Gesundheit

Warum sind wir kitzlig?

Forscher der Humboldt-Universität zu Berlin (HU) fanden heraus, was im Gehirn passiert, wenn wir gekitzelt werden und welche Hirnregionen für Kitzligkeit zuständig sind

Eltern kitzeln Kind

Von allen Tastempfindungen ist „Kitzligkeit“ die eigenartigste und am wenigsten verstandene. Warum bringt uns Kitzeln zum Lachen? Warum sind nur bestimmte Körperteile kitzlig? Warum können wir uns nicht selbst kitzeln? Diese Fragen sind alt und haben schon Aristoteles und Charles Darwin beschäftigt. Die Mechanismen, die der Kitzligkeit zugrunde liegen, sind jedoch nach wie vor unbekannt. Forscher der Humboldt-Universität zu Berlin (HU) fanden kürzlich heraus, was im Gehirn passiert, wenn wir gekitzelt werden und welche Hirnregionen für Kitzligkeit zuständig sind.

Positive Raktionen auf das Kitzeln

Michael Brecht, Professor für Systembiologie und Neural Computation an der HU sowie Vorstand beim Exzellenzcluster NeuroCure, untersucht gemeinsam mit Dr. Shimpei Ishiyama die Kitzligkeit bei Ratten. In den  neuen Untersuchungen könnten sie zeigen, dass Ratten äußerst positiv auf das menschliche Kitzeln reagieren. Die Tiere gaben nicht nur zahlreiche Ultraschallrufe von sich, sondern näherten sich der kitzelnden Hand. Nach dem Kitzeln vollführten sie Freudensprünge, eine Verhaltensweise, die man bei verschiedenen Säugerarten mit stark positiven Emotionen beobachtet.

„Kitzeln gewinnt für das soziale Miteinander an Bedeutung“

Um diese besondere Art der Berührung besser zu verstehen, konzentrierten sich die Wissenschaftler in ihren Untersuchungen auf die Region im Gehirn, die Tastempfindungen verarbeitet (somatosensorischer Kortex). Diese ist wie eine Abbildung des Körpers angeordnet mit entsprechenden Bereichen für jedes Körperteil. In der Rumpfregion  beobachteten die Forscher Nervenzellen, die stärker auf Kitzeln als auf eine normale Berührung antworteten. Die „kitzligen“ Zellen waren auch während der anderen beobachteten Spielverhalten aktiv. Die bloße elektrische Reizung dieser Nervenzellen genügte, um die gleichen Ultraschallrufe auszulösen. Bemerkenswerterweise waren die Reaktionen auf Kitzeln bei ängstlichen Tieren unterdrückt, und somit wie auch beim Menschen stimmungsabhängig. Zusammengenommen deuten die Befunde darauf hin, dass  Nervenzellen in der Hirnrinde bei der Entstehung der Kitzligkeit eine entscheidende Rolle spielen.

Die kitzelige Stelle im Gehirn

Somit kommentiert Brecht: „Es sieht so aus, als hätten wir die kitzlige Stelle im Gehirn gefunden. Die Ähnlichkeit von Zellantworten beim Kitzeln und Spielen ist bemerkenswert. Vielleicht dient Kitzeln dazu, Individuen zum gemeinsamen Spielen zu bringen und gewinnt dadurch für das soziale Miteinander an Bedeutung. In diesem Zusammenhang war es entscheidend, den zugrundeliegenden Mechanismus im Gehirn zu verstehen.“

Forum

Diskutieren Sie über diesen Artikel

Insgesamt 0 Beiträge

Wir setzen Cookies auf dieser Website ein, um Zugriffe darauf zu analysieren, Ihre bevorzugten Einstellungen zu speichern und Ihre Nutzererfahrung zu optimieren. weitere Informationen

The cookie settings on this website are set to "allow cookies" to give you the best browsing experience possible. If you continue to use this website without changing your cookie settings or you click "Accept" below then you are consenting to this.

Close