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Wir lieben uns mehr denn je

Eine Ehe dauert in Österreich durchschnittlich zehn Jahre. Die von Herbert und Andrea trotz vieler Krisen bereits 26 Jahre. Was ist ihr Geheimnis? Eine Geschichte über die Liebe.

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Alles begann mit einem Satz. Eine Frage, sechs Wörter. Der Beginn einer Liebesgeschichte. Der Beginn von so viel mehr. Eine Frage, aus der später die Frage: „Willst du mich heiraten?“ wurde. Eine Frage, die zwei Menschen zusammengeführt hat. Zwei Menschen, die später vier Kinder auf die Welt brachten. Zwei Menschen, die zahlreiche Höhen und Tiefen erlebten und sich heute mehr denn je lieben. Dies ist die Geschichte von Herbert (70) und Andrea (50), die mit der Frage begann: „Darf ich neben Ihnen Platz nehmen?“

„Sie saß in dem griechischen Lokal an einem großen Tisch, in ihrer Austrian Airlines Uniform, und ich ging, ohne zu überlegen schnellen Schrittes auf sie zu. Ich war sofort verliebt“, erinnert sich Herbert an die erste Begegnung mit Andrea. „Die Tür ging auf, ich sah diesen wundervollen Mann, der direkt auf mich zukam, und es machte einfach nur Wusch“, so erlebte Andrea die ersten Minuten mit ihrem Mann. Bis zwei Uhr nachts saßen sie in dem Lokal und redeten einfach nur. „Ich habe total auf das Essen vergessen“, lacht Andrea. Binnen zwei Monaten war sie bei ihm eingezogen. Heute sind Herbert und Andrea 26 Jahre verheiratet, haben vier Kinder im Alter von neun, 16, 23 und 25 Jahren, einen Hund und zusammen unzählige Herausforderungen des Lebens gemeistert.

Statistisch gesehen wird in Österreich beinahe jede zweite Ehe geschieden (41 %, Stand 2017). Laut Statistik Austria beträgt die durchschnittliche Ehedauer der geschiedenen Ehen 10,7 Jahre. Die Hälfte aller Ehepaare halten keine zehn Jahre miteinander aus. Warum schaffen es manche Paare, schwierigste Umstände gemeinsam zu meistern, und manche scheitern am Alltag? Die Geschichte von Herbert und Andrea soll eine Antwort darauf geben.

Schwerer Start

Die Liebe zwischen Andrea und Herbert begann mit einer Herausforderung. „Meine Eltern haben diese Verbindung nicht befürwortet“, erinnert sich Andrea. Sie war damals blutjunge 21 Jahre alt, er 41. „Meine Eltern dachten, mit dem alten Knacker bekomme ich sicher keine Kinder. Das entsprach nicht den Vorstellungen darüber, wie ich zu leben hätte.“ Daran wäre ihre Familie fast auseinandergebrochen. „Sie hatten die Wahl, mich, ihre einzige Tochter, zu verlieren oder einen Schwiegersohn zu gewinnen. Andrea entschied sich für Herbert und notfalls gegen alle anderen. Ihre Familie akzeptierte, und als dann Denise, das erste Kind, zur Welt kam, beruhigte sich die Lage vollkommen.

Sinnkrise und Windeln

Mit der Liebe kam auch der Wunsch, gemeinsam zu arbeiten. Andrea war damals bei der AUA im Bodenpersonal tätig, Herbert war AHS-Lehrer. Nebenbei machten sie diverse Coachingausbildungen und Seminare. „Gleich nach dem Kennenlernen haben wir gemeinsam Workshops gegeben und wollten anderen Leuten helfen“, sagt Andrea. Eine sehr arbeitsintensive Zeit begann. Herbert stand im Rampenlicht und gab Vorträge und Seminare, Andrea übernahm die Organisation dahinter. Ein gemeinsames Institut entstand. Hauptberuf, Selbstständigkeit, zwei kleine Kinder: Es gab viel zu tun, und zwei weitere Kinder waren unterwegs. Nach 18 Jahren gemeinsamen Arbeitens und Lebens begann Andrea, ihren eigenen Weg zu gehen und ihre Berufung als Medium zu leben – ohne Herbert. Das erfüllte sie sehr, und sie hatte große Erfolge. Herbert hingegen fiel in eine dreijährige Sinnkrise. „Meine Frau machte Karriere ohne mich, und ich durfte nur noch kochen, putzen und Windeln wechseln. Dabei wollte ich so gerne mehr tun und wusste nur nicht, was und wie es weitergehen sollte.“

