Medien

Kinder und Fake-News

Auch Kinder sind mit Falschmeldungen und Betrugsversuchen online, in Chats und auch Zeitungen konfrontiert. Sie brauchen kompetente Vertrauenspersonen.

Kinder und Fake-News

Fake-News begleiten uns in den letzten Jahren auf vielen Ebenen und spielen auch im Leben von Kindern und Jugendlichen zunehmend eine Rolle. Margot Kapfer vom Demokratiezentrum Wien weist hier auf die grundlegende Rolle von Medien hin: „Medien sind eine wichtige Säule der Demokratie, sie haben eine Informations- und Kontrollfunktion und tragen zur politischen Meinungsbildung bei.“ Deswegen ist es auch so wichtig, Kinder und Jugendliche dabei zu unterstützen, diese kritisch zu hinterfragen.

„Die Verbreitung von Falschnachrichten stellt ein demokratiepolitisches Problem dar, weil Meinungen auf Basis von falschen Informationen gebildet werden.“ 2016 und 2017 waren auch laut ihr Jahre, in denen Fake-News und ihre Begleiterscheinungen nicht nur aufgrund internationaler Politik und natürlich auch Donald Trump stärker zum Thema wurden, sondern auch in Österreich Politik schon unter Kindern vermehrt diskutiert wurde. Die lange Dauer der Bundespräsidentenwahl durch die Stichwahl und deren Wiederholung sowie die Nationalratswahl haben die Politik schon in den Volksschulen als Diskussionsstoff auf die Pausenhöfe gebracht.

Falschmeldungen gibt es schon immer

Was es laut Margot Kapfer deswegen braucht, ist generell Bewusstseinsbildung und Sensibilisierung, nicht nur von Kindern und Jugendlichen, sondern auch von Erwachsenen. Die Kompetenz, sich Quellen anzusehen, Inhalte kritisch zu hinterfragen und Informationennicht einfach zu übernehmen. Sie weist dabei auch darauf hin, dass es „Falschnachrichten und Verschwörungen immer gegeben hat – diese sind keine Erfindung des Internets“. Allerdings neigen sie dazu, sich online besonders rasch zu verbreiten.

Eine Gefahr besteht auch darin, dass klassische und seriöse Medien als unseriös dargestellt werden und dadurch an Glaubwürdigkeit verlieren. Zum einen wird der Fake-News- Vorwurf in alle Richtungen angewandt, und nicht nur Trump neigt dazu, seriöse Medien, die über ihn berichten, als Fake-News zu betiteln. Auch in Österreich hat das Wort „Lügenpresse“ eine unangenehme und schwierige Wiederkehr erlebt. Neben dem Elternhaus wäre das oft zu kurz kommende Fach der politischen Bildung der richtige Ort, um Heranwachsenden den richtigen Umgang mit Informationen beizubringen: „Letztlich geht es hier auch darum, Menschenrechte und Medien als Bestandteil unserer Demokratie zu sehen“, meint Kapfer dazu.

Emotionalisierung

Plattformen wie Saferinternet.at oder auch „Mimikama – Verein zur Aufklärung über Internetmissbrauch“ sehen Fake-News ganz bewusst in der Nähe anderer Themen wie etwa Hass im Netz oder auch klassischen Online-Betrügereien, da diese oft sehr ähnlich funktionieren. Meist geht es dabei um besonders emotional aufbereitete Themen oder Nachrichten, die schnelle Reaktionen hervorrufen und damit zu noch mehr Verbreitung führen.

