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Kleine Kämpfer – Der familiii Berlinale Blog

Die 42. Ausgabe der Berlinale-Schiene „Generation“ zeigt mutige Kinder und Jugendliche

Mit einem umfassenden Programm zeitgenössischer Filme, die sich mit den Lebenswelten von Kindern und Jugendlichen auseinandersetzen, gilt die Berlinale-Schiene Generation als Impulsgeber für ein Kino für junge Menschen – jenseits gängiger Konventionen und des Mainstreams. Die Sektion hat ebenso wie der Wettbewerb der Erwachsenenfilme eine eigene Jury, die aus Kindern und Jugendlichen besteht und vergibt Preise in den unterschiedlichsten Kategorien. Doch vorallem ist ein Zuhause für ein engagiertes jugendliches Publikum und begeistert mit ihren Filmen auch ein erwachsenes Publikum.

Mädchen auf dem Vormarsch

In der bereits 42. Ausgabe stellt die Generation heuer junge Menschen auf der Suche nach Sinn und Identität im Leben angesichts ungewisser Zukunftsaussichten in den Mittelpunkt. Ebenfalls häufig zu finden: der Fokus von Mädchen und jungen Frauen, die solidarisch gegenüber Schwächeren, trotzig, rebellisch und wild entschlossen zugleich präsentieren und ihr Schicksal, unbeirrbar gegen alle äußeren Widerstände, selbst in die Hand nehmen. „Mutige Filme von couragierten Filmemacherinnen und Filmemachern, nah am Puls der Zeit und mit feinem Gespür für gesellschaftliche und politische Entwicklungen der Gegenwart,“ fasst Maryanne Redpath die heurige Filmauswahl zusammen. Ihre weiblichen und männlichen Protagonistinnen und Protagonisten lösen klassische Rollenmodelle auf und vermitteln die Dringlichkeit zeitgemäßer Vorbilder, nicht nur für ein jüngeres Publikum, so die Sektionsleiterin der Generation.

Brasiliens Berlinale Beitrag "Your turn".

Cineastische Weltreise

Wie aktiv der internationale Kinder- und Jugendfilm ist, zeigt sich an den Einreichungen für die Berlinale: Ausgewählt aus knapp 2.500 Einreichungen, werden noch bis 17. Februar insgesamt 62 Lang- und Kurzfilme aus 37 Produktions- und Koproduktionsländern in den Programmen von Generation Kplus (Filme für Kinder) und Generation 14plus (Filme für Teenager) zu sehen. Die Auswahl scheint auch beim jungen Berliner Publikum gut anzukommen. Alleine im Vorjahr konnten 70.000 Besucher in der Schiene der Generation verzeichnet werden.

Auch der heurige Eröffnungsfilm in 14plus greift aktuelle Themen auf: Makoto Nagahisas Langfilmdebüt „We Are Little Zombies“ eröffnet in Anwesenheit des Regisseurs und seines Teams im Haus der Kulturen der Welt. In dem Film lernen sich Hikari, Ikuko, Ishi und Takemura per Zufall kennen – und freuen sich sofort miteinander an. Denn die vier verbindet eine traurige Geschichte: sie sind allesamt Waisen. Trotz ihrer harten Schicksalsschläge gelingt es den Jugendlichen nicht, sich mit der Realität auseinanderzusetzen und zu weinen, wie emotionslose Zombies. Von ihren Eltern ist ihnen nicht viel mehr geblieben als ein Wok, eine Spielkonsole – und ein E-Bass. Deshalb gründen die vier kurzerhand die Band „Little Zombies“, Dabei haben sie vor allem eine große Hoffnung: dass sie endlich ihre Gefühle wieder entdecken können – und in die Zukunft blicken können.

"We are little Zombies" aus Japan.

