Politik

Kinderbetreuung – Aufholbedarf am Land

In den letzten zehn Jahren hat sich in Sachen Kinderbetreuung einiges verbessert, aber für die am 1. September in Kraft tretende neue Arbeitszeitregelung könnte es dennoch nicht ausreichen.

Buch lesen Kleinkinder

Für Eltern, die außerhalb der großen Städte Österreichs wohnen, stellt die geplante Ausweitung der zulässigen Höchstarbeitszeit auf zwölf Stunden pro Tag und bis zu 60 Stunden pro Woche vor enorme Herausforderungen. Denn Arbeit und die Betreuung der Kinder sind dann noch schwerer zu vereinbaren als bisher. Zwar zeigen die jüngsten Zahlen der Statistik Austria mit fast 237.000 betreuten Kindernzwischen drei und fünf Jahren im abgelaufenen Kindergartenjahr neue Rekordwerte bei der Betreuung. Auch die Zahl der betreuten unter Dreijährigen hat sich seit 2008 verdoppelt.

Doch die Zahlen der Statistik Austria zeigen auch erhebliche Mängel bei den Öffnungszeiten der Betreuungseinrichtungen, und zwar im täglichen Betrieb als auch bei den Schließtagen. So enden etwa die Öffnungszeiten von mehr als der Hälfte der Kindergärten in Tirol, Vorarlberg, Oberösterreich und der Steiermark um 16.00 Uhr. Ein nennenswertes Angebot von nach 18.00 Uhr noch offener Kindergärten gibt es nur in Wien. Von den österreichweit derzeit 9.297 Kindertagesheimen hatten im abgelaufenen Kindergartenjahr 2017/18 nur 965 Standorte mehr als zwölf Stunden geöffnet, die meisten davon in Wien. Besonders schwierig ist die Situation bei den unter Dreijährigen. In der Steiermark bieten etwa 24 Gemeinden überhaupt keine Betreuung für Kinder dieser Altersgruppe an.

Neuer Streit ums Geld

Eine Verbesserung der Situation ist nicht ersichtlich. Ganz im Gegenteil, denn der Bund will den Ländern für die Kinderbetreuung statt bislang 140 Millionen Euro ab 1. September 2018 nur mehr 110 Millionen Euro zuschießen. Ob und wie eine von Familienministerin Juliane Bogner-Strauß (ÖVP) geforderte Flexibilisierung der Öffnungszeiten angesichts sinkender Budgets erreicht werden kann, ist noch völlig offen.  Die Länder beschweren sich angesichts der mit Jahresende auslaufenden bisherigen Regelung bereits jetzt über die „mangelnde Planungssicherheit“, wie Gemeindebundobmann Günther Mitter anmerkt. „Sollte dieser Geldfluss eingestellt werden, dann werden Gemeinden in massive Probleme geraten.“

Tageseltern sind keine Alternative

Zwar empfiehlt das Familienministerium Tageseltern und die Zusammenlegung von Kindergartengruppen als „qualitativ hochwertige Alternative“ zum bisherigen Angebot, allerdings übersteigt schon jetzt die Nachfrage nach Tageseltern das Angebot. Und Tageseltern decken auch nicht den notwendigen Stundenbedarf in der Kinderbetreuung ab.

Vollzeitarbeit für beide Elternteile immer schwieriger

Im ländlichen Raum ist es bereits heute in vielen Gemeinden schwierig bis unmöglich, dass beide Elternteile einer Vollzeitarbeit nachgehen können. Vor allem Pendlerinnen und Pendler kommen durch den 12-Stunden-Tag in eine schwierige Situation, da ja zur Arbeits- auch noch die Wegzeit hinzukommt, für die eine Kinderbetreuung benötigt wird. Da geht sich für einen Elternteil, meist die Mutter, oft nur mehr eine Teilzeitstelle aus.

Durch die Verringerung des Bundeszuschusses rechnen viele Eltern auch mit steigenden Kosten bei der Nachmittagsbetreuung – so diese dann überhaupt noch in der eigenen Gemeinde angeboten wird.

Ärger über Schließtage

Verschärfend kommen dann auch noch die von Bundesland zu Bundesland höchst unterschiedliche Anzahl der Schließtage hinzu. Allein in der Steiermark schließen über 550 Kindergärten für drei bis vier Wochen im Jahr, in Tirol sind es sogar ein Drittel der Kindertagesheime. In Niederösterreich schließt die Hälfte der Betreuungseinrichtungen sieben bis acht Wochen pro Jahr.

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