Wohnen

Großfamilie: Wir sind 13 Kinder!

Kein Patchwork, sondern: ein Elternpaar, 13 Kinder und vier Hunde. familiii war zu Besuch bei einer Großfamilie.

Das Mittagessen ist fertig. „Los, alle zu Tisch, bitte!“, ruft die Mutter. Es gibt Kartoffelauflauf mit Faschiertem. Knapp drei Kilo Erdäpfel, 1,2 Kilo Fleisch, drei Salatköpfe, ein Kilo Paradeiser, ein Kilo Brot und etwa vier Liter Getränke. Was in anderen Familien einem Wochenendeinkauf gleicht, geht im Hause Krausam locker für eine Mahlzeit drauf. „Allein fürs Wochenende brauchen wir 20 Liter Milch“, sagt Mama Claudia, 38, und veranschaulicht so die ernährungstechnisch faszinierenden Dimensionen ihres Alltags in Wien-Floridsdorf.

"Sie ist der Boss"

13 Kinder verdrücken nicht nur einiges, sie brauchen auch viel Aufmerksamkeit und Betreuung. Von früh bis spät. Pause gibt’s nicht.  Denn: „Irgendwas ist immer“, weiß Vater Eugen, 51. Und so wird möglichst wenig dem Zufall überlassen. Das meiste hat System oder zumindest eine angestrebte Struktur. Immerhin müssen Tag ein, Tag aus die Bedürfnisse von neun Mädchen und vier Buben  berücksichtigt werden. Hinzu kommen noch vier weitere – tierische – Familienmitglieder alias Berner Sennenhunde Leo, Jumanji, Heidi und Lilly. „Mit Leo lernten die Kinder Gehen. Sie zogen sich an ihm hoch, hielten sich am Fell fest und stampften dann mit ihm mit“, erzählt die Mutter, während sie nach dem Essen der ersten Kinderrunde am Schreibtisch mit den Hausübungen hilft. Zuerst sind die jüngeren dran, dann die älteren. Die beiden ältesten Töchter gehen zwar schon arbeiten, wohnen aber noch zu Hause. „Sie sind mir eine große Hilfe“, so Claudia. Und die einzige. Denn Großeltern gibt es bei den Krausams leider keine mehr, Kindersitter werden budgetbedingt aus den eigenen Reihen rekrutiert. „Meine Frau macht alles, sie ist die ‚Chefin“ hier“, stellt Eugen schmunzelnd fest. „Vom Kochen über den Haushalt bis hin zu den vielen organisatorischen Aufgaben.“ Er selbst arbeitet am Hannovermarkt in Wien-Brigittenau. „Das ist praktisch, so haben wir immer frisches Obst und Gemüse.“ Lebensmittelverschwendung kann der tüchtige Vorarbeiter nämlich gar nicht leiden. „Am Markt wird so viel weggeschmissen, auch Waren, die noch vollkommen in Ordnung sind – also nehme ich sie mit oder bekomme immer wieder etwas geschenkt.“

Der "Silvesterunfall"

Hat sich Claudia immer schon eine Großfamilie gewünscht? „Geh, von wegen“, sagt sie und lacht. „Eigentlich war es ein Silvesterunfall.“  Das wollten wir nun aber genauer wissen. Also erzählt die 13-fache Mutter: „Eugen und ich haben uns in einer Videothek kennengelernt. Er hat dort ausgeholfen, ich war erst 18 Jahre alt und Stammkundin. Zu Silvester wurde ich dann ungeplant schwanger. Na ja, und so nahm alles seinen Lauf. Ich wollte kein Einzelkind haben, also kam zwei Jahre später unsere zweite Tochter zur Welt. Danach die dritte. Und dann habe ich mir noch einen Buben gewünscht, was erst beim fünften Mal gelungen ist.“ Ja, aber dann folgten noch acht weitere Kinder? „Ja, denn ich dachte, es wäre schön, wenn Georg noch einen Bruder hätte. Dann bekam ich aber wieder eine Tochter. Daraufhin Zwillinge.“ Das jüngste Kind, Madaleine, elf Monate, ist übrigens ein Silvester-Baby, also am 31. Dezember 2016 geboren. Womit sich der Kreis zur erstgeborenen Sonja, 20, schließt. Denn bei 13 soll es bleiben.

Der "ganz normale" Alltag

„Das Schöne bei uns ist, dass du immer jemanden zum Reden oder Spielen hast“, findet Tamara, 18. „Du bist nie alleine, und es ist  dauernd was los.“ Die älteren Kinder helfen den jüngeren – beim Anziehen, Essen, bei den Schulaufgaben. Streitereien gibt es manchmal wegen Gewand-Ausborgen oder wenn „der eine den anderen einfach nervt“. Schade sei allerdings, dass die ganze Familie nie auf einmal in Urlaub fahren kann. „Das ist sowohl organisatorisch als auch finanziell nicht drin“, bedauert Mutter Claudia. Denn es haben nicht alle zur gleichen Zeit (schul-)frei oder die gleichen Interessen. Also unternimmt man immer gruppenweise „Expeditionen“ – zu sechst ins Kino, zu fünft Besorgungen im Bauhaus erledigen, oder es machen die Ältesten mit deren Freunden eine Reise. Eine Herausforderung stellt aktuell das Einkaufen dar: Das Auto der Familie ist eingegangen, also heißt es „improvisieren“: Die kleinen Geschwister holen Gebäck beim Bäcker, die großen nehmen ein paar Taschen Einkauf auf dem Weg von der Schule oder Arbeit nach Hause, die Eltern fahren täglich mit dem Kinderwagen zum Supermarkt und voll beladen wieder heimwärts. Und manchmal finden sich nette Nachbarn, die ihr Auto für den Wochenendeinkauf herborgen.

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