Medien

Von der Kraft der Fantasie

Für den österreichischen Kinofilm „Wie ich lernte, bei mir selbst Kind zu sein“ (derzeit im Kino) stand der 14-jährige Valentin Hagg erstmals vor einer Kamera – und das gleich in einer Hauptrolle.

In der Verfilmung einer Erzählung von André Heller geht es um nichts Geringeres als das Erwachsenwerden, das Träumen und die erste Liebe: Es ist das Nachkriegs-Österreich der biederen 50er-Jahre in dem der 12 Jahre alte Paul Silberstein (Valentin Hagg) aufwächst. Paul entstammt einer Wiener Zuckerbäckerdynastie, der es nicht Geld, dafür aber an Menschlichkeit und emotionaler Wärme mangelt. Seine Mutter Emma (Sabine Timoteo) ist zwar wunderschön aber auch unnahbar und sein strenger Vater Roman (Karl Markovics), ein zum Katholizismus konvertierter Jude, trägt am liebsten seine alte Uniform der französischen Ehrenlegion und ist ein verbitterter und zynischer Mann.

Der altkluge Paul ist der Einzige in seiner Familie, der es wagt, sich gegen das gestrenge Patriarchat des opiumsüchtigen Vaters aufzulehnen – und wird dafür in ein jesuitisches Knabeninternat verbannt. Mit fantasievollen Tagträumen erschafft sich der kreative Paul dort seine eigene Welt, um der Strenge des Internats zu entfliehen. Mal ist er Napoleon, dann wieder Zauberkünstler oder Zirkusdirektor. In der rauen Wirklichkeit gibt es immerhin einen Lichtblick: die aufgeweckte Eleonore, die jenseits der Klostermauern lebt und in die sich Paul verliebt. Erst als sein Vater stirbt, scheint Paul eine Chance auf ein glückliches und freies Leben zu erhalten – und nimmt sein Schicksal und das seiner Familie selbst in die Hand.

Poetisch und berührend

Rupert Henning hat mit „Wie ich lernte, bei mir selbst Kind zu sein“ die gleichnamige Erzählung von Multimediakünstler André Heller verfilmt, die autobiografische Züge aufweist und überzeugt mit einem poetischen, humorvollen und berührenden Film – sowie dem jungen Hauptdarsteller Valentin Hagg, der fantasievollen Buben auf eindringliche Weise verkörpert. Mit familiii sprach der 14 Jahre alte Wiener und Sohn zweier Schauspieler über seine erste große Rolle und die Herausforderungen an einem Filmset.

 

Für „Wie ich lernte, bei mir selbst Kind zu sein“ bist du das erste Mal vor einer Filmkamera gestanden und dann gleich in einer Hauptrolle. Wie bist du denn zu dem Projekt gekommen?

Valentin Hagg: Über meinen Vater. Er hat mir von dem Film erzählt und, dass es ein E-Casting dafür gibt – das habe ich dann gemacht, denn ich habe das Buch von André Heller davor schon gelesen und mir gedacht, dass es ein ziemlich cooler Film werden könnte. Und als die Möglichkeit da war, habe ich mir gedacht, dass ich das einfach mal probiere. Mein Vater ist auch Schauspieler und hat mir Tipps für das E-Casting gegeben – und nach drei weiteren Castings hatte ich die Rolle dann.

Wie hast du dich denn auf deinen ersten Film vorbereitet?

Ich habe die Rolle mit einem Coach eingeübt und auch meine Eltern haben mir viel geholfen. Vor den ersten Drehtagen hatte ich dann schon ein wenig Angst, weil ich so etwas ja noch nie gemacht habe. Aber es war in jedem Fall eine Herausforderung, die sich gelohnt hat.

Von seinem strengen Vater (Karl Markovics) wird der altkluge Paul (Valentin Hagg) ins Internat gesteckt.

Deine Eltern sind ja beide Schauspieler. War für dich schon länger klar, dass du das auch machen möchtest?

