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Mein liebster Osterbrauch

Ob Eier färben, Palmbuschen schmücken oder Nester verstecken – jede Familie hat ihren ganz besonderen Osterbrauch, oftmals schon über Generationen weitergegeben. Eine kleine Osterreise von Vorarlberg über Kärnten und Niederösterreich bis Wien.

Osterbrauch

Bedächtig legt Konstantin das Heu in das kleine Strohkörbchen. Erst als der Korb schon fast vor getrocknetem Gras überquillt, greift der Fünfjährige zu den Karotten daneben. Liebevoll schichtet er die Karotten auf das Heubett, eine nach der anderen. „Die sind für den Osterhasen“, sagt Konstantin. Seine Mama, Dorothea, sitzt daneben und lächelt, denn das ist ein Brauch, den sie nur zu gut kennt. Auch sie richtete gemeinsam mit ihrer Mama am Tag vor Ostern als kleines Mädchen das Futternest für Meister Lampe her – als Dankeschön die Geschenke, die dieser hoffentlich am nächsten Tag im versteckten Nestchen zurücklassen würde.

Jede Familie hat ihren Brauch

Ebenso wie Dorothea Fetz und ihre Familie feiern rund 80 Prozent aller Menschen in Österreich Ostern. Das klassische Verstecken der Nester für die Kinder gehört ebenso dazu wie gemeinsame Essen mit der Familie, bei denen dann zum Beispiel Schinken im Brotteig, hartgekochte Eier und Osterpinzen als Süßspeise gereicht werden. Ähnlich wie Weihnachten ist auch Ostern für viele ein Fest der Familie, bei dem Eltern, Kinder, Omas und Opas sowie Freunde zusammenkommen, oftmals jedoch ohne den Stress eines Weihnachtsfests.

So auch bei Familie Frank. Dina Frank und ihr Mann schenken ihren beiden Söhnen Nicolas, 5, und Jonathan, 8, zwar immer etwas, meist sind es jedoch nur Kleinigkeiten, die sich im Nest finden.
Dina Frank: „Die Buben sind zu Ostern weit weniger aufgeregt als zu Weihnachten. Ostern ist für uns ein schönes Fest und eine gute Gelegenheit, sich wieder einmal mit der ganzen Familie zusammenzusetzen und Zeit zu verbringen.“

Dankeschön für den Osterhasen

Osternester suchen

Alter Brauch: Das Tragen von Palmbuschen

Ostereier färben

Lange Tradition an Bräuchen

Das Feiern von Ostern ist ein Brauch, den es in Europa schon seit vielen Jahrhunderten gibt. Vor allem das Färben der Eier gibt es schon lange, wie Ulrike Kammerhofer-Aggermann, Leiterin des Salzburger Landesinstituts für Volkskunde, zu berichten weiß: „Im zwölften Jahrhundert haben Klosterschwestern zu Ostern Eier mit Pflanzenfarben gefärbt und einander damit dann beschenkt. Eier hat man gewählt, weil sie schon seit jeher ein Symbol des Lebens und des Frühlings sind und früher in der Fastenzeit verboten waren. Deshalb waren sie am Ostersonntag ein besonderes Geschenk.“

Von Widdern und Ratschen

Beim Feiern des höchsten Festes des Christentums gibt es durchaus noch gewisse regionale Unterschiede.

In der Oststeiermark zum Beispiel sind die Kinder schon am Karsamstag auf den Beinen: Im Rahmen des Weihfeuertragens kommen sie mit selbst gesammelten Baumschwämmen zu den Kirchen. Dort werden die Schwämme mit geweihten Feuern entzündet und dann von Haus zu Haus getragen – eine Erinnerung an jene Zeiten, in denen es noch keine Streichhölzer gab und das Feuer im Ofen nicht ausgehen durfte.

Dem Osterwidder hingegen gedenkt man heute noch in Osttirol. Dort wird ein prächtig geschmückter Widder in Virgen im Zuge eines Bittgangs zur Wallfahrtskirche Maria Schnee geführt. Nachdem man mit dem Tier den Alter dreimal umrundet und ihm zu Ehren eine Messe abgehalten hat, wird das Tier im Rahmen einer Tombola verlost. Der Brauch stellt eine Erinnerung an den Dreißigjährigen Krieg dar, als man einen Widder opferte, um die Pest zu vertreiben.

