Gesundheit

Aua, mein Kopf tut so weh!

Jedes zweite Volksschulkind klagt immer wieder mal über Kopfschmerzen. Wissenswertes über die Ursachen und hilfreiche Maßnahmen für den Alltag.

Etwa ein Viertel aller Kinder hat regelmäßig Kopfschmerzen. Aber nur selten finden die Kleinen auch Worte dafür, sie ziehen sich vielfach zurück, sodass ihr Leiden oft unerkannt bleibt. Was Eltern tun können, um ihrem Sprössling zu helfen.

Jedes fünfte Kindergartenkind und jedes zweite Volksschulkind klagt ab und an über Kopfschmerzen – so das alarmierende Ergebnis einer Studie des Universitätsklinikums Heidelberg. Doch weniger als die Hälfte der betroffenen kleinen Patienten erhält ärztliche Hilfe. Ihr Schmerz bleibt oft lange Zeit unerkannt. Dabei zählen nach Ansicht der Wissenschafter chronische Kopfschmerzen zu den häufigsten Beschwerden im Kindesalter.
Kinderärzte wissen: „Jeder Schmerz ist ein Warnzeichen des Körpers und muss abgeklärt werden.“ Die Auslöser für quälendes Kopfweh sind oft leicht zu beseitigen. Vielfach liegt die Ursache des Schmerzes im Bereich der Halswirbel- oder Wirbelsäule, oft auch bei vorangegangenen Unfällen. Auch kreislaufbedingte Kopfschmerzen sind bei Kindern und Jugendlichen sehr häufig, und bei etwa 20 Prozent der Betroffenen ist der Kopfschmerz durch einen Sehfehler bedingt.

Dem Schmerz auf der Spur

Echte Migräne ist in den seltensten Fällen Ursache für die Schmerzen, nur etwa fünf Prozent aller kleinen Patienten bekommen diese Diagnose. Der Migränekopfschmerz tritt in Attacken mit einer Dauer von zwei bis 48 Stunden auf und ist meist deutlich stärker als der Spannungskopfschmerz. Bewegung und Sport verstärken die Leiden zusätzlich, wobei der Schmerz in der gesamten Stirn empfunden wird. Kinder unter zehn Jahren leiden während einer Migräne-Attacke sehr oft an Übelkeit, begleitet von Erbrechen, Licht- und Lärmempfindlichkeit. Zwischen den Anfällen sind die Kleinen meist kerngesund – im Akutfall aber fühlen sie sich krank und wollen sich hinlegen.

Wichtig sind jedenfalls eine möglichst frühe Diagnose sowie eine präzise Anamnese, um eine Therapie in die richtigen Bahnen zu lenken.

  • Mit Hilfe eines Fragebogens wird der Schmerz einerseits lokalisiert, andererseits wird mehr über seine Intensität und Qualität erhoben. Wesentliche Kriterien sind dabei, ob andere Familienmitglieder an Kopfschmerzen leiden bzw. welche Be­gleitsymptome wiederholt auftreten.
  • Haltungs- und Sehtest. Da Kopfschmerzen häufig Wirbelsäulen bedingt (u. a. falsches Sitzen, Fehlhaltungen) auftreten oder durch einen Sehfehler entstehen können, werden auch diese Parameter von Orthopäden und Augenärzten abgeklärt.
  • Blutabnahme. In einzelnen Fällen wird eine Blutabnahme durchgeführt, die beispielsweise eine Diagnose von Zöliakie bzw. Borreliose – Krankheiten, bei denen Kopfschmerz verstärkt auftritt – ermöglicht.
  • MRT. Eine Magnetresonanztomographie (MRT) wird in der Regel durchgeführt, wenn neurologische Symptome auftreten. Tritt der Kopfschmerz oft nachts oder am Morgen auf oder wird er von Erbrechen begleitet, ist eine Magnetresonanztomographie sinnvoll, um einen Tumor definitiv ausschließen zu können. Die Tumorhäufigkeit ist allerdings sehr gering, sie liegt nur bei ein bis zwei Prozent.
Jeder Schmerz ist ein Warnzeichen des Körpers und muss abgeklärt werden. Kopfweh im Zuge eines Infekts ist relativ häufig, nach zwei oder dreimaligem Auftreten sollten die Eltern jedoch alarmiert sein.

