Ernährung

Österreichs Kinder werden zeitig abgestillt

78,1 % der Neugeborenen in Österreich werden zügig an die Brust geführt. Das ist Platz 1 im Europavergleich. Das zeigt eine neue Studie deutlich auf.

Mutter stillt Säugling

Muttermilch ist die beste Nahrung für Neugeborene. Daher raten die Weltgesundheitsorganisation allen Eltern ihre Babys mindestens bis zum sechsten Lebensmonat zu stillen. Diese Empfehlung hat yamo, der Schweizer Produzent von frischer Kindernahrung in Bioqualität, zum Anlass genommen, um zu recherchieren in welchem Ausmaß Neugeborene in Österreich und in anderen Ländern der Welt durch die Brust ernährt werden und welche Theorien und Vorurteile rund um das Thema Stillen in unterschiedlichen Kulturen kursieren.

Stillzeit ist entscheidend für die Entwicklung des Immunsystems

Die Stillzeit spielt bei der Entwicklung des Immunsystems eine derart entscheidende Rolle, dass sie anderweitig im späteren Leben nicht nachgeholt werden kann. Denn beim frühen Heranführen an die Mutterbrust in den ersten Stunden nach der Geburt, nimmt das Neugeborene das Kolostrum, die sogenannte Vormilch, auf. Durch ihre einzigartige Zusammensetzung trägt sie u.a. dazu bei den Darm des Säuglings erstmals mit Bakterien zu besiedeln. Gleichzeitig verfügt sie über diverse antibakterielle und antivirale Eigenschaften, die den neuen Menschen optimal auf sein zukünftiges Leben vorbereitet. Wissenschaftlich nachgewiesen leiden Stillkinder im Laufe des Lebens seltener unter Allergien, Übergewicht, Diabetes und Herz-Kreislauf-Erkrankungen.

Stillen bringt auch der Mutter Vorteile

Bis zum sechsten Lebensmonat bietet die Muttermilch alle nötigen Nährstoffe und ausreichend Kalorien für das wachsende Kind. Gleichzeitig befriedigt der Akt des Stillen das Bedürfnis des Babys nach Wärme und Körperkontakt. Aber auch für die Mutter bringt das Stillen zahlreiche Vorteile. Es beschleunigt die Rückbildung der Gebärmutter nach der Geburt und beugt dem Risiko vor an Brust- oder Eierstockkrebs zu erkranken. “Selbst wenn man dem Ideal der WHO folgt, kann es leider zu jedem Zeitpunkt zu Stillschwierigkeiten kommen. Die Ursachen sind sehr vielfältig, und reichen von erschwertem Anlegen über wunde Brustwarzen bis hin zu Problemen mit der Milchmenge. Wichtig dabei ist es, nicht aufzugeben und sich kompetente Hilfe bei der Stillberatung oder Hebamme zu suchen,” sagt Eva Monteneri, Diplom-Pflegefachfrau mit Schwerpunkt Kind und Familie und Diplom-Expertin für pädiatrische Intensivpflege.

Muttermilch ist noch wenig erforscht

Muttermilch ist bisher nur wenig wissenschaftlich erforscht. Erst 2015 entstanden an der Universität Zürich und der University of Western Australia eigene Lehrstühle für die Muttermilchforschung. Möglicherweise halten sich auch deshalb zahlreiche Mythen und Vorurteile rund um das Thema Stillen besonders hartnäckig. Fast in jeder Kultur gibt es spezielle gesellschaftliche Übereinkünfte oder Prämissen, die man Müttern auf den Weg gibt. Einige der Interessantesten werden in der folgenden Aufstellung präsentiert.

Viele Vorurteile rund ums Thema Stillen

 Theorien und VorurteileAnteil der Kinder, die gestillt werdenAnteil der Babys, die bis zum 6. Lebensmonat gestillt werden
ÖsterreichEin großer Busen produziere mehr Muttermilch als ein kleiner Busen93,2 %9,7 %
FrankreichRückbesinnung zum Stillen werfe die Frauenbewegung zurück63,0 %19,0 %
IndienDie immunsystemstärkende Vormilch, die direkt nach der Geburt produziert wird, sei unrein95,5 %54,9 %
KeniaMütter sollen nach einem Streit nicht stillen, bis sie sich rituell gereinigt haben98,7 %61,4 %
LibanonSchmerzen der Mutter würden über die Muttermilch an das Baby übertragen89,0 %N/A
MongoleiMuttermilch sei appetitlich und gesund, so dass sie auch von Erwachsenen getrunken wird98,3 %46,0 %
PhilippinenMilchkodex: Stillpflicht bis zum 3. Lebensjahr und gesetzliches Werbeverbot für Milchersatzprodukte93,7 %33,0 %
RuandaTäglich eine Stunde bezahlte Pause für stillende Mütter per Gesetz98,8 %86,9 %

