Gesundheit

Sind Kinder Sexkiller?

„Schatz, jetzt nicht.“ Dieser Satz kann bei dem zurückgewiesenen Elternteil für Frustration sorgen. Und irgendwann steht die Frage im Raum: „Wann schlafen wir endlich wieder miteinander?“

Sind Kinder Sexkiller?

„Nur der Gedanke an Sex verursacht mir ein Schaudern.“ „Um Gottes willen, nicht noch einer, der mich angreift.“ „Ich bin so erschöpft – Sex ist das Letzte, woran ich denke.“

Diese und ähnliche Aussprüche tätigen Frauen, die ihr erstes Kind bekommen haben. Oder das zweite. Oder vielleicht sogar das dritte. Anonymes Posting im Netz: „Ich versorge uns alle, habe dazwischen Körperkontakt mit klebrigen Händen meiner zwei größeren Kinder und am Busen hängt noch das kleinste. Dazwischen wird geschrien, gestritten und gekackt. Und Schatzi sitzt auf seinen Arschbacken im Büro und erwartet eine leidenschaftliche Nacht.“
Und Männer posten: „Früher hatten wir tollen Sex. Doch nachdem das zweite Kind da ist, weist meine Frau mich ständig zurück.“ „Drei Jahre kein Sex – ich kann nur mehr von ‚eingefrorenem Liebesleben‘ sprechen.“ „Unsere Tochter ist fünf und nächtigt immer noch im Ehebett. Meiner Frau macht das nichts aus. Sie will ohnedies nicht mit mir schlafen.“

Sind drei einer zu viel?

Um das Thema „Kind da – Lust weg“ herrscht auch heute noch ein großes Tabu. An sich ist die Geburt eines Kindes ein beglückendes Ereignis. Aber der Verkehr ist ab nun offenbar anders geregelt als zuvor. Was verändert sich denn nun tatsächlich, wenn eine Frau und ein Mann ein Kind bekommen? Die deutliche Antwort: alles!

Sind drei einer zu viel? Gibt es medizinische Gründe, die sexuelle Unlust nach einer Geburt erklären? Dr. Elia Bragagna, Ärztin für Allgemeinmedizin und Sexualtherapeutin:

„Die hormonelle, physische und psychische Umstellung einer Schwangerschaft und Geburt ist für die meisten Frauen eine Herausforderung. Auch Schmerzen können auftreten, wenn ein Dammriss genäht werden musste. Außerdem senkt der erhöhte Prolaktin-Spiegel beim Stillen die Lust auf Sex.“

Finden Sie sich nicht mit einer „lustlosen“ Partnerschaft ab. Sonst gehen leidenschaftliche Begegnungen endgültig irgendwo zwischen Windeln und den ersten Zähnen verlorenen.

Sagen Sie: „Ich liebe dich“

Was können Paare tun, um das erotische Feuer wieder anzuheizen?

  • Reden Sie miteinander – über Ihre Gefühle, Hemmungen, Ängste, Bedürfnisse.
  • Vergleichen Sie sich nicht mit anderen. Nirgendwo wird so viel gelogen wie beim Thema heißer Sex in einer Beziehung mit Kindern. Jeder will ihn und kaum jemand hat ihn.
  • Für Frauen: Sagen Sie Ihrem Mann, dass Sie ihn lieben.
  • Für Männer: Unterstützen Sie Ihre Frau und nennen Sie sie niemals (!) „Mama“. Sagen Sie ihr, wie viel sie Ihnen bedeutet.
  • Gehen Sie neue Wege! Diese können Sie in ein Hotel, den Sexladen, ein Pornokino oder an romantische Orte führen. Lassen Sie auch Sexspielzeug, Rollenspiele oder eine außergewöhnliche Dramaturgie zu. Das alles ist kein sinnloser Aufwand, sondern kann helfen, die Erotik wieder zum Lodern zu bringen.