Wenn die Umwelt belastet

Wesentlich häufigere Ursachen des Kopfschmerzes sind psychische oder psychosoziale Probleme des Kindes: Familiäre Probleme, Schulschwierigkeiten oder Störungen im sozialen Gefüge können Kopfschmerzen auslösen. Das liegt nach Ansicht vieler Experten vorwiegend auch an den Strukturen, denen die Kinder der industrialisierten Welt in Gesellschaft und Alltag ausgesetzt sind. So sind viele Kinder mehrfach überfordert: Nach der Kindergartenzeit sind die Kleinen gezwungen, still zu sitzen, zuzuhören, brav zu sein und aufzupassen. Der natürliche Bewegungsdrang wird übergangen, auch in der Freizeit wird dann häufig kein Sport betrieben. Meist beginnen daher im Schulalter auch die Kopfschmerzen. Aber auch psychosoziale Faktoren können Kindern Kopfschmerzen bereiten – wie etwa Hektik und Stress am Morgen vor der Schule, wissen die Mediziner in der Kopfschmerzambulanz für Kinder und Jugendliche an der Univ.-Klinik für Neuropsychiatrie des Kindes- und Jugendalters in Wien. Vor allem bei den 10- bis 14-Jährigen sind Kopfschmerzen oft eine Begleiterscheinung des sehr hohen Medienkonsums, wie der Computerspiele und des Fernsehens. Dazu kommen im fortschreitenden Alter Problembereiche wie Rauchen oder Pilleneinnahme, die sich auf die Gefäße schlagen und somit wiederum Kopfweh auslösen können.

Das Leiden erkennen

Schmerzen im Zuge eines Infekts sind häufig, nach zwei oder dreimaligem Kopfschmerz aber sollten die Eltern alarmiert sein. Von chronischem Kopfschmerz spricht man, wenn dieser innerhalb von drei Monaten immer wieder auftritt. Dann sind die Eltern gefordert, den Schmerz unbedingt abklären zu lassen.
Migräne-Schmerzen können Eltern erkennen, indem die Kinder blass werden, Ringe unter den Augen haben, sich zurück ziehen und oft auch erbrechen. Vorboten sind häufig auch Schmerzen im Magen- und Dickdarm-Bereich.

Medikamente oder bloß Ruhe?

Um den Schmerz in den Griff zu bekommen, gibt es vielfältige Therapieansätze.

  • Der erste Schritt ist immer die Beseitigung der Ursache. Medikamente sollten nur so lange gegeben werden bis die Schmerzquelle diagnostiziert ist. Bei Kindern sind dies meist Präparate mit den Wirkstoffen Paracetamol, Ibuprofen oder Acetylsalicylsäure (immer nur in Absprache mit einem Arzt!). Migräne-Kinder bis 10 Jahre erhalten meist keine Medikamente. In diesem Fall sind Ruhe und ein gut temperierter Raum zur Entspannung zielführender.
  • Werden bestimmte Medikamente verordnet, ist es wichtig, die genaue Dosis einzuhalten. Besorgte Eltern, die meinen, dass auch die halbe Dosis reicht, können das Leiden ihres Kindes unter Umständen verlängern.
  • Bei häufigen Beschwerden brauchen Kinder auf jeden Fall eine prophylaktische Therapie, wie etwa spezielle Entspannungstechniken oder auch Neuro- und Biofeedback, das laut Experten so wirksam sein kann wie Medikamente.

Und ein wesentlicher prophylaktischer Ansatz ist wohl der, ein Kind auch Kind sein zu lassen. Auch wenn es von Zeit zu Zeit nicht so „funktioniert“, wie Erwachsene sich das vorstellen bzw. es gerne hätten.

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