Matthias Jax, Projektleiter bei Saferinternet.at, beschreibt aus der Praxis eine große Bandbreite an Fällen die mitunter bis zur emotionalen Erpressung gehen: „Teilweise werden Kindern Digitale Goodies wie andere Handytastatur-Layouts für das Weiterleiten und Teilen von Inhalten versprochen. In anderen Fällen bekommen Kinder verstörende Nachrichten, in denen zum Beispiel ein Elternteil bedroht wird, wenn die Nachricht nicht weitergeschickt wird.“

Fehlendes Vertrauen

Vom Alter her beginnen die meisten dieser Themen, wenn Kinder Smartphones bekommen. Während Jüngere eher mit Nachrichten und Chats konfrontiert werden, geht es bei Älteren durchaus schon in Politik, Lebenseinstellung und Ideologien. In einer Studie, die Saferinternet.at 2017 präsentiert hat, kam es zu einem interessanten Ergebnis: 59 Prozent der Befragten zwischen 14 und 18 Jahren meinten, dass neben dem Fernsehen soziale Netzwerke zu ihrer wichtigsten Informationsquelle gehören. Gleichzeitig gaben 86 Prozent der Befragten an, dass sie bei Informationen aus den sozialen Netzwerken nicht sicher sein können, ob die Informationen auch wahr sind und stimmen. Als eine der wichtigsten Maßnahmen beschreibt Jax, dass Kinder und Jugendliche Vertrauenspersonen haben, an die sie sich in solchen Fällen wenden können. Sie haben, wenn sie solche Nachrichten bekommen, mitunter das Gefühl, etwas falsch gemacht zu haben, und brauchen dann keine Vorwürfe, sondern Unterstützung. Es ist als Ansprechpartner – Lehrer oder Elternteil – wichtig, informiert und kompetent zu sein.

Margot Kapfer zeigt sich hier erfreut, „dass es ein immer größer werdendes Angebot an Informationsquellen, Ansprechpartnern und Hilfsmaterialien gibt“. So hat etwa das Demokratiezentrum die Broschüre „Virtuelle Agora und digitale Zivilcourage“ zum Bestellen und online Lesen im Angebot, die einen schönen Überblick mit vielen weiterführen Informationen bietet. Auch werden Workshops mit verschiedenen Schwerpunkten an Schulen angeboten, in denen unter anderem auch die Rolle der Medien für die Demokratie beleuchtet wird und in denen praktische Beispiele, die Jugendliche aus ihrem Alltag mitnehmen, besprochen werden. Darüber hinaus werden umfassende Materialien und Lernmodule auf der Website des Demokratiezentrums angeboten. Auch Saferinternet.at bietet gut aufbereitet allgemeines Informationsmaterial, Tipps oder auch Material für Lehrer und einen eigenen Bereich für Eltern.

Informationsquellen

  • Saferinternet.at

Österreichs wahrscheinlich wichtigste Informationsquelle rund um das Thema „Internet und Kinder“ unterstützt Kinder, Jugendliche, Eltern und Lehrende bei einem kompetenten Umgang mit dem Internet. Neben Schulungen, Broschüren und Forschung gehört dazu auch umfangreiches Online-Angebot mit vielen Texten und Videos zu Themen wie Cybermobbing, Privatsphäre und Datenschutz, Sexting oder eben auch Falschmeldungen.

  • Demokratiezentrum

Das Demokratiezentrum Wien ist eine wissenschaftliche Non-Profit-Organisation mit starker Ausrichtung auf Angewandtheit und Vermittlung. Themen sind Grundfragen der politischen Kultur und des politischen Systems Österreichs im europäischen Kontext, Demokratisierungsprozesse und ihre historische Entwicklung, aktuelle gesellschaftspolitische Debatten oder auch die Mediengesellschaft. In den letzten Jahren hat sich das Demokratiezentrum Wien zu einem wissenschaftlichen Institut mit einem anwendungsorientierten Profil an der Schnittstelle zwischen Wissenschaft und Öffentlichkeit entwickelt.

  • Hoaxmap

Die Hoaxmap sammelt auf einer Landkarte Falschmeldungen und deren Auflösung und bietet so einen übersichtlichen Überblick über die Themen, die hier besonders oft betroffen sind, wie etwa die Migration.

  • Mimikama – Verein zur Aufklärung über Internetmissbrauch

Dem Verein Mimikama können Betrugsversuche und Falschmeldungen geschickt werden, die dann weiterverfolgt und gesammelt werden. Die Website ist eine mögliche Quelle, um Verdachtsfälle zu prüfen.

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