Erziehung

Kinder brauchen Abenteuer

Kinder brauchen Freiräume für ihre Entwicklung. Die möchte ihnen der Alpenverein in diesem Sommer wieder geben.

Kinder brauchen Abenteuer

Früher war die Natur ein riesiger Spielplatz, heute hat sich der Radius, in dem sich Kinder und Jugendliche unbeaufsichtigt bewegen dürfen, auf wenige hundert Meter verringert. Kinder werden an der Hand geführt und so nicht nur vor Risiken und Gefahren bewahrt, sondern auch in der eigenen Weiterentwicklung behindert. Die Alpenvereinsjugend, größte Jugendorganisation Österreichs, fordert daher von Eltern „mehr Mut zum Risiko“.  

Freiräume ermöglichen Entwicklung

Klare Worte vom Alpenverein gab es bei einer Pressekonferenz in Salzburg. „Kinder brauchen Abenteuer. Sie müssen die Möglichkeit haben, die eigenen Kräfte in der Natur zu erproben und ihre Grenzen auszuloten. Wer ihnen diese Freiräume nimmt, nimmt ihnen auch die Chance, sich motorisch und koordinativ weiterzuentwickeln“, so Nicole Slupetzky, Vizepräsidentin und Bundesjugendleiterin im Österreichischen Alpenverein.

Dieser Effekt leuchtet schon bei den ersten Schritten im Kleinkindalter ein, verdeutlicht Jürgen Einwanger von der Alpenverein-Akademie: „Kinder erlernen das Gehen, indem sie sich wackelig auf zwei Beine stellen, stürzen und es gleich danach mit derselben Freude wieder versuchen. So lange, bis es klappt. Würde man sie dabei immer an der Hand nehmen und sie am Umfallen hindern, würde man ihre Fortschritte deutlich verzögern.“ Der Experte zeigt auf, dass der Versuch, Kinder vor Risiken zu bewahren meist das Gegenteil bewirkt. „Das größte Risiko ist offenbar, wenn es beim Spielen kein Risiko mehr gibt“, so Einwanger. Laut einer Studie hat eine allzu sichere Spielumgebung nicht nur negative Auswirkungen auf die körperliche Fitness, sondern auch auf die soziale, emotionale und intellektuelle Entwicklung.

Eltern überzeugen

Die Alpenvereinsjugend hat sich bereits in den 90er Jahren zum Ziel gesetzt, die Eigenständigkeit von Kinder und Jugendlichen zu fördern und ihnen Wege ins Freie aufzuzeigen. doch gerade hier bietet die  gesellschaftliche Entwicklung zunehmend Reibungsflächen. Denn das Sichehreitsbedürfnis vieler Eltern steht einer normalen Entwicklung der Kinder oft diametral gegenüber. „Es ist definitiv so, dass wir Veränderungen wahrnehmen. Von einem Absatz zu springen, auf einen Baum zu klettern, zu stolpern, ohne sich zu verletzen: Gewisse motorische Fähigkeiten scheinen für immer mehr Kinder zur Herausforderung zu werden“, so Hanna Moser, Leiterin der Alpenvereinsjugend.

Auch die Eltern werden immer präsenter. „Wo früher die Kids sogar selbstständig zum Sommercamp angereist sind, erscheinen sie jetzt in Begleitung von Mama und Papa. Die löchern die BetreuerInnen mit Fragen und würden am liebsten einen Stundenplan ausgehändigt bekommen“, schmunzelt Moser. Man müsse die Eltern mit ins Boot holen und ihnen wieder beibringen, ihre Kinder loszulassen. Auf den Camps der Alpenvereinsjugend gibt es teils fixe Telefonzeiten – „eine Maßnahme, die wir nicht nur für die Kinder und Jugendlichen eingeführt haben, sondern auch für die Eltern. Außerhalb dieser Zeiten ist Abenteuer angesagt, da sollen sich die Kids austoben, ohne auf den Austausch mit Zuhause angewiesen zu sein“, so die Leiterin der Alpenvereinsjugend.

Lasst die Kinder von der Leine

Die Alpenvereinjugend fordert daher vor allem die Eltern auf, der kindlichen Entwicklung nicht durch übertriebene Vorsicht im Weg zu stehen und die Eigenständigkeit und die Risikokompetenz des Nachwuchses zu fördern. „In einer Gesellschaft, die zur Überbehütung ihrer Kinder neigt, werden Programme, die Eigenständigkeit und Risikokompetenz fördern, immer wichtiger. Kinder und Jugendliche müssen wieder von der Leine gelassen werden“, betont der Sozialpädagoge Jürgen Einwanger. Es brauche wieder mehr „Mut zum Risiko“.

Der Alpenverein bietet eine Vielzahl an Programmen an, die Freiräume geben und Verantwortung ermöglichen sollen. Ihnen liegt unter anderem das pädagogische Handlungsmodell risflecting® zugrunde, das Kinder und Jugendliche an einen souveränen Umgang mit Rausch und Risiko heranführt.

Sommercamps & Abenteuer

Daher hat der Alpenverein speziell für Kinder und Jugendliche im Sommer eigene Programme aufgelegt, die Kindern bei Entwicklung ihrer motorischen Fähigkeiten und ihrer Risikokompetenz unterstützen.Dazu gehören etwa das Programm „risk’n’fun“, das Förderprogramm für „Junge Alpinisten“, Sommercamps, thematisch abgestimmte Schulprogramme und gezielte Weiterbildungen für BetreuerInnen.

Sommercamps: rund 50 Camps pro Jahr organisiert die Alpenvereinsjugend gemeinsam mit Alpenvereinssektionen in ganz Österreich. Raus in die Natur, rein ins Abenteuer – beim Biken, Klettern, Paddeln, Wandern, am Lagerfeuer, im Gebirgssee, unterm Sternenhimmel oder im Hochseilgarten. Auch heuer am Plan: Das „Mut zum Risiko“-Familiencamp.

risk’n’fun: für Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene. Im Mittelpunkt stehen die Begeisterung für das Biken, Snowboarden und Schifahren, Klettern und Bouldern, das Draußen-sein in der Natur und die gemeinsamen Erlebnisse mit Freunden.

Junge Alpinisten: Bergsport-Ausbildung für junge Bergfexe im Alter von 14-20 Jahren („Youngsters“) und spezielle Nachwuchsförderung über zwei Jahre für 18- bis 22-Jährige im „Team“.

Forum

Diskutieren Sie über diesen Artikel

Insgesamt 0 Beiträge

Wir setzen Cookies auf dieser Website ein, um Zugriffe darauf zu analysieren, Ihre bevorzugten Einstellungen zu speichern und Ihre Nutzererfahrung zu optimieren. weitere Informationen

The cookie settings on this website are set to "allow cookies" to give you the best browsing experience possible. If you continue to use this website without changing your cookie settings or you click "Accept" below then you are consenting to this.

Close