Ja, schon. Ich habe mir schon als kleines Kind gerne Theaterstücke angeschaut in denen meine Eltern mitgespielt haben und das hat mich immer unglaublich begeistert. Deshalb habe ich ihnen auch gesagt, dass sie mir sagen sollen, wenn sie von einem Casting hören – damit ich mich da anmelden kann.

 

Warum hat sich die Erzählung von von André Heller denn deiner Meinung nach so gut für eine Verfilmung geeignet?

Ich finde, dass Paul Silberstein eine tolle Rolle ist und mich hat die ganze Geschichte fasziniert. Ich habe mir schon beim Lesen gedacht, dass man seine fantasievollen Vorstellungen in einem Film gut rüberbringen könnte und, dass es ein Familienfilm werden könnte, den man auch in der Schule zeigt, weil er in der Nachkriegszeit spielt. Das ist ein richtig schönes Projekt mit dem man auch etwas bewirken kann.

 

Warum sollten sich denn auch Familien deinen Film anschauen? Er ist ja ab zehn Jahren freigegeben.

Weil es ein guter Film ist, der die Dinge aus einer kindlichen Sicht erzählt, vor allem auch mit den Fantasievorstellungen von Paul Silberstein. Die Sprache ist schon herausfordernd, aber es gibt auch viele lustige Stellen. Ich glaube, es macht einfach Spaß, den Film mit der Familie anzuschauen.

 

Mit fantastischen Geschichten entflieht Paul der strengen Welt des Knabeninternats.

Paul Silberstein ist eine komplexe Figur, mit vielen emotionalen Zuständen. Wie hast du dich denn in ihn hineingedacht und das dann auch umgesetzt?

Es war teilweise schon schwierig, aber auch nachvollziehbar. Ich habe mich dann immer in die jeweilige Situation hineingelebt und mir aus dem Gefühl heraus überlegt, was Paul machen würde und wie er sich dabei fühlt. Etwa, wenn sein bester Freund geschlagen wird oder sein Vater ihn in seiner Freiheit einschränkt. Immer, wenn die Kamera gelaufen ist, Paul Silberstein. In den Pausen aber war ich Valentin Hagg und habe mich nicht so sehr mit der Rolle beschäftigt.

 

Was war beim Dreh die größte Herausforderung für dich?

Das Schwierigste war eine Szene, die wir in einer Kirche gedreht haben. Vor mir waren über 100 Darsteller der Internatskinder und vor dem Zaun sehr viele Touristen, die beim Dreh zugeschaut haben. Es war erst der zweite Drehtag und ich hatte viel Text zu sprechen. Das war schon eine Herausforderung, auch, weil es mein erster Dreh mit Karl Markovics war, den ich sehr mag und von dem ich schon viel gehört habe. Ich habe mir nur gedacht: „Ich darf das nicht verhauen. Denn ich stehe da vor so vielen Menschen und so einem bekannten Schauspieler.“ Aber es ist alles gut gegangen und es hat dann auch unglaublich viel Spaß gemacht.

 

Wie ist es denn für deine Mitschüler, dass du plötzlich der Hauptdarsteller in so einem großen Kinofilm bist?

Die haben mich wirklich unterstützt – und auch meine Lehrer. Meine Freunde und Mitschüler waren gar nicht neidisch und waren sehr lieb. Sie behandeln mich genauso wie früher – das ist auch sehr angenehm.

 

Was muss man denn mitbringen, um Schauspieler sein zu können?

Man muss viel Fantasie haben, wie man eine Rolle gestalten kann. Und es ist auch gut, wenn man viel liest und vielleicht auch eine andere Sprache wie Englisch kann. Mit hat auch geholfen, dass ich viel im Theater war, das hat mich immer unglaublich begeistert. Ich habe mir die Arbeit als Filmschauspieler viel stressiger vorgestellt, aber das war es für mich nicht – es war einfach unglaublich schön.

Jenseits der Internatsmauern trifft Paul auf Eleonore.

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