Gesundheit

Wenn das Handy krank macht

Die Digitalisierung hat Einzug in den Alltag unserer Kinder gehalten. Doch der tägliche Umgang mit der Technik birgt auch gesundheitliche Gefahren. familiii hat sich Rat bei Experten geholt.

Für Kinder und junge Menschen ist der Umgang mit mobilen Geräten längst Teil ihres Lebens. Sie sind damit aufgewachsen und benutzen Computer, Tablets oder Smartphones wie selbstverständlich. Googeln, Fotos teilen und immer und überall mit seinen Freunden kommunizieren gehört zum Alltag. Doch neben den unbestreitbaren Vorteilen der Digitalisierung beginnen sich langsam auch negative Auswirkungen bemerkbar zu machen. Das Starren auf das Display, die Fehlhaltung dabei und die gleichförmige Wischbewegung beim Spielen oder Kommunizieren hinterlassen zunehmend ihre Spuren.

Smartphonenacken und Co

Die Stunden vor dem Computer oder mit dem Smartphone in der Hand können vor allem im orthopädischen Bereich Auswirkungen haben. Die Hauptproblematik liegt dabei in der gebückten Körperhaltung, die bei der Nutzung von mobilen Geräten eingenommen wird. Mediziner sprechen von der „Head-down-Generation“. Durch die permanente Fehlhaltung entstehen Phänomene wie „Smartphonenacken“ oder „Handynacken“. Beim Gebrauch des Smartphones wird der Kopf oft sehr weit nach vorne gebeugt. Die Anatomie verändert sich dabei, da der Kopf wie ein schweres Gewicht nach unten gezogen wird. Bei einer Neigung von nur 15 Grad zerren laut Medizinern zwölf Kilogramm an den Halswirbeln. „Das wachsende Skelett ist besonders sensibel. Das erste Zeichen sind Überlastungserscheinungen, die Bänder und Muskeln betreffen und sich durch Schmerzen und Verspannungen im Nacken oder Rückenbereich bemerkbar machen. Auch Kopfschmerzen können auftreten“, warnt Catharina Chiari, Fachärztin für Orthopädie und orthopädische Chirurgie. Und weiter: „Hier kann man rechtzeitig Gegenmaßnahmen setzen und durch regelmäßige Bewegung und Sport einen Ausgleich schaffen. Gezielte Heilgymnastik mit Kräftigung der Rückenmuskulatur und des Schultergürtels mit gleichzeitigen Lockerungsübungen kann ebenfalls Abhilfe schaffen.

Bleibende Schäden sind natürlich möglich, wenn nicht rechtzeitig reagiert wird und eine jahrelange Überlastungssituation entsteht. Im Extremfall können Bandscheibenschäden entstehen, vor allem wenn zusätzlich Übergewicht vorliegt.“ Ein weiteres orthopädisches Phänomen ist die „WhatsApp Disease“ oder der „Handy-Daumen“. Wenn es im Daumen zieht, im Handgelenk und sogar an der Arminnenseite entlang bis zum Ellenbogen schmerzt, dann sind das Anzeichen dafür, dass man es mit dem Tippen und Wischen auf dem Smartphone eindeutig übertrieben hat. Kommt es zur Entzündung, heißt es vor allem: Handy weglegen! Wird diese Entzündung chronisch, kann sich die Heilung über Monate ziehen oder gar eine Operation notwendig werden.

Lange Naharbeit, vor allem mit geringem Leseabstand, kann die Entstehung einer Kurzsichtigkeit begünstigen.

Dr. Andreas Prangl-Grötzl, Augenarzt EYE Factory Vienna

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Zukunft mit Brille

Und auch auf die Augen kann der Dauergebrauch der mobilen Geräte negative Auswirkungen haben. Auffällig ist, wie sehr die Kurzsichtigkeit (Myopie) gerade bei jungen Menschen in den letzten Jahren zugenommen hat. Die American Academy of Ophthalmology geht davon aus, dass bis 2050 die Hälfte der Weltbevölkerung kurzsichtig sein wird. Eine Beobachtung, die auch Augenarzt Andreas Prangl- Grötzl von der EYE Factory Vienna macht. „In unserer Ordination gibt es einen deutlichen Anstieg der Kinder mit Myopie und vor allem der Kinder und Jugendlichen mit schlechterer Akkommodation, der dynamischen Anpassung der Brechkraft des Auges.“ Die lange Naharbeit, vor allem mit geringem Leseabstand, könne die Entstehung einer Kurzsichtigkeit begünstigen, so Andreas Prangl-Grötzl. Häufiges und ausuferndes Nutzen von Smartphones oder Tablets kann zu einer Ermüdung im Nahbereich führen, daraus folgt verschwommenes Sehen im Fernbereich. Längere Aufenthalte im Freien, bei denen das Auge zwischen Nah- und Fernbereich wechseln kann, und eine Begrenzung der Nutzungszeit für Kinder ist anzuraten.

Wie oft sollte nun ein Kind bei der Nutzung von Smartphone etc. Pausen einlegen? „Bei Bildschirmarbeit wird empfohlen, dass alle 50 Minuten eine Pause eingelegt werden soll. Eine Empfehlung ist, dass die Bildschirmzeit (Handy, TV …) für Kinder unter sechs Jahren auf 30 Minuten pro Tag begrenzt werden sollte, bei Kindern bis zehn auf eine Stunde pro Tag“, gibt Augenarzt Prangl- Grötzl Auskunft. Grundsätzlich sind auch Entspannungsübungen immer angezeigt: Augen rollen, Blick in die Ferne einstellen, Hände reiben, bis sie warm sind, und leicht die Augen damit verdecken – eine Linderung stellt sich sofort ein.

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