Eine abenteuerliche Zeitreise und eine Schatzsuche quer durch die deutsche Hauptstadt bis unter die Erde des Teufelsbergs erzählt „Cleo“, der Eröffnungsfilm von Generation Kplus. Nach seinen Kurzfilmen „Nashorn im Galopp“ und „Berlin Metanoia“ begeistert der Berliner Regisseur Erik Schmitt erneut mit überraschenden Einfällen. Mit seinen stilistisch ungewöhnlich gefilmten Werken zeigt er, dass Kinderfilm keineswegs klassisch und genormt sein muss, und man Kindern auch visuelle ungewöhnliche Bilder zumuten kann. Cleos größter Wunsch rückt plötzlich in greifbare Nähe, als sie von einer Schatzkarte erfährt, die das Versteck einer magischen Uhr verrät. Gemeinsam mit Zufallsbekanntschaft Paul und zwei schrulligen Hobby-Schatzsuchern macht sie sich auf eine turbulente Reise durch die Zeiten und quer durch Berlin.

Cleo auf Berlin-Tour.

Casey Affleck beschützt seine Tochter

Wie auch der Wettbewerb der Berlinale hat auch die Panoramaschiene, in der alljährlich Werke bereits etablierter Filmemacher präsentiert werden, in vielen ihrer Filme das Thema Kind zum Thema. So auch „Light of my Life“, dem neuen Film von Casey Affleck, seines Zeichens Bruder von Ben Affleck („Justice League“). Weniger bekannt als sein großer Bruder, dafür mit ausgesprochen viel schauspielerischem Talent gesegnet, ist Casey Affleck bekannt für die Darstellung gebrochener Charaktere, die vom Leben nicht gerade verwöhnt wurden.

Für „Light of my Life“ hat Casey Affleck nicht nur das Drehbuch verfasst, er führt auch Regie und spielt die Hauptrolle eines Vaters, der seiner Tochter Rag (Anna Pniowsky) eine Geschichte erzählt. Die beiden sind in einem Zelt, mitten in einem finsteren Wald. Was zuerst idyllisch wirkt, macht schnell deutlich: man befindet sich in einer Welt nach einer schweren Katastrophe – denn ein seltenes Virus hat alle Frauen hinweggerafft – bis auf Rag. Der Vater tut alles, um seine Tochter vor der Welt der Männer zu schützen und gibt sie als Buben aus. Als die beiden auf ihrer Flucht bei drei alten Männern in einer Hütte unterkommen, scheint es so als ob sie endlich angekommen und in Sicherheit wären, doch die Idylle täuscht. Es ist eine Mischung aus Untergangsdrama und Coming-of-Age-Film den Casey Affleck da in Personalunion mit „Light of my Life“ geschaffen hat – und das mit beeindruckender Intensität. Sein Film ist weit mehr als ein Endzeit-Thriller, es geht um ein ganz besonderes Vater-Tochter-Verhältnis.

Casey Affleck in "Light of my Life."

„Ich bin auf dieses Thema gekommen“, so der Hollywoodstar im Rahmen der Pressekonferenz seines Films, „weil auch ich meinen Kindern immer Geschichten erzähle – so wie der Vater im Film. Die Geschichte, die er seiner Tochter erzählt ist das, mit dem alles beginnt.“ Besonders überzeugend: die erst 12 Jahre alte Jungschauspielerin Anna Pniowsky, die auf der Berlinale wie Profi die Fragen den internationalen Presse beantwortet. „Es geht in dieser Geschichte darum, dass Frauen eine ganz wichtige Roll in unserer Gesellschaft haben. Mein Figur Rag kommt auch als erwachsene Frau dazu, ihre eigene Geschichte zu erzählen. Das finde ich gut.“

Casey Affleck zeigt sich von seiner Hauptdarstellerin begeistert: „Ich wusste, dass es nicht einfach werden wird, eine so junge Schauspielerin zu finden, die die komplexen Inhalte des Drehbuchs auch entsprechend umsetzen kann. Doch dann haben wir Anna gefunden – und sie hat alle mit ihrer Präsenz begeistert. Sie agiert sehr natürlich vor der Kamera und hat auch viele eigene Ideen,“ so der Schauspieler. In jedme Fall ein ungewöhnlicher und zugleich höchst spannender Film, der eine Vater-Tochter-Beziehung auf eine ganz besondere Weise erzählt.

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