Erziehung

Und täglich grüßt der Morgenmuffel

Wer sich den Frühstückstisch mit einem müden und schlecht gelaunten Kind teilt, hat nichts zu lachen. Diese einfachen Tipps helfen kleinen Langschläfern durch die hektische Morgenroutine an Schultagen.

Zweimal klingeln und dazwischen jede Menge schlechte Laune, das ist für viele Familien ganz normaler Alltag. Gerade an eng durchgetakteten Morgen scheint die Zeit zwischen Weckerläuten und Schulglocke wie gemacht für Grummelgrant, Zornesfalten, Müslifrust. Nach den langen Ferien fällt die Umstellung dann doppelt schwer.

Schluss mit langen, lauen Sommerabenden und süß verträumten Morgenstunden: Das Aufstehen-anziehen-Zähne-putzen-Regiment greift wieder durch. Dabei ist der Weg vom Kinderbett bis zur Schultür auch für viele Eltern ein nervenaufreibender Drahtseilakt, flankiert von zwei sich gegenseitig blockierenden Bedürfnissen: jenem nach Harmonie und jenem nach Pünktlichkeit. Damit das nicht automatisch zu Streit führt, lohnt es, das Morgenmuffel-Phänomen einmal genauer unter die Lupe zu nehmen.

Von Eulen und Lerchen

Schon die erste Nachricht ist ebenso gut wie schlecht. Denn: Die Leistungsfähigkeit am frühen Morgen ist Veranlagung – die Wahrscheinlichkeit, dass aus einem Langschläfer plötzlich ein Frühaufsteher wird, ist verschwindend gering. „Ob wir Morgen- oder Abendmenschen sind, ist genetisch bedingt. Genauso wie der Umstand, wie viel Schlaf wir überhaupt brauchen“, erklärt Werner Sauseng. Der Kinderarzt hat sich auf das Gebiet der Schlafmedizin spezialisiert und weiß aus der Praxis, was es für den Familienfrieden bedeuten kann, wenn unterschiedliche Schlaftypen gemeinsam an einem Frühstückstisch sitzen.

„Diese Faktoren werden aber nicht direkt vererbt, deswegen treffen häufig Lang-  und Kurzschläfer aufeinander und damit ganz verschiedene Bedürfnisse.“ Als Lerchen und Eulen werden die beiden Schlaftypen beinahe liebevoll bezeichnet, Chronobiologen erforschen die Ursachen.

Wichtig ist der individuelle Schlafbedarf
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Auf die Phase kommt es an

Die biologische Uhr des Menschen wird vom Hypothalamus aus getaktet, dieser ist aber wiederum von einer Reihe unterschiedlicher Parameter abhängig – nicht auf alle lässt sich von außen Einfluss nehmen. Das bedeutet, dass die Eltern sich ein Stück weit zurücklehnen dürfen, und das ist der gute Teil der Nachricht. Denn geht es nicht mehr um die Frage nach dem „Ob“, kann man sich umso besser dem „Wie“ widmen. Und wie wir kleinen Morgenmuffeln begegnen, das liegt sehr wohl in unserer Hand.

So kann es die Situation entspannen, das Kind früher zu wecken, obwohl es eigentlich noch länger schlafen will. Das ist nur auf den ersten Blick unlogisch und hat vor allem zwei Gründe: „Der Schlaf besteht aus Zyklen“, so Sauseng. „In der Tiefschlafphase ist es schwieriger, in der Leichtschlafphase leichter, jemanden zu wecken.“ Den richtigen Zeitpunkt abzupassen, kann dabei entscheidend sein. Im Idealfall sollte außerdem das Wecken selbst vorbereitet werden, so könnten etwa 15 Minuten vor dem eigentlichen Wecken schon einmal Vorhänge und Fenster geöffnet werden. Haben diese Maßnahmen keinen Effekt, gibt es weitere Möglichkeiten: „Schlafphasenwecker machen durchaus Sinn“, weiß Sauseng.

Routine statt Zeitdruck

Das zeitigere Wecken hat noch einen zweiten positiven Effekt, es hilft den Eltern dabei, ihre Kinder nicht ständig anzutreiben. Denn Druck löst bekanntlich Gegendruck aus – und das sorgt wiederum für schlechte Laune. Hilfreich kann es sein, eine Routine aufzubauen, der man im Idealfall bis zum Schultor folgen kann. Auch wenn deren Etablierung zugegebenermaßen ein wenig Vorbereitung erfordert. Es empfiehlt sich, zumindest die Kleidung für den Tag bereits am Vorabend vorzubereiten, genauso wie Taschen, Rucksäcke, Jausenboxen.

Und: Auch die eigene Verfassung muss berücksichtigt werden. Ist man etwa selbst ein Morgenmuffel? Dann muss der Morgen auch um die eigenen Bedürfnisse herum gestaltet werden. Wer zehn Minuten hatte, um in Ruhe Kaffee zu trinken, oder auch nur fünf Minuten allein im Bad, ist besser gewappnet für Trödelbewerbe. Apropos Bewerbe. Während bei älteren Kindern nur viel Verständnis zur Entspannung beiträgt – immerhin sind sie dem Schlafhormon Melatonin ein Stück weit ausgeliefert, kann es bei kleineren Kindern durchaus helfen, die morgendlichen Tätigkeiten in ein Spiel zu verpacken.

Denn es gilt: Ist der Morgen ohnehin ein Wettlauf gegen die innere Uhr, darf man ihn sich ruhig so angenehm
wie möglich machen. Hilft das alles nicht, bleibt nur eines: nicht zu verzweifeln. Der nächste Morgen kommt bestimmt.

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