Bildung

Wenn Rechnen zum Problem wird – Interview

„Reines Üben ist kontraproduktiv“ - Die Rechenschwäche-Therapeutin Ute Vonkilch fördert mathematisches Denken bei Kindern.

Was versteht man unter Dyskalkulie bzw. einer Rechenschwäche eigentlich genau?
Vonkilch: Im Grunde geht es um Fehlvorstellungen im mathematischen Bereich, die vor allem die Grundrechenarten betrifft. Bei den Definitionen muss man unterscheiden: Bei einer Dyskalkulie-Diagnose wird ein IQ-Test durchgeführt. Gibt es bei einem durchschnittlich intelligenten Kind, also mit einem IQ von 70 und höher, eine Abweichung im mathematischen Bereich, wird von Dyskalkulie gesprochen. Das ist ein psychologisches Gutachten und sagt noch nichts über die Art der rechnerischen Defizite aus. Dafür braucht es eine ausführliche Statuserhebung, die genau aufzeigt, wo das Kind rechnerisch wirklich steht.

Eine Rechenschwäche ist ein Resultat falscher Lernprozesse und keine Krankheit, mit gezielter Förderung kann man da viel bewirken.

Ute Vonkilch, Expertin für Rechenschwächen, www.recheninsitut.at

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Aber wie können Eltern erkennen, dass das Kind hier Förderung braucht?
Man kann eine Rechenschwäche meist schon im 1. Schuljahr erkennen. Wenn ein Kind zu Weihnachten noch mit den Fingern zählt, sollte man aufmerksam werden. Ein großes Problem ist, dass Kinder mit sehr unterschiedlichen Lernniveaus aufeinandertreffen. Die Kinder, die da am 1. Schultag ein Defizit mitbringen, bauen das in der Regel weiter aus. Wichtig ist aber, zu sagen: Eine Rechenschwäche ist ein Resultat falscher Lernprozesse und keine Krankheit, mit gezielter Förderung kann man da viel bewirken.

Was sind die häufigsten Fehler im Umgang mit rechenschwachen Kindern?
Ständiges Üben. Üben bringt kein Verständnis, es ist eher kontraproduktiv. Dabei wird eine fehlerhafte Technik nur weiter verfestigt. Oft werden den Kindern auch Eselsbrücken angeboten, auch das bringt langfristig keine Hilfe, weil die Grundlagen dabei nicht gelernt werden. Und es ist wichtig, nicht zu emotional zu werden. Häufig werden die Kinder ständig zum Üben angehalten, es wird viel gestritten – eine Negativspirale ist die Folge. Besser ist es, schon früh und gezielt die Ursachen auszumachen und zu beheben.

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