Burn-out und die große Reise

Nachdem Herbert mit der Zeit seinen Weg ganz unabhängig von dem seiner Frau gefunden hatte, stürzte Andrea in ein tiefes Burn-out. „Nichts ging mehr. Ich lag am Boden und wollte keine Menschen mehr sehen.“ Aber da gab es ein Unternehmen zu leiten, es gab mittlerweile vier Kinder zu betreuen und Rechnungen zu zahlen. Existenzängste kamen hoch. „Wie soll es weitergehen? Von was sollen wir jetzt leben? Ich habe über Jahre hinweg Events von bis zu 700 Menschen organisiert, aber irgendwann war Schluss, und es war mir alles zu viel. Ich wollte ein anderes Leben.“ Sie folgte ihrem Herzen, und die gesamte Familie ging daraufhin zwei Jahre lang auf Reisen. „Wir haben das Haus meiner Eltern verkauft, die Arbeit stillgelegt, die Kinder aus der Schule genommen, freilernend erzogen und aus der Natur neue Kraft geschöpft“, sagt Herbert. Nach der schweren Zeit arbeiten Andrea und Herbert wieder zusammen im Bereich Selfless Service und helfen zudem mit Freude Lebensberatern, Trainern und Coaches in deren Fach zur Exzellenz.

Mit 41 noch einmal schwanger

Die drei Jahre Sinnkrise und noch einmal drei Jahre Burn-out waren die schlimmste Zeit im Leben von Herbert und Andrea. Neben den Herausforderungen, die vier Kindern eben mit sich bringen, outete sich ihre Tochter mit 17 Jahren, im falschen Körper geboren zu sein. Sie wollte damals den Weg gehen, ein Mann zu werden, und wenn sie das nicht konnte oder durfte, wollte sie lieber sterben. „Ich habe damals mein Mädchen zu Grabe getragen, und heute sind wir stolz auf unseren Sohn“, sagt Andrea. Aber auch mit 41 Jahren unerwartet schwanger zu werden, war nicht einfach. Herbert: „Ich war bereits 61 Jahre alt und wollte endlich meine Ruhe haben vom Kindergeschrei und Windeln wechseln.“ Andrea wollte den Kleinen um jeden Preis. Aber auch diese Krise wurde gemeistert. Jede Partnerschaft hat ihre ganz persönlichen Herausforderungen.

Aber was ist nun das Geheimnis einer gelungenen und liebevollen Partnerschaft, die gemeinsam die Hürden des Lebens bewältigt?
„Man selbst ist das Fundament für eine glückliche Beziehung“, sagt Andrea. „Man muss zuerst an sich selbst arbeiten. Schmerzen aus der Vergangenheit auflösen. Vater- und Mutterthemen bereinigen. Ängste beseitigen. Innerlich aufräumen. Wenn jemand gelernt hat, eigene Muster aufzulösen, geduldig und liebevoll mit sich zu sein und sich selbst wertschätzend zu begegnen, lädt er einen Partner ein, es gleichzutun.“ Die meisten Menschen würden in eine Partnerschaft aus Mangel an Zuwendung und Liebe gehen. Sie wollen versorgt werden, mehr bekommen wollen, als ihnen die Eltern gegeben haben. „Man sollte sich fragen: Was ist der Grund für die Partnerschaft? Haben wir eine gemeinsame Vision? Eine Partnerschaft ohne Ziel dreht sich immer nur um die Befindlichkeiten des Paares selbst. Denn was gibt es Schöneres, als in einer Partnerschaft zu leben, wo man nicht bedürftig aneinander zerrt, sondern das Beisammensein so nährend ist, dass man voneinander lernt und daraus etwas viel Größeres entstehen kann? Man muss nur den Mut haben, seinen eigenen Ballast zu beseitigen. Und je mehr Altlasten wegfallen, desto leichter wird es.“

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