Gesundheit

Wie kann ich mein Kind richtig trösten?

Viele Eltern lassen Ihr Kind in seinem Schmerz allein, weil sie nicht wissen, wie Trösten „geht“.

Melli, 8, ist sehr traurig. Ihre beste Freundin Kathrin beachtet sie nicht mehr, seit Barbara neu in der Klasse ist. Früher haben sie in der Pause zusammen gelacht, jetzt ist Melli plötzlich uninteressant. Das tut sehr weh. Sie würde so gerne ihrer Mutter mehr davon erzählen, aber die meinte nur: „Es gibt noch viele Mädchen in deiner Klasse. Du wirst schon eine andere Freundin finden.“ Melli fühlt sich unverstanden und daher sehr einsam. Sie zieht sich immer mehr zurück, aber niemand in der Familie kümmert sich darum.

Ein Kind in seinem seelischen oder körperlichen Schmerz allein zu lassen, ist nicht nur lieblos, sondern hat auch negative Auswirkungen auf das spätere Leben. Melli „lernt“, dass ihre Gefühle offenbar nicht wichtig sind, weil die Bezugspersonen ihr Leid mit nichtssagenden Worten abtun. Um nicht weiter enttäuscht zu werden, verstummt sie. In der Folge hat sie oft Bauchschmerzen, die keine organische Ursache haben. Diese Reaktion auf Schmerz, den sie nicht teilen kann, wird sie möglicherweise bis ins Erwachsenenleben begleiten.

Gehören Sie zu den Eltern, die nicht in der Lage sind, ihr Kind einfühlsam zu trösten?

Sehr wahrscheinlich können Sie dann auch in der Partnerschaft oder im Freundeskreis dem anderen keinen Trost spenden. Dabei wäre es eigentlich so einfach. Fragen Sie sich: „Was wünsche ich mir von meinem Umfeld, wenn es mir schlecht geht?“ Die Antwort würde sicher so oder ähnlich aussehen: „Ich möchte, dass mir jemand aufmerksam zuhört, mich in den Arm nimmt, weinen lässt, auch meinen Zorn aushält, fragt, wie er mir helfen kann, wartet, bis ich um Rat frage und ihn mir nicht aufdrängt, nicht alles besser weiß, niemals sagt „ Das habe ich dir doch gleich gesagt“, akzeptiert, dass ich vielleicht nicht sofort darüber sprechen kann, wenn nötig ganz praktische Hilfe anbietet (Tee, etwas zu essen, einen Weg erledigen …) und auch an meiner Seite bleibt, wenn der Schmerz nicht sofort erledigt ist, sondern länger dauert.“

Genauso wünscht sich Ihr Kind Aufmerksamkeit, Liebe, Zuwendung, Verständnis und wenn nötig Hilfe. Mit dem Unterschied, dass Sie sich Menschen aussuchen können, die sich im Ernstfall so verhalten, ein Kind aber nicht. Es ist auf Ihr Einfühlungsvermögen angewiesen, also enttäuschen Sie es bitte nicht.

Kinder brauchen Trost in vielen Situationen

Das beginnt bei Babys, die schreien, weil sie ihr Unbehagen anders noch nicht artikulieren können. Dieses Unwohlsein kann sich darauf beziehen, dass sie Schmerzen haben, frieren, unter Hitze leiden, hungrig oder schläfrig sind. Aber es kann auch bedeuten, dass sie Nähe, Körperkontakt oder Beruhigung brauchen. Immer ist ihr Weinen jedoch ein Hilferuf. Größere Kinder leiden unter Zurückweisung oder gar Mobbing, mangelndem Selbstwertgefühl, Einsamkeit, Schwierigkeiten mit Lehrern oder anderen Erwachsenen, Liebeskummer, Geheimnissen, die sie belasten, Problemen mit ihrem Aussehen, weil sie Außenseiter sind oder ein wichtiger Mensch gestorben ist. Natürlich können auch Schwierigkeiten innerhalb der Familie der Grund dafür sein. So fühlen Kinder und Jugendliche sich vielleicht benachteiligt, unverstanden, ignoriert oder vernachlässigt. Möglicherweise brauchen sie Trost, weil die Eltern streiten oder sich trennen, sie neidisch auf Bruder oder Schwester sind, mit einer Patchwork-Situation nicht zurechtkommen oder sich aus vielen Gründen ungeliebt fühlen. Und wegen tausend anderer Ursachen mehr.

Das Wichtigste ist, dass Ihnen auffällt, wenn es Ihrem Kind schlecht geht. Das muss sich nicht immer mit Traurigkeit oder Rückzug zeigen. Manche werden „frech“ oder zeigen aggressives Verhalten, andere klagen über diverse Befindlichkeitsstörungen. Schieben Sie eine Verhaltensänderung Ihres Kindes also nicht nur „auf die Pubertät“ oder dass „er/sie ja nur Aufmerksamkeit will.“ Das kann durchaus sein, aber auch das hat dann einen Grund. Und Babys schreien nicht „nur so“.

Kaum etwas schafft solch eine tragfähige Bindung zwischen Menschen wie tiefes Verständnis, liebevolles Auf-den-anderen-Eingehen, sanfter Körperkontakt und die rechten Worte zur richtigen Zeit. Schenken Sie all das Ihrem Kind und freuen Sie sich dann über sein Vertrauen.

Was sollen deine Eltern tun, wenn es dir schlecht geht?

Rosemarie Nagl, 5
Kuscheln!

Rosemarie Nagl, 5

Zitatzeichen
Niklas Maier, 13
Wenn es mir schlecht geht, will ich, dass meine Mutter mich auf den Schoß nimmt, mir ein Bussi gibt, fragt, was los ist, und sich um mich kümmert.

Niklas Maier, 13

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Laura Rohde, 8
Ich möchte dann, dass mich jemand tröstet und mit mir redet. Kuscheln mag ich auch, wenn ich traurig bin!

Laura Rohde, 8

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