Politik

Schüler gehen für ihre Zukunft auf Straße

Mit „Fridays for Future“ findet eine globale Protestbewegung für den Klimaschutz auch in Österreich immer mehr junge Anhänger.

Es ist beinahe zehn Jahre her, dass es mit „Uni brennt“ im Bildungsbereich eine der bis dato Aufsehen erregendsten Protestbewegungen von jungen Menschen in Ausbildung gab, die sich gegen die damalige Bildungspolitik organisierte. Im Zuge dessen gab es immer wieder auch Anläufe von Schülern, diesen Protest zu unterstützen – diese wurde aber teilweise schnell unterbunden. Aktuell formiert sich nun in Österreich im Zuge einer internationalen Bewegung eine Reihe neuer, groß angelegter Schülerstreiks: Jeden Freitag gehen in mehreren Städten junge Menschen auf die Straße, um für eine andere Klimapolitik zu kämpfen.

Es geht ihnen um den Planeten und damit ihren zukünftigen Lebensraum. Die internationalen Proteste haben die junge Schwedin Greta Thunberg zum Vorbild, die sich bereits im August 2018 an einem Freitag statt in die Schule zu gehen, vor den Schwedischen Reichstag begab, um dort die Regierung mit ihrer Forderung nach einer besseren Klimapolitik zu konfrontieren. Sie will ihre Aktion so lange fortführen, bis die schwedische Regierung dafür sorgt, dass das Land seine Treibhausgasemissionen pro Jahr um 15 Prozent reduziert. Im Dezember 2018 sprach sie in Katowice auf der UN Klimaschutzkonferenz und betonte dort abermals, dass die Regierungen den Klimawandel als Gefahr für den Planeten nicht ernst genug nehmen und nicht mit genügend Nachdruck die richtigen und nötigen Änderungen verfolgen. Im Jänner 2019 sprach sie auf dem 49. Jahrestreffens des Weltwirtschaftsforums in Davos. Zu ihren Auftritten reist sie folgerichtig nicht per Flugzeug, sondern lässt sich im Elektro-Auto fahren oder nimmt den Zug.

Eine Bewegung breitet sich aus

Nachdem sich zuerst in Schweden in verschiedenen Kommunen Schülerinnen und Schüler ihrem Protest anschlossen und begonnen haben vor den Rathäusern zu streiken, ist daraus mittlerweile eine globale Bewegung geworden – darunterunter anderem in Belgien, Finnland, Frankreich, Dänemark, Deutschland und auch Österreich. In vielen Ländern organisieren sich diese unter dem Namen „Fridays For Future“, es gibt aber auch andere damit verbundene Initiativen.

In Österreich wurde die Aktion von Katharina Rogenhofer gestartet: „Ich war im Dezember mit zwei Freuden auf der Klimakonferenz in Katowice, wo wir auch Greta kennen gelernt haben. Sie hat sich dort mit ihrem Plakat ins Konferenzzentrum gesetzt – und das war schon ein starkes Zeichen. Nachdem bei der Klimakonferenz keine ambitionierten Ziele herausgekommen sind, haben wir beschlossen, dass wir in Österreich auch etwas machen müssen. Und so haben wir für den 21. Dezember den ersten Streik angemeldet.“

Das Feedback auf die Streiks ist bisher großteils positiv und zwar sowohl von Parteien wie den Grünen und der SPÖ, also auch NGOs, Schulen und deren Direktionen, die die Initiative unterstützen. Im Gegensatz zu Deutschland, gibt es in Österreich mit einer Ausnahme in Niederösterreich, wo der Grund „Klimastreik“ auf Entschuldigungen nicht akzeptiert wird, bisher überhaupt wenig negative Reaktionen von offiziellen Stellen, um die Streiks zu verhindern. Trotzdem bietet „Fridays For Future“ auf der Website für Eltern und Schüler eine Basis-Rechtsberatung mit den wichtigsten Infos.

