Ernährung

Wildkräuter – essen wie in der Steinzeit

Leicht zu finden, leicht zu erkennen, gut verträglich – das sind die Anforderungen an Wildkräuter, wenn Kinder mitsammeln und mitessen.

Wildkräuter - essen wie in der Steinzeit

Hinausgehen und nach Essbarem suchen – die meisten Kinder haben großen Spaß an dieser abenteuerlichen Art der Nahrungsbeschaffung. Es hat etwas von Jagen und Sammeln, von Überlebenstraining und Beutemachen. Während üblicherweise unsere gesamte Nahrung ausschließlich aus dem Lebensmittelhandel stammt, wo theoretisch nichts Ungenießbares erhältlich ist, ist das beim Kräutersammeln anders: Hier ist die Fähigkeit gefragt, Essbares von Nichtessbarem zu unterscheiden.

Sinnliche Futtersuche

Unsere Sinne sind perfekt darauf ausgerichtet, erst seit ein-, zweihundert Jahren brauchen wir sie dafür nicht mehr. Ein Wimpernschlag in 2,5 Millionen Jahren Menschheitsgeschichte, in denen uns die Unterscheidung von Grünschattierungen, Blattgefühl und Blütenduft das Überleben sicherte. Gerade die kindlichen Sinnesorgane sind besonders sensibel, nie mehr im späteren Leben werden Gerüche oder Farben so fein unterschieden. Auch wenn Kindern oft noch die Worte fehlen, um das Wahrgenommene zu beschreiben, werden sie schnell zu Meisterbotanikern, sobald sie ein wenig Übung bekommen.

Wildkräuter sind Powerfood

Wildwachsende Pflanzen müssen ohne Schutz und Pflege durch den Menschen zurechtkommen. Wind und Wetter, Frost und Tierfraß trotzen sie mithilfe ihrer funktionellen Inhaltsstoffe. In unserem Kulturobst und -gemüse sind sie stark „verdünnt“, vor allem Faser-, Gerb- und Bitterstoffe sind wenig populär. Das Einzige, wovon Kulturpflanzen mehr haben, sind Wasser und Zucker.
Auch wenn Ballast- und andere Pflanzenstoffe meistens im Zusammenhang mit Fastenkuren, Anti-Cellulite- und Leberreinigungsdiäten genannt werden, sind sie für Kinder mindestens genauso wertvoll. Unser Immunsystem hat seinen Hauptwohnsitz im Darm, und gerade der profitiert immens von wilden Grünkräutern. Ihre Ballaststoffe nähren die „guten“ Darmbewohner, ihre Gerbstoffe hemmen unerwünschte Keime, Bitterstoffe halten die Leber in Schwung und verhindern Blutzucker-Spitzen. Außerdem liefern Kräuter eine große Bandbreite an Mineralstoffen für das Knochenwachstum.

Nicht zu vergessen die Geschmacksprägung: Wer es von Kindheit an gewohnt ist, auch herb Schmeckendes zu essen, hat vermutlich für den Rest seines Lebens weitaus gesündere Geschmackspräferenzen als jene, die mit vermeintlichen „Kinderlebensmitteln“ großgezogen werden – die üblicherweise mild, weich und süß sind, oft künstlich aromatisiert und gefärbt und mit synthetischen Nährstoffen „angereichert“. Das Sammeln an sich ist sogar schon vor dem Essen gesund, denn es ist Bewegung im Grünen.

Keine Angst vor Giftpflanzen

Die meisten jungen Eltern haben selbst kein Kräuterwissen mehr mitbekommen, und viele wollen es zur Sicherheit erst gar nicht mit dem Kräutersammeln versuchen. Zu groß ist die Skepsis gegenüber dieser unbekannten Pflanzenwelt, in der es doch auch Giftiges gibt – und zu klein das Vertrauen in die menschliche Wahrnehmung. Ganz abgesehen vom Vertrauen
in die Wahrnehmung eines Kindes.

