Politik

Stop der Bildungschancen-Lotterie

Im Rahmen eines Pressegesprächs analysierte das Hilfswerk Österreich heute die finanzpolitischen und organisatorischen Rahmenbedingungen der Elementarpädagogik in Österreich und zeigte massive Ungleichheiten und Ungerechtigkeiten auf.

Spielen macht schlauer – Wie Kinder fürs Leben lernen

Nicht nur der Spielraum ist wichtig, sondern auch die Chancengleichheiten für alle Kinder, unabhängig von ihrem Wohnort oder dem Bundesland. Dafür braucht es einheitliche, flächendeckende, bedürfnisorientierte Standards in der Betreuung der unter Sechsjährigen. Nur durch eine langfristige Reform kann die Bildungschancen-Lotterie beendet werden.

Aktuell fördert das österreichische Finanzierungssystem in der Elementarpädagogik einen Fleckerlteppich, und nicht ein gleichwertiges Angebot in allen österreichischen Gemeinden! So ist schon die aktuelle Anzahl institutioneller Kindergruppen pro 1.000 Kinder (unter 3 bzw. 3 bis 6 Jahre) in den einzelnen Bundesländern höchst unterschiedlich. Die Spannweite reicht z. B. bei den 3 bis 6-Jährigen von 29,6 Gruppen in Wien bis zu 63,3 Gruppen in Niederösterreich.

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Laut Regierungsprogramm ist eine neue Bund-Länder-Vereinbarung (15a) zu elementarpädagogischen Einrichtungen geplant. Aus Sicht des Hilfswerks waren und sind 15a-Vereinbarungen als Anschubfinanzierung wichtig. Um eine Planungs- und Versorgungssicherheit kurz- und mittelfristig sicherzustellen, ist es auch sinnvoll, die auslaufenden 15a-Vereinbarungen zu verlängern. „Langfristig aber brauchen wir eine grundlegende Reform samt nachhaltigem Finanzierungs-konzept, um eine flächendeckend fair gestaltete Versorgung durch elementarpädagogische Einrichtungen zu garantieren“, so Karas.

Derzeit sind 38 Prozent der österreichischen Kommunen Abgangsgemeinden – also Gemeinden, die ohne Landesmittel ihren Haushalt nicht mehr ausgleichen können. Ein Ausbau der Kleinkindbetreuung ist dort kaum möglich, was wiederum die Attraktivität des Wohnorts senkt. Ein Teufelskreis! „Nur adäquate Bildungschancen vor Ort und zeitgemäße Kinderbetreuungsangebote können die Landflucht eindämmen. Die Politik muss Rahmenbedingungen schaffen, damit auch finanz- und strukturschwache Kommunen und die dort lebenden Familien von der Weiterentwicklung des Bildungssystems profitieren“, betont Karas.

Ausbau der Kinderbetreuung bringt Win-Win-Situation

Laut einer in der vergangenen Woche veröffentlichten Studie des Österreichischen Instituts für Familienforschung lohnt sich das Investment in den Ausbau der Kinderbetreuung für unseren Staat bereits jetzt. Alleine der seit 2006 erfolgte Ausbau (Barcelona-Ziel, erste 15a
Vereinbarung) macht sich durch eine höhere Frauenerwerbsquote mit zahlreichen Folgewirkungen auf den Staatshaus-halt bemerkbar. Die Mehreinnahmen (Konsumsteuern, Unternehmenssteuern, Lohnsteuern, VS-Beiträge und Lohnnebenkosten) im Ausmaß von insgesamt 1.342,6 Mio.
Euro im Zeitraum 2005 bis 2016 übertreffen die zusätzlichen Kosten von
1.288,7 Mio. Euro bereits um 53,9 Mio. Euro.

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Bedürfnisse von Kindern richten sich nicht nach Bundesländergrenzen!

Betrachtet man heute Angebot und Qualität von Kinderbetreuungseinrichtungen in ganz Österreich, fallen große regionale Unterschiede auf. Derzeit gelten in jedem Bundesland unterschiedliche Standards, etwa was die Fläche pro Kleinkind in Betreuungseinrichtungen betrifft. So müssen die Gruppenräume für Krabbelstuben jedem Kind eine Fläche von mindestens 2 m² im Burgenland bieten – in der Steiermark sind es 8 m².

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Ähnlich markant sind die Unterschiede bei der Mindestqualifikation der Kindergartenhelfer/innen und der Assistentinnen bzw. Assistenten in den Kinderbetreuungseinrichtungen für unter Dreijährige: Während diese in der Steiermark 475 Übungseinheiten absolviert haben müssen, sind es im Burgenland 200 Einheiten. In Niederösterreich, Salzburg, Vorarlberg und Wien gibt es gar keine Mindestqualifikation als Voraussetzung für die Tätigkeit.

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„Eine qualitative Elementarpädagogik für alle Kinder in Österreich erfordert einen nationalen Kraftakt, der Vielfalt auf Basis fairer Grundlagen und Standards sicherstellt! Vielfalt soll konsequent dort gefördert werden, wo sie der bestmöglichen Entwicklung der Kinder, nicht aber einem falsch verstandenen Föderalismus dient. Nur so kann die Politik langfristig garantieren, dass alle Kinder unabhängig vom Wohnort eine faire Bildungschance erhalten“, so Othmar Karas.

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