Bildung

Buch oder E-Reader?

Warum das E-Book nicht das Ende des klassischen Kinderbuches bedeutet, sondern auch zukünftig beide ihren Platz im Kinderzimmer haben.

Es gehört für viele zu den schönsten Kindheitserinnerungen: Die Eltern oder Großeltern lasen uns unermüdlich aus Kinderbüchern vor. Mit dem schauspielerischen Talent des Vorlesers entwickelte sich so Seite für Seite eine lustige, spannende oder fantastische Welt in unseren Köpfen. Später dann lasen wir vor dem Schlafengehen noch schnell ein paar Seiten im Lieblingsbuch – manchmal auch unter der Bettdecke mit einer Taschenlampe, damit die Eltern nichts merkten. Mit dazu gehörten das raschelnde Geräusch des Papiers und die kleine Pause beim Umblättern. Eine Erinnerung, die Generationen von Kindern teilen.

Elektronik versus Papier

Ein Szenario, das sich in den letzten Jahren allerdings stark verändert hat. Die Elektronik hat in die Familien, die Freizeit und in die Schulen Einzug gehalten. Und Spielekonsolen, Smartphones und Tablets schaffen es leider allzu oft, dem klassischen Buch den Rang abzulaufen. Was also tun? Eltern, die ihre Kinder zum Lesen bewegen wollen, versuchen über einen E-Reader das Interesse zu wecken, was jedoch weitere Stunden am Bildschirm bedeutet.

„Grundsätzlich ist wichtig, dass gelesen wird. Das kann durchaus auch in verschiedenen Formen stattfinden“, weiß Andrea Mikhaeel von Thalia Österreich. „E-Books oder gedruckte Bücher sind kein Entweder-oder, sondern ein Sowohl-als-auch. Sie passen sehr gut zueinander und ergänzen sich perfekt. Wozu man greift, kommt immer auf den konkreten Leseanlass an. Insofern wird es auch künftig immer beides geben, das gedruckte Buch als Hardcover, Softcover oder Taschenbuch und das elektronische E-Book“, so Andrea Mikhaeel weiter.

Klassisches Buch ist ideal für das Vorlesen

Sind die Kinder noch in einem Alter, in dem ihnen vorgelesen wird, fällt die Wahl jedoch eher auf das klassische Buch, wie Buchhändlerin Christina Sosna aus der Praxis weiß: „Bei  den ersten Kinderbüchern greifen Eltern meist zu gedruckten Büchern. Das ist für die Kinder leichter konsumierbar.“ Kleine Kinder blättern gerne in den bunt bebilderten Büchern – auch alleine. Hat das Kind genug, landen sie zwischen den Spielzeugen, bis das Interesse wiedererwacht. Später wird oft mit Buntstiften ins Buch gekritzelt und es wird auchgelegentlich fallen gelassen. Von klebrigen Schokohänden ganz zu schweigen.

Das alles ist mit einem E-Reader nicht möglich. Der Umgang muss hier viel reglementierter sein. Wird das Kind aber ständig ermahnt, wird es bald das Interesse am E-Reader verlieren. „Ich denke, bei der Entscheidung spielt aber auch die eigene Erinnerung mit. Die Eltern wollen den Kindern die Spannung und den Spaß vermitteln, die sie selbst als Kind beim Lesen hatten. Das haptische Erleben, das Durchblättern und der Geruch eines neuen Buches spielen dabei eine große Rolle. Das ist es, was in Erinnerung bleibt“, so die engagierte Buchhändlerin weiter. „Vielleicht haben die Eltern sogar noch Bücher aus der eigenen Kindheit aufgehoben, oder sie fragen konkret nach Titeln, die sie von früher kennen.“

Ist der Nachwuchs ein paar Jahre älter, ist er mit dem Gebrauch von elektronischen Geräten bereits aus der Schule vertraut. Nun stellt sich aber die Frage: Wie soll ich mein Kind von den Bildschirmen wegbekommen, wenn ich es gleichzeitig animiere, am E-Reader stundenlang zu lesen? Es wird nicht verstehen, dass es eine „gute“ und eine „schlechte“ Nutzung gibt. Und wie steht es mit der eigenen Vorbildwirkung? Trifft das Kind die Eltern nie mit einem Buch in der Hand, sondern immer nur mit einem Tablet oder E-Reader an, wird es dem Vorbild folgen. Natürlich bietet der E-Reader auch Vorteile. „E-Books werden durch alle Altersgruppen genutzt. Ein besonderer Vorteil von E-Readern ist, dass die Schriftgröße des Textes variabel angepasst werden kann“, so Andrea Mikhaeel von Thalia Österreich. Bei Kindern wird sehr oft beobachtet, dass sie ein Buch weglegen, nur weil ihnen die Schrift zu klein erscheint und eine kleine Schrift für sie wie eine unüberwindbare Hürde ist.

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Andrea Heumann

Thalia Österreich

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Der Markt entwickelt sich rasant

Das Angebot an E-Book-Titeln für jedes Alter wächst zusehends. In den E-Book-Shops der verschiedenen Anbieter kann man aus Hunderttausenden verschiedenen Titeln auswählen. Dazu Andrea Mikhaeel: „Wir sind sehr zufrieden mit der Entwicklung der E-Books in den letzten Jahren. Sie machen in der Zwischenzeit einen Anteil von rund sieben bis zehn Prozent aus, somit liegt das gedruckte Buch bei rund 90 bis 93 Prozent.“

E-Reader statt Tablet

Fällt die Entscheidung für ein E-Book, stellen sich viele Eltern die Frage, ob ein eigener E-Reader angeschafft werden soll, oder ob es das Tablet nicht auch tut. Die Antwort auf diese Frage lautet ganz eindeutig: Kaufen Sie einen E-Book-Reader. Tablets sind keine Lesegeräte für den dauerhaften Gebrauch und können die Augen der Kinder schädigen. Außerdem ist es wesentlich unangenehmer, auf einem Tablet zu lesen. Dementsprechend ist es quasi vorprogrammiert, dass Ihr Kind schon bald die Lust am Lesen verlieren wird. Auch ist zu bedenken, dass man für Kinder eher zu Einsteigermodellen greifen soll, die nicht zu kompliziert sind und Kinder nicht überfordern. 

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