Moms only

Wiedereinstieg als Chefin

Nach der Babypause ist der Weg zurück in den alten Job für manche Frauen oft nicht mehr erstrebenswert oder gar nicht möglich. Auf der Suche nach mehr Selbstverwirklichung und einer besseren Vereinbarkeit mit Kind und Haushalt gründen immer mehr Mamas ihr eigenes Business.

Leidenschaftliche Bäckerinnen machen sich mit Selbstgebackenem selbstständig. Begnadete Strickerinnen gründen ihr eigenes Strickcafé. Journalistinnen publizieren als selbstständige Bloggerinnen von daheim aus. Modebegeisterte Mamis eröffnen ihren eigenen Secondhand-Laden, und ehemals angestellte Bilanzbuchhalterinnen verwirklichen mit selbstständigen Onlineberatungen ihre berufliche „Second Chance“. Ob eigener Webshop, Mamablog, Kaffeehaus, Fitness-Start-up oder Consulting: Immer mehr Mütter wollen nach der Karenz als Jungunternehmerinnen Fuß fassen.

Selbstständigkeit versus angestellt: Gerade das Homeoffice verspricht flexiblere Arbeitszeiten und eine bessere Vereinbarkeit von Kinderbetreuung und Job.

Zitatzeichen

Raus aus dem Hamsterrad

„Jeder, der Kinder hat, weiß, dass sich mit der Familiengründung die eigenen Werte verschieben“, sagt Familienberaterin und Karrierecoach Linda Syllaba. Die Babypause ist daher vor allem für viele Mamas ein guter Moment, um darüber nachzudenken, wie es wäre, aus dem alten Hamsterrad auszusteigen. Was will ich in meinem Leben erreichen? Worauf möchte ich im Alter einmal zurückblicken? Worin liegen meine Stärken und Leidenschaften, und wie kann ich letztere bestenfalls beruflich nutzen? Das sind oft die Fragen, die den Weg zur selbstständigen Tätigkeit eröffnen – für viele eine attraktive Alternative zum typischen Angestelltenverhältnis. Die Vorteile scheinen auf der Hand zu liegen: flexiblere Arbeitszeiten und damit eine bessere Vereinbarkeit von Job und Kinderbetreuung. Auch die Tatsache, seine „eigene Chefin“ zu sein, klingt vielversprechend. Für manche Mütter (und natürlich auch Väter) ist die Selbstständigkeit oft auch der einzige berufliche Ausweg. Kündigungen, Firmenkonkurse oder aber schlichtweg familiäre Umstände wie etwa die Erkrankung eines Familienmitgliedes oder ein behindertes Kind können berufliche Neuorientierungen erfordern.

Aller Anfang ist schwer

Neben dem besonderen Reiz, etwa „Eigenes“ auf die Beine zu stellen, gibt es für den Einstieg in die Selbstständigkeit eine Menge Hürden und Ungewissheiten: Wie mache ich mich überhaupt selbstständig? Was gilt es rechtlich oder hinsichtlich der Qualitätssicherung zu beachten? Wie organisiere ich meine Buchhaltung, wie regle ich Steuerzahlungen oder meine Pensionsvorsorge? „Viele Menschen haben gute Ideen, aber nur wenige bringen sie tatsächlich auf die Straße“, weiß Linda Syllaba. Sich selbstständig zu machen, sei also auf jeden Fall eine Typsache und nicht für jeden oder jede geeignet. Zu den unabdingbaren Startvorausetzungen zählen laut Syllaba ein gesundes Maß an Größenwahn sowie eine gehörige Portion Mut. Starthürden seien nämlich quasi vorprogrammiert. Hat man erst einmal die undankbaren Buhrufe seitens des Familien- und Bekanntenkreises ausgehalten, geht es an klare Zielsetzungen und fokussierte Fragestellungen.