Dabei gibt es weniger Giftpflanzen, als viele meinen, auch ist giftig nicht gleichbedeutend mit tödlich. Dazu kommt, dass Giftpflanzen kaum wohlschmeckend sind; die Wahrscheinlichkeit, dass ein Kind eine gefährliche Menge verzehrt, ist äußerst gering. Macht man um alle Wildkräuter einen Bogen, die giftige oder ungenießbare Doppelgänger haben, bleibt immer noch mehr als genug delikates Essbares übrig.
Der kleine Nervenkitzel hat übrigens auch seine Vorteile, denn er sorgt für die nötige Ernsthaftigkeit. Alle Kinder sind vom Thema Giftpflanzen fasziniert und verstehen schon sehr früh, dass hier Respekt geboten ist, auch wenn es in unseren Breiten nur wenige wirklich gefährliche Wildpflanzen gibt (hingegen einige giftige Zierpflanzen!). Auf jedenFall sind Kräuterführungen ein guter Einstieg, denn Sinneseindrücke lernt man nun mal nicht aus Büchern oder vom Bildschirm.

Kochen mit Wildkräutern

Kräuter verwendet man in der Küche, wenn möglich, frisch, getrocknete Kräuter sind für den Winter. Sie werden auch meistens nicht gekocht, sondern nur kurz gedünstet oder blanchiert, um die Inhaltsstoffe zu schonen. Durch das Erhitzen wird manch würziges Kraut mild. Bei allen essbaren Kräutern sind auch die Blüten essbar. Auch beim Bärlauch! Für die Rezepte kann man die Kräuter nach Belieben und Verfügbarkeit wählen.

Die eisernen Sammelregeln

1. Beim Sammeln alle Sinne einsetzen! Reiben und Riechen nicht vergessen.
2. Nur sammeln, was schön ist – keine alten und vergilbten Pflanzen sammeln.
3. Kinder zeigen ihr Sammelgut einem Erwachsenen, bevor sie etwas davon essen.
4. Informieren Sie sich über giftige Pflanzen in Ihrem Garten/Ihrer Umgebung und schauen Sie sich diese mit Ihrem Kind genau an!
5. Nicht neben Straßen sammeln (Schwermetalle!).
6. Nicht neben Feldern sammeln (Spritzmittel!).
7. Nicht neben frequentierten Spazierwegen sammeln (Hundeklo!).

Rezepte mit Wildkräutern

Kräuter-Frischkäse-Bällchen

Frischkäse mit Semmelbröseln und/oder geriebenen Nüssen zu formbarer Konsistenz bringen. 2 bis 3 cm große Kugeln rollen und in fein gehackten Kräutern oder Blüten wälzen.

Wildes Omelette

10 Eier (3 für die Großen, 1 bis 2 pro Kind)
2 Handvoll Kräuter
Salz, Pfeffer
Eier, Salz und fein gehackte Kräuter verrühren und in einer Pfanne in etwas heißem Öl stocken lassen – fertig.

Ei-Salat

Hart gekochte Eier,
Joghurt und Sauerrahm zu gleichen Teilen (soll nicht flüssig werden),
Salz,
Kräuter
Die Kräuter fein hacken, die Eier grob zerkleinern. Alles vermischen und die Konsistenz ggf. mit mehr oder weniger Joghurt und Sauerrahm nachbessern. Mit einigen Kräuterblättchen dekorieren.

Beeren-Muffins

230 g Zucker
3 Eier
1 Vanilleschote
150 ml Öl
230 ml Buttermilch
380 g Mehl
3 TL Backpulver
370 g wilde Him-/Brom-/Heidelbeeren
Eier trennen, Eiklar steif schlagen. Zucker, ausgeschabtes Vanillemark und Dotter schaumig rühren. Öl und Buttermilch langsam zur Dottermasse geben und weiterrühren. Mehl mit Backpulver mischen und unterrühren, danach vorsichtig den Eischnee und zuletzt die Beeren unterheben. In eingefettete oder mit Papierförmchen ausgelegte Muffin-Backformen füllen und im vorgeheizten Rohr bei 170 °C ca. 25 Minuten backen.

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