Politik

Wie sich die Kindergartengebühr in Oberösterreich auswirkt

Addendum recherchierte nach einem Statement der oberösterreichischen Bildungslandesrätin Christine Haberlander (ÖVP) zu den Auswirkungen der Gebühr für Nachmittagsbetreuung in oberösterreichischen Kindergärten.

kindergarten

Seit 1. Februar gibt es in Oberösterreich die Gebühr für die Nachmittagsbetreuung in Kindergärten – die Gratis-Betreuung ist Geschichte. Welche Auswirkungen und Konsequenzen dieser Schritt hatte, recherchierte Addendum umfassend.

Die Kosten

Seit 1. Februar 2018 zahlen Eltern zwischen 42 und 110 Euro pro Monat an die Gemeinde, wenn ihr Kind an fünf Tagen nach 13 Uhr im Kindergarten betreut werden soll. Die Gebühr berechnet sich anhand des Brutto-Familieneinkommens. Neben dem Wochentarif gibt es auch Tagestarife für jene Kinder, die nicht jeden Tag die Nachmittagsbetreuung in Anspruch nehmen.

Jedoch: Bleibt ein Kind vier Tage, wird der Wochentarif fällig, benötigen Eltern nur einen Nachmittag die Betreuung, kommt der Zwei-Tage-Tarif zur Anwendung. Schwierig wird es dort, wo der Kindergarten zum Beispiel freitags kein Nachmittagsprogramm anbietet und die Eltern gar nicht die fünf Tage in Anspruch nehmen könnten, wenn sie es denn wollten. Zahlen müssen sie dennoch.

Das Ergebnis

Mindestens 3.450 Kinder besuchen die Nachmittagsbetreuung gar nicht mehr oder kürzer – das ist die Bilanz einer Erhebung der Fachhochschule Wien in Kooperation mit Addendum. Für die Erhebung wurden alle 442 Gemeinden telefonisch kontaktiert und zu den Auswirkungen der eingeführten Gebühr befragt. In mindesten 162 Gemeinden führten die Mehrkosten zu einer Verringerung der Nachmittagsbetreuung, in 43 blieb sie konstant. Die Erhebung bezieht sich auf öffentliche Kindergärten, weil private die Anzahl der betreuten Kinder nicht an die Gemeinde weiterleiten müssen.

Addendum kontaktiere daraufhin die zuständige Landesrätin Christine Haberlander mit den Zahlen und ob die Schätzung ihren Erwartungen entspricht. Dazu teilte sie schriftlich mit, dass die unterschiedlichen Abmeldezahlen in den Medien zur Verunsicherung der Eltern und Pädagogen führten und die wirklichen Zahlen noch erhoben werden. Ein Bericht soll dazu im August folgen.

Das Problem

Weil es in einigen Gemeinden zu mehr als 50 Prozent Abmeldungen kam, wird es auch für jene Eltern, die eine Nachmittagsbetreuung in Anspruch nehmen wollen, künftig keine geben, weil sie nicht mehr zustande kommt. Nach dem oberösterreichischen Kinderbetreuungsgesetzt müssen mindesten zehn Kinder in einer Gruppe sein. Jene Kinder, die dennoch eine Betreuung am Nachmittag benötigen, müssen von Eltern, Großeltern oder Tagesmüttern betreut werden. Nicht nur die Kinder trifft die neue Regelung, sondern vor allem alleinerziehende Mütter.

Viele Gemeinden suchen nun neue Wege, wie etwa Kirchheim im Innkreis, so Addendum. Dort bezahlt die Gemeinde nun die Tagesmütter für die Eltern, weil zu wenige Kinder die Nachmittagsbetreuung nutzen. Andere Gemeinden, wie etwa Moosdorf, Kremsmünster und Obertraun übernehmen die Gebühren für die Eltern nun, weil sonst keine Gruppe zustande gekommen wäre. Auch soziale Unterstützungen an die individuellen Lebensumstände stehen den Eltern seitens der Gemeinden nun zur Verfügung.

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