort laut sagen und vorne drauflegen
  • Jene Kärtchen, die beim ersten Mal richtig beantwortet wurden, kommen ins nächste Fach der Kartei. Die­jenigen, die nicht gelöst wurden, bleiben in dem Fach und werden wiederholt, bis sie gelöst werden
  • Nach vier bis sechs Durchgängen sind die neuen Begriffe sicher

Checkliste für erfolgreiches Lernen

  • den Arbeitsplatz schon vor dem Lernstart herrichten
  • wichtige Dinge wie Lineal, Stifte, Zirkel usw. in greifbare Nähe legen
  • eine angenehme Lichtsituation schaffen
  • die Lerneinheiten für das Kind vernünftig einteilen
  • fixe Strukturen und Regelmäßigkeit schaffen
  • Störfaktoren wie Handy und Fernseh­gerät ausschalten
  • Lernzeiten und Freizeiten strikt trennen
  • Lernpausen einlegen
  • vor dem Schlafengehen den Lernstoff kurz wiederholen
  • sich auf den Stoff des morgigen Tages vorbereiten

Jedes Kind lernt anders

Einer der wichtigsten Aspekte, den man beim Geben von Lerntipps berücksichtigen muss, ist wohl, dass jedes Kind anders lernt. Ist der Schüler ein akustischer Typ, der beim Zuhören viele Informationen aufnimmt, ist er ein auditiver Typ, der Stoff lesen, sehen muss, oder ein kinästhetischer Typ, der etwas „begreifen“ muss, um es zu verstehen? Dementsprechend gibt es eine Menge Lerntipps. Diese Einteilung ist zwar nicht wissenschaftlich belegt, doch die Praxis bestätigt sie. Die meisten Menschen jedoch sind Mischtypen.

Gefestigt wird Stoff am besten, wenn er auf verschiedenen Wegen dargeboten wird. Also wenn man ihn zum Beispiel hört, mitschreibt, ein Video dazu sieht und dann noch in der Gruppe darüber diskutiert. Eltern können auch versuchen, dem Kind den Lernstoff auf eine andere Art näher zu bringen. Zum Beispiel ist das Schreiben von Lernkärtchen hilfreich, das Zeichnen eines Lernplakates, das Sprechen auf ein Aufnahmegerät oder das Anzeichnen mit Farben. Manche Menschen können sich beim Gehen mehr merken als beim Sitzen. Sie können auch versuchen, Emotionen zu wecken. Ist etwas lustig, spannend, traurig oder „verrückt“, wird es besser gemerkt.

Kann man den Stoff selbst gut erklären, dann sitzt er wirklich! Kinder sollen daher ruhig mal zu Hause der Oma oder dem Opa er­klären, was sie in der Schule gelernt haben.

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