 

Wird Ihr Sexualleben jemals wieder so wie früher? Wahrscheinlich nicht. Aber vielleicht sogar noch erfüllender, wenn Sie sich an den Rat des dänischen Familientherapeuten Jesper Juul halten:

„Ihre Partnerschaft mit all der Zärtlichkeit, der Nähe und dem erotischen Spiel ist Ihr erstes Kind. Dieses Kind erfordert die gleiche liebevolle Aufmerksamkeit wie das Kind, das Sie geboren haben.“

„Sexualität war für mich lange wie das Erbringen einer Leistung“

Sind Kinder Sexkiller?
Marina Decristoforo, 31, Humanenergetikerin (zwei Töchter, schwanger) & Michael Mayer, 48 (ein Sohn), aus Klosterneuburg

Marina ist zweifache Mutter von Ana, sieben, und Nora, sechs, ihr Partner Michael ist Vater von Filip, sechs. Im April erwarten die beiden Nachwuchs.
Marina: „Ich hatte unangenehme Erfahrungen in Bezug auf Sexualität in der Vergangenheit und es fiel mir schwer, mich seelisch und körperlich zu öffnen. Als ich Michael kennenlernte, war ich vor allem Mutter meiner Kinder. Und ich hatte große Probleme, nun auch Frau und Geliebte zu sein. Plötzlich gab es da noch ‚jemanden‘, der etwas von mir wollte. Und ich fühlte diesen Druck, dass ich ihm trotz allem Sex ‚geben muss‘. Doch Michael ist ein einfühlsamer Mann und ich konnte jederzeit ehrlich mit ihm reden. Sexualität war
für mich lange Zeit das Erbringen einer Leistung. Durch sein tiefes Verständnis stellte ich mir zum ersten Mal der Frage: ‚Wofür bin ich zu einem bestimmten Zeitpunkt bereit?‘ Ich begann auch zu spüren, wenn mein Kopf forderte, ‚ich sollte‘, aber mein Körper Nein sagte. Wir besprechen auch jetzt schon, welches Zeitmanagement wir für unser Liebesleben ab April haben werden.“
Michael: „Ich wusste von Marinas schlimmen sexuellen Erfahrungen und wollte auf keinen Fall zu fordernd sein. Jetzt erwarten wir unser erstes gemeinsames Kind. Ich liebe meine Frau, ich begehre sie und ich habe Lust auf sie. Ich möchte aber nur mit ihr schlafen, wenn sie es auch will. Dennoch ist es mir wichtig, zu meinen Gefühlen zu stehen und aussprechen zu dürfen.“

„Nach einer traumatischen Geburt hatte ich keine Lust auf Sex“

„Meine Schwangerschaft war von Anfang an durch eine Frühgeburt bedroht und ich hatte große Angst, dass mein Kind nicht gesund sein könnte. Die Geburt verlief traumatisch und ich fühlte mich danach körperlich und seelisch wie eine einzige Wunde. Meine Sehnsucht nach einem Kind war sehr groß und ich kümmerte mich liebevoll um Jagoda. Anfangs akzeptierte mein Mann, dass ich keine Lust auf Sex hatte. Aber er unterstützte mich auch in keiner Weise – ich war mit dem Kind sozusagen alleine. Nach einiger Zeit machte er mir auf unfreundlichste Art Vorwürfe, dass er ohne Sex nicht leben könne und wie ich mir das weiter vorstellen würde. Ich war überhaupt nicht bereit, fügte mich aber aus Angst, verlassen zu werden, seinen Wünschen. Ich litt jedoch an Vaginismus (starken Scheidenkrämpfen) und der Verkehr war entweder unmöglich oder extrem schmerzhaft. Doch das interessierte ihn nicht. Es gab kein Gespräch und kein Verständnis. Die Tatsache, dass die Befriedigung seiner Bedürfnisse ihm wichtiger war als unser Kind und ich, führte zunächst zu einer Entfremdung und schließlich zur Trennung. Noch heute ist unser Verhältnis sehr belastet.“

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