Bildung

So schaut der richtige Lernplatz für Kinder aus

Ein überlegt eingerichteter Arbeits- und Lernplatz hilft Kindern, zu lernen, sich zu auf Hausaufgaben zu konzentrieren und kreativ zu sein.

„Manche sitzen an einem Schultisch, dessen Höhe ungefähr an die durchschnittliche Körpergröße von Kindern ihres Alters angepasst ist. Manche suchen sich einen Platz am Boden und arbeiten teilweise sogar auf einem Teppich am Bauch liegend, manche knien an einem kleinen Tisch.“

Irene Maria Gruber arbeitet an einer offenen Volksschule und bloggt auf ohkiddo.wordpress.com über Kinderbücher und andere Dinge für Eltern und Kinder.

„Wenn Eltern die individuellen Bedürfnisse ihrer Kinder ernst nehmen, sollten sie die Kleinen unbedingt in die Gestaltung ihres idealen Arbeitsplatzes einbinden.“

Irene Maria Gruber arbeitet an einer offenen Volksschule
und bloggt auf ohkiddo.wordpress.com

Sie weiß um die Bedürfnisse der Kinder und erteilt so der Vorstellung, es gebe für alle Kinder einen gleichermaßen idealen Arbeitsplatz, eine Absage. In ihrer Schule gibt es Nachmittags eine fixe Lernstunde – und schon hier merkt sie, wie unterschiedlich Kinder sind: „Ich finde diese fixe Lernzeit problematisch, da Kinder nicht zu jeder Zeit konzentriert arbeiten können und sich den Zeitpunkt für das Wiederholen und Lernen am Nachmittag selbst aussuchen sollten – gerade, wenn am Vormittag nicht frei gearbeitet wird. In den Lerngruppen merke ich, dass Schulkinder, ihren Arbeitsplatz betreffend, ganz individuelle Bedürfnisse haben.“ Und die können so unterschiedlich sein wie oben beschrieben. Zum idealen Arbeitsplatz gehört für sie deswegen auch die Frage nach der Umgebung.

Manche Kinder brauchen Ruhe – in der Schule mitunter hergestellt durch Kopfhörer –, andere stören Geräusche nicht. Grundsätzlich rät sie: „Wenn Eltern die individuellen Bedürfnisse ihrer Kinder ernst nehmen, sollten sie die Kleinen unbedingt in die Gestaltung ihres idealen Arbeitsplatzes einbinden. Oftmals ist die Einrichtung, die Eltern für ihre Kinder auswählen, gar nicht die, die sie eigentlich benötigen.“

 

Eltern sollten ihren Kindern nur dann helfen, wenn diese die Hilfe auch benötigen.

Im Kreis der Familie

Für den Arbeitsplatz zuhause empfiehlt sie dann auch, die Umgebung gleich mitzudenken: „Ein Kinderzimmer sollte generell hell, gut gelüftet, ordentlich und nicht allzu farbenfroh sein. Bei einem Schreibtisch sollten nur wenige Dinge in Sicht- und Griffweite sein, die ablenken können. Ideal ist sicherlich, wenn Papier und Schreibmaterial nicht lange gesucht werden müssen – und von allem sollte nur das Nötigste bereitliegen.“

Um dem Wachstum der Kinder gerecht zu werden, sollten Tischhöhe und Stuhlhöhe aus ergonomischen Gründen an ihre Körpergröße angepasst werden – es gibt Schreibtische, die mitwachsen und verstellbar sind. Vorteile, die sie selbst dann vor allem in kleineren Wohnungen aber nicht zu hoch bewerten würde: „Ich persönlich finde das im Volksschulalter noch nicht so wichtig, und es ist in vielen kleinen Wohnungen auch nicht möglich, jedem Kind einen eigenen Arbeitsplatz einzurichten. Kinder können ihre Hausaufgaben durchaus auch am Esstisch, an einem kleinen Kindertisch oder am Boden liegend erledigen – letzteres natürlich nicht, wenn es gerade ums Schönschreiben geht, das zumindest bei manchen Arbeiten von Lehrern gefordert wird, oder wenn gerade Linien gezeichnet werden sollen.“

Irene Maria Gruber erklärt weiter, dass das Arbeiten am Esstisch Kindern zeigen kann, dass das Erledigen von Aufgaben zum Alltag gehört und Eltern und Geschwister bereit sind, Rücksicht auf die Lernzeit zu nehmen. Das bedeutet, dass Geschwister anderswo spielen, der Fernseher ausgeschaltet ist und keine Musik im Hintergrund läuft. Eine beruhigende Nachricht für gestresste Eltern, deren Kinder im Kreis der Familie die Aufgaben machen, während sie vielleicht unter Zeitdruck das Abendessen zubereiten. Sehr wichtig ist ihr aber: „Eltern stören die Kinder nicht beim Lernen, lassen sie eigenständig arbeiten und helfen nur, wenn es unbedingt notwendig ist. Zwischendurch mal aufzustehen, am Fenster Luft zu schnappen und etwas zu trinken, ist bestimmt auch nicht falsch – ganz im Gegenteil.“ Manchmal helfe auch der Blick auf einen Baum vor dem Fenster, um sich wieder konzentrieren zu können. Abwechslung ist gut, solange sie nicht dazu genützt wird, unangenehme Arbeiten von sich wegzuschieben.

Eine freie Arbeitsfläche bietet Ruhe und wenig Ablenkung

Ordnung muss sein

Nicht immer geht es beim Lernen und Hausaufgabemachen nur um den Ort und dessen Einrichtung.
Es gibt viele Kinder, die trotz aller Rücksichtnahme durch die Familie Konzentrationsprobleme haben. Auch dann, wenn Geschwister leise sind, nicht arbeiten können und versuchen, die Hausaufgaben aufzuschieben. In solchen Situationen empfiehlt sie:
„Wenn die Hausaufgaben den Alltag belasten, ist es mit Sicherheit notwendig, Routine in den Nachmittag zu bringen und die Aufgaben zu einer vereinbarten Zeit an einem bestimmten Ort zu erledigen.“

Da kann es hilfreich sein, auch im Volksschulalter schon an einem eigenen, sorgfältig ausgewählten Schreibtisch zu arbeiten, der den oben genannten Kriterien entspricht. Hell, ordentlich und in einem gut gelüfteten Raum: „Je größer die Kinder werden und je mehr sie zu lernen haben, desto wichtiger wird auch der eigene Arbeitsplatz. Vermutlich ist bei vielen der Wechsel in eine weiterführende Schule ein guter Zeitpunkt, um das Kinderzimmer umzugestalten und an ergonomische, durchdachte Möbel zu denken.“

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