Wo liegen etwa meine Talente und Stärken? Welche Anlaufstellen für Beratungen oder Förderungen kann ich nutzen? Wohin will ich mich durch meine neue berufliche Karriere als Persönlichkeit entwickeln? Am Ende soll der Neubeginn schließlich den ersehnten Mehrwert darstellen – in punkto Selbstverwirklichung und Zeiteinteilung, im Idealfall freilich auch finanziell. Erfahrungsgemäß klingelt aber nicht sofort das Geldbörsel. Im Gegenteil: Kosten für Fortbildungen, Promotion oder Kooperationen bringen in Summe zunächst oft eher Verluste als schwarze Zahlen. Wer in seinem Business voll und ganz auf die eigene Person setzt und plötzlich aus irgendeinem Grund ausfällt, hat zudem mit Einbußen zu rechnen. Jede, die auf eine One-Woman-Show setzt, müsse also umso mehr Selbstfürsorge betreiben, soll heißen: achtsam mit den eigenen Ressourcen und dem eigenen Zeitmanagement umgehen. Gerade die viel gepriesene flexible Arbeitszeiteinteilung bei Selbstständigen ist keinesfalls damit zu verwechseln, dass insgesamt weniger Arbeit ansteht. „Als eigener Chef bin ich selber für meine Zeiteinteilung verantwortlich und muss schauen, wie familienfreundlich ich meinen Job tatsächlich gestalten kann“, erklärt Beraterin Syllaba.

Für Menschen, die im Freizeitbusiness tätig sind, kann das auch bedeuten, dass es zwar flexibel gestaltbare, aber atypische Arbeitszeiten gibt, die für die Familie insgesamt auch umsetzbar sein müssen. Der Partner muss also im Idealfall „mitspielen“. Gemeinsame, für alle zumutbare Regeln für Kinderbetreuung und Haushaltsmanagement sind unabdingbar. Ein gewissenhaftes Kostenmanagement sowieso. Wirklich reich werden am Ende im Übrigen die wenigsten. Eine solide Einnahmequelle kann eine fruchtbare Selbstständigkeit aber allemal darstellen – mit unterm Strich hoffentlich mehr Lebensqualität und einer sinnstiftenden Tätigkeit.

Ein Vorteil von Selbstständigkeit ist, dass ich nur mir selber gegenüber verantwortlich bin, warum ich daheim bleibe, wenn mein Kind krank ist.

Iris Floimayr-Dichtl

mamafit.at

Zitatzeichen

Fit fürs eigene Business

mamaFIT ist ein Outdoortraining für Schwangere und Jungmamas. Das Unternehmen bildet inzwischen auch eigene Trainerinnen aus.

Erst das Muttersein hat Iris Floimayr-Dichtl zu ihrem eigenen Business gebracht. „Ich habe zwar vor meinen Kindern bereits als Trainerin gearbeitet, aber durch meine Schwangerschaften habe ich erst erkannt, was meine Zielgruppe wirklich braucht“, erzählt die Sportwissenschaftlerin. Mit Zielgruppe sind Schwangere, Jungmamas und Frauen im Allgemeinen gemeint. Floimayr-Dichtl hat nämlich vor sechs Jahren das Trainingskonzept mama-FIT gegründet – für alle Mamas, die gerne Bewegung in der Natur machen, zeitlich flexibel sowie mit oder ohne Baby.

Selbstmanagement & klare Positionierung

„Sein eigener Chef zu sein, erfordert extrem viel an Einsatz, eine klare Linie der Selbstoptimierung sowie ein straffes Selbstmanagement.“ Damit ist vor allem auch die eigenverantwortliche Zeiteinteilung gemeint. Das oberste Gebot laut Floimayr-Dichtl für alle, die sich selbstständig machen wollen: „Eine eindeutige Positionierung und bei den Einnahmequellen keinesfalls nur auf ein Pferd setzen.“ Ihre persönliche, größte Hürde: „Ich habe viel zu lange alles selber gemacht, und das wird irgendwann zu viel. Für Weiterentwicklung braucht es ein Team!“

Iris Floimayr-Dichtl ist Sportwissenschaftlerin, Trainerin und Gründerin von mamaFIT – Outdoortraining für Schwangere und Jungmamas – www.mamafit.at

Forum

Diskutieren Sie über diesen Artikel

Insgesamt 0 Beiträge

Wir setzen Cookies auf dieser Website ein, um Zugriffe darauf zu analysieren, Ihre bevorzugten Einstellungen zu speichern und Ihre Nutzererfahrung zu optimieren. weitere Informationen

The cookie settings on this website are set to "allow cookies" to give you the best browsing experience possible. If you continue to use this website without changing your cookie settings or you click "Accept" below then you are consenting to this.

Close