Ebenfalls eine Tradition ist das Osterratschen, das vor allem im Burgenland zelebriert wird. Dabei gehen die Kinder am Karfreitag oder Karsamstag frühmorgens durch die Dörfer und schwenken Holzratschen. Der Hintergrund: Zwischen Gründonnerstag und Ostersonntag werden keine Kirchenglocken geläutet – eine Erinnerung an die Leiden Christi. Die Ratschen übernehmen dann in dieser Zeit die Funktion der Glocken.

Ein Fest der Geschenke

So unterschiedliche manche Bräuche auch sein mögen: das klassische Verstecken von Nestern ist in ganz Österreich gleich.Schokohasen und -eier sind in sechs von zehn Nestern ebenso zu finden wie hartgekochte Eier und kleine Geschenke. Dabei greifen die Österreicherinnen und Österreicher auch gerne etwas tiefer in die Tasche, wie eine Studie des österreichischen Handelsverbandes zeigt.
Denn Ostern ist nach Weihnachten laut dem Handelsverband das zweitwichtigste Fest für den österreichischen Handel. So werden am liebsten Schokolade, Eier und Spielsachen ins Osternest gelegt. 2017 wurden mit 60 Euro 10 Euro mehr für Ostergeschenke und Osteressen ausgegeben als noch ein Jahr zuvor.

Kleinigkeiten fürs Osternest

Der Ursprung des Langohrs

Dass der Osterhase die Geschenke bringt, hat sich erst seit Mitte des 20. Jahrhunderts durchgesetzt. Traditionsexpertin Ulrike Kammerhofer-Aggermann erklärt, dass immer noch nicht klar sei, woher der Brauch kommt, dass der Hase die Eier und Geschenke bringt: „Der Hase ist ein altes christliches Symbol und wurde schon früh in Darstellungen verwendet. Nebenbei vermehren sich Hasen sehr rasch und sind damit ein Symbol für Furchtbarkeit. Hinzu kommt, dass Ostern im Frühling gefeiert wird und man gerade zu dieser Jahreszeit viele Hasen nach den langen Wintern erstmals auf den Feldern sieht. Daher könnte diese Verbindung kommen.“

Vom Glauben an Meister Lampe

Bleibt nur noch die Frage, ob Eltern ihren Kindern erzählen sollen, dass der Hase die Nester versteckt? Georg Franck von Franckenau, jener Mann, der den Brauch des Eierversteckens im 17. Jahrhundert erstmals schriftlich festhielt, hinterfragte ihn deutlich: „Man macht einfältigeren Leuten und kleinen Kindern weis, diese Eier brüte der Osterhase aus und verstecke sie im Garten, im Gras, im Gebüsch und so weiter, und man will sie von den Buben suchen lassen – zum erheiternden Gelächter der Älteren.“

Die moderne Psychologie sieht das anders: der Glaube an Gestalten wie den Osterhasen ist demnach gut für die kognitive Entwicklung. Dadurch werde die Fantasie angeregt, und Kinder können Möglichkeiten durchspielen, die in der Realität nicht gegeben sind.

Ein großes Ereignis

Die Zwillinge Thaddaeus und Leopold, 5, aus Klagenfurt sind überzeugt davon, dass es Meister Lampe ist, der ihnen Nester, Süßes und Geschenke bringt. Ostern zählt für sie wie Weihnachten und Geburtstag zu den großen Ereignissen des Jahres. Sie freuen sich schon Wochen zuvor auf das Fest. Für ihren Vater, Markus, eine schöne Tradition: „Thaddaeus und Leopold wissen, dass es den Osterhasen gibt, auch wenn er blitzschnell und nur selten zu sehen ist. Er versteckt immer ein Nesterl mit gefärbten Eiern, Schokoladehasen, und bis jetzt war immer ein Spielzeug dabei, etwa Schaufel und Radeltruhe für die Frühjahrsarbeit. Heuer haben sie sich Lego vom Osterhasen gewünscht. Das wird spannend, da der Osterhase nicht jeden Wunsch erfüllt. Es gibt ja viele Kinder, die wenig haben und auch Wünsche.“

Dabei gilt: Wünschen darf man sich, gleich, ob Kind oder Erwachsener, vom Osterhasen alles. Ob Meister Lampe die Wünsche erfüllt, zeigt sich am Ostersonntag.

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