 

Länder mit dem höchsten Anteil von Kindern, die gestillt werden

 
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 Anteil der Kinder, die jemals gestillt wurden
1Sri Lanka99,4 %
2Bhutan99,3 %
3Nepal99,1 %
4Norwegen99 %
5Madagaskar99 %
114Österreich93,2  %
154Frankreich63 %
155Irland55 %
156Neuseeland52 %

Große Unterschiede im Stillverhalten zwischen den Ländern

  • Neuseelands Mütter sind die Stillmuffel der Welt: Nur 52 % aller Neugeborenen werden durch die Brust ernährt und damit so wenig Kinder wie sonst nirgends auf der Welt.
  • Motivation zum Stillen: Im Juni 2018 verabschiedete die neuseeländische Regierung die Verlängerung der bezahlten Elternzeit von 20 auf 26 Wochen ab 2020.
  • Im Europavergleich liegt Österreich vorn. 78,1 % der Neugeborenen bekommen die Brust spätestens eine Stunde nach der Geburt.
  • Keine Bevölkerungsgruppe in Europa stillt so konsequent wie die Norwegerinnen. 99 % der norwegischen Kinder bekommen Muttermilch.
  • Im internationalen Vergleich landet Österreich auf einem Platz 114 von 156. 93,2 % aller Babys werden gestillt.
  • Hält eine gute Sozialpolitik, die die Vereinbarkeit von Beruf und Familie fördert, Frauen vom Stillen ab? Dieser Eindruck entsteht beim Blick auf die Zahlen von Frankreich. Nur 19 % aller Kinder werden bis zum 6. Lebensmonat gestillt – wie von der WHO empfohlen.
  • Asien vorn: Theoretisch jedes Baby in Sri Lanka, Bhutan und Nepal wird mit Muttermilch ernährt.
  • 12 der 20 am wenigsten stillenden Länder liegen in Europa: Irland, Frankreich, Großbritannien, Deutschland, Spanien, Niederlande, Portugal, Portugal, Italien, Griechenland, Rumänien und Estland.
  • 78 % aller Länder stillen über 90 % aller Kinder.
  • Weltmeister in der Kategorie “Heranführen an die Brust innerhalb der ersten Stunde nach der Geburt”: Eritrea mit einem Anteil von 93,1 % aller Neugeborenen. Eritrea wird gefolgt von Sri Lanka (90,3 %), Vanuatu im Pazifischen Ozean (85,4 %), Burundi in Ostafrika (85 %) und Kasachstan (83,3%).
  • Die wenigsten Neugeborenen erhalten in Montenegro zeitigen Zugang zur Brust: Nur 14,4 % aller Neugeborenen.
  • In Ruanda werden 86,9 % aller Babys bis zum 6. Monat ausschließlich mit Muttermilch ernährt. So viele Kinder, wie im internationalen Vergleich nirgends. Gefolgt von Nachbarland Burundi mit 82,3 % aller Kinder.
  • In der Slowakei werden 49,3 % aller Kinder bis zum 6. Monat gestillt. Im Europavergleich landet das osteuropäische Land auf Platz 1. Im internationalen Ranking dagegen auf Platz 43.
  • Mit nur 0,1 %, werden nirgends weniger Säuglinge bis zum 6. Monat gestillt wie im zentralafrikanischen Tschad. Es folgen Großbritannien (1 %), Surinam in Südamerika (2,8 %), St. Lucia in der Karibik (3,5 %) und Polen (4,0 %).
  • In Österreich werden nur 9,7 % der Babys bis zum 6. Lebensmonat ausschließlich mit Muttermilch ernährt (Platz 145 von 159 Ländern).
  • Asien erneut vorn in der Kategorie Langzeitstillen: 94 % aller Kinder in Nepal bekommen auch noch nach dem 13. Lebensmonat die Brust, gefolgt von Bangladesch (92 %) und Sri Lanka (91,3 %).
  • Für viele europäische Staaten gibt es keine Daten zum Langzeitstillen, u.a. auch nicht für Österreich. In Nordmazedonien werden noch 27,5 % der Kinder zwischen dem 13. und 23. Monat gestillt. Im kleinen Europavergleich liegt das Land am Balkan vorn. Am schlechtesten schneidet Deutschland im internationalen Vergleich ab – nur 2 %.

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