Bildung

Viel Freude beim Ernst des Lebens!

Wenige Phasen in der Entwicklung eines Kindes sind so fordernd wie der Übergang vom Kindergarten in die Schule. Ein Best-Practice-Modell der Wiener Kinderfreunde lebt Eltern und Pädagogen vor, wie der Umstieg bestmöglich gelingen kann.

Es ist der erste große Einschnitt im Leben eines Kindes – der erste Schultag, der Übertritt vom Kindergarten in die Schule. War der Kindergarten noch so etwas wie ein erweitertes Zuhause für das Kind, wo das Spielerische im Vordergrund stand, alles vertraut war und man im schlimmsten Fall halt einfach mal nicht hinging, so erwartet einen mit der Schule etwas aufregend Neues. Die Bezugspersonen wechseln, die anderen Kinder sind in der Regel noch unbekannt, man hat Pflichten zu erfüllen, Aufgaben zu machen und wird im Normalfall auch noch für sein Tun oder Nichttun benotet. Da können beim Kind schon mal die Alarmglocken schrillen beim Gedanken an dieses neue, andere Leben, das sich da ankündigt.

Best-Practice-Modell in Wien-Donaustadt

Dass dies nicht so sein muss, und was Eltern und Kinder tun können, damit ungesunder Stress erstgar nicht entsteht, zeigen wir am Beispiel eines Best-Practice-Modells, das die Wiener Kinderfreunde im vergangenen Jahr an einem ausgewählten Standort in der Wiener Donaustadt durchgeführt haben. Und so lief das Ganze ab: Der Kinderfreunde-Kindergarten in der Ziegelhofstraße im 22. Wiener Gemeindebezirk ist mit der nahen Ganztagesvolksschule Pirquetgasse eng vernetzt. Im Rahmen des Projektes „Vorschulkinder treffen Volksschulkinder“ fanden einige Begegnungen statt. Letzten Oktober veranstalteten die beiden Bildungseinrichtungen im Kindergarten ein erstes Treffen zwischen den Kindergartenkindern und jenen Kindern, die in der Schule die Vorschulklasse absolvieren. Kinder, die im kommenden Jahr gemeinsam in der Schule sein werden, konnten einander auf diese Weise kennenlernen und voneinander lernen.

Die Idee dahinter erläutert Jutta Böhm, die zuständige Inspektorin und Pädagogin der Kinderfreunde für diesen Bezirk: „Unser Projekt war ein sogenanntes Best Practice-Projekt, das die Kinder im letzten verpflichtenden Kindergartenjahr mit Kindern aus dem Vorschuljahr der Schule zusammenbrachte – die dann ja miteinander in der ersten Klasse sein werden. Sie besuchten einander, absolvierten gemeinsame Stationen, waren im Bewegungsraum und zeigten einander die Räumlichkeiten. Schüler kamen in den Kindergarten und vor allem auch die Lehrer. Denn die Lehrer haben in die Kindergartenarbeit nicht so viel Einblick – das können wir hier vermitteln. Denn uns ist wichtig, dass die Fähigkeiten der Kinder von den Lehrern bei Schuleintritt richtig eingeschätzt werden. Dazu erhält jedes Kind von uns eine Portfoliomappe, die seine Lernfortschritte dokumentiert.“

„Die wichtigste Aufgabe für Eltern in dieser Phase ist, bei Kindern sukzessive die Selbstständigkeit zu fördern, die sie in der Schule brauchen.“

Jutta Böhm, Kindergarten- und Hortpädagogin, Inspektorin Kinderfreunde Wien

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Gegenseitige Besuche nehmen Ängste

Im November besuchten die Kindergartenkinder also die Schule und besichtigten dabei den Turnsaal, den Werkraum und verschiedene Klassenzimmer. Außerdem lernten sie einige Lehrerinnen und Lehrer kennen. Auch für die begleitenden Pädagoginnen und Pädagogen war dieser Besuch mit den Kindern interessant. Der Gedankenaustausch mit den Kollegen in der Schule brachte die eine oder andere Anregung, den Übergang vom Kindergarten in die Schule noch zielführender zu gestalten. Im Dezember besuchten die Kinder aus der Volksschule dann wieder den Kindergarten, wo von Lehrern und Elementarpädagogen ein Stationenspiel organisiert wurde.

Einbindung der Eltern von Beginn an

Weiters wurde auch eine gemeinsame Zusammenkunft der Eltern durchgeführt, mit denen bei dieser Gelegenheit über verschiedene Aspekte des bevorstehenden Schulbeginns ihrer Kinder gesprochen wurde. Dabei wurden den Eltern auch einige Tipps mit auf den Weg gegeben, wie sie den Umstieg für ihre Kinder möglichst harmonisch gestalten können. So erklärt Jutta Böhm:

„Die Eltern sollten den Kindern helfen, den Schulweg gut kennenzulernen, die Kinder aber auch loslassen können, ihnen etwas zutrauen, dass sie selbst über sich bestimmen dürfen, dass sie alleine in die Klasse gehen dürfen. Das wird jetzt zum Beispiel in vielen Schulen schon ganz strikt gefordert, dass die Eltern nicht jeden Tag in die Schule mitgehen sollen. Heutzutage tragen etwa viele Kinder nicht einmal ihre eigene Schultasche, das muss nicht sein. Heute gibt es genug Möglichkeiten, dass die Kinder nicht mehr immer alles mitschleppen müssen. Wichtig ist auch, dass die Kinder vor dem Schuleintritt einen geregelten Tagesablauf und Wochenablauf haben. Und nicht, dass man vor dem Schuleintritt noch schnell eine Fernreise macht. Oder was auch oft vorkommt: Die Kinder gehen am Freitag noch in den Kindergarten und am Montag in die Schule, das überfordert sie!“

„Die Eltern sollten den Kindern helfen, den Schulweg gut kennenzulernen, die Kinder aber auch loslassen können, ihnen etwas zutrauen, dass sie selbst über sich bestimmen dürfen, dass sie alleine in die Klasse gehen dürfen. Das wird jetzt zum Beispiel in vielen Schulen schon ganz strikt gefordert, dass die Eltern nicht jeden Tag in die Schule mitgehen sollen. Heutzutage tragen etwa viele Kinder nicht einmal ihre eigene Schultasche, das muss nicht sein. Heute gibt es genug Möglichkeiten, dass die Kinder nicht mehr immer alles mitschleppen müssen. Wichtig ist auch, dass die Kinder vor dem Schuleintritt einen geregelten Tagesablauf und Wochenablauf haben. Und nicht, dass man vor dem Schuleintritt noch schnell eine Fernreise macht. Oder was auch oft vorkommt: Die Kinder gehen am Freitag noch in den Kindergarten und am Montag in die Schule, das überfordert sie!“

Jutta Böhm

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Schule soll Freude machen

Dass sich ihre Bemühungen auszahlen, werden sie bald nach Schulbeginn merken – wenn ihr Kind mit Freude in die Schule geht und die neuen Anforderungen ohne Angst meistert und seine neuen Freunde vorstellt.

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