Greta Thunberg

Am 20. August 2018, dem ersten Freitag nach den Ferien, ging die damals 15-jährige Greta Thunberg in ihrer Heimatstadt Stockholm nicht in die Schule, sondern positionierte sich mit einem Schild vor dem schwedischen Reichstag: „Skolstrejk för klimatet“ („Schulstreik für das Klima“) stand darauf. Die Schülerin beschäftigt sich mit dem Thema Klimawandel, seit sie mit 8 Jahren in der Schule von der Erderwärmung gehört hatte. Das begann mit privaten Engagement zum Energiesparen im Familienhaushalt und dem Entschluss nicht mehr zu fliegen und sich fortan vegan zu ernähren. Im Mai 2018 gewann sie einen Preis in einem Schreibwettbewerb zum Thema Umweltschutz – dies half ihr zu Kontakten, die sie fortan inspirierten. Greta Thunberg hat mit ihrem Engagement eine mittlerweile globale Bewegung inspiriert – unter verschiedenen Namen streiken Schülerorganisationen weltweit jeden Freitag für den Umweltschutz und ihre Zukunft.

Großaktion am 15. März

Für Katharina Rogenhofer ist neben dem inhaltlichen Aspekt für den Klimaschutz einzutreten, aber noch eine andere Beobachtung wichtig: „Es ist wahnsinnig inspirierend für uns alle, dass sich Schülerinnen und Schüler politisch engagieren. Es wird ja oft gesagt, dass sich junge Menschen für nichts außer ihr Smartphone interessieren und nun sieht man aber in ganz Europa großes Interesse an Klimapolitik. Junge Menschen nutzen ihre Stimme, um für die Themen auf die Straße zu gehen, die Ihnen wichtig sind. Wir bringen hier eine Generation hervor, die in der Zukunft viel bewegen kann.“ Eine der größten gemeinsamen Protestorganisationen findet weltweit parallel am Freitag, den 15. März, statt. In Österreich werden sich möglichst viele Orte – mittlerweile sind es sieben Bundeshauptstädte – dem weltweiten Klimastreik anschließen, an dem über 50 Länder teilnehmen. In Wien finden Kundgebungen von 12:00 bis 13:00 am Heldenplatz statt, aber schon davor können sich Schülerinnen und Schüler an Sammelpunkten treffen und austauschen.

Eine Generation, die in Zukunft viel bewegen kann!

Katharina Rogenhofer, einer der Initiatorinnen von Fridays For Future in Österreich

Zitatzeichen

"So breit wie möglich aufstellen“ - Interview mit Katharina Rogenhofer

Katharina Rogenhofer, einer der Initiatorinnen von Fridays For Future in Österreich, über die Schülerstreiks.

Wie sieht das Feedback auf Fridays For Future in Österreich bisher aus?
Katharina Rogenhofer: Es gibt von vielen Seiten positives Feedback. Aus den Parteien war etwa Werner Kogler schon hier, aber auch Andreas Schieder und Martha Bißmann – da bekommen wir sehr viel Zuspruch. Ebenso werden wir auch von den NGOs wie Global 2000, Greenpeace und dem WWF unterstützt.

Gibt es auch Reaktionen von den Regierungsparteien?
Da haben wir ehrlich gesagt noch nichts gehört. Wir wollen uns aber so breit wie möglich aufstellen und haben auch versucht die JVP und die Schülerunion einzubinden und sind im Dialog und Austausch.

Sind die Initiativen in Österreich miteinander vernetzt?
Wir sind gut vernetzt und viele der österreichischen Initiativen haben sich bei uns Informationen geholt, wie man einen Klimastreik in ihrer Stadt organisieren kann. Das hat auch dazu geführt, dass wir die FAQs auf unserer Website angeführt haben. Und mit denen, die selbstständig tätig geworden sind, haben wir Kontakt aufgenommen, um gemeinsam auftreten zu können.

Gibt es auch einen internationalen Austausch?
Ja, es gibt internationale Gruppen und internationale Videokonferenzen. Es sind aber alle Organisationen Grassroots-Movements, weswegen die Vernetzung gleichzeitig auch lose ist.

Wen wollt ihr mit euren Forderungen konkret adressieren?
Die Regierung, weil die die politische Macht hat, Schritte zu setzen, um dem Klimawandel entgegen zu wirken. Das ist aber keine parteipolitische Frage, sondern wir richten uns an die EntscheidungsträgerInnen. Es wird gerade eine Steuerreform beschlossen und da wäre es wichtig, daraus eine ökosoziale Steuerreform zu machen und so schnell wie möglich aus fossilen Brennstoffen auszusteigen.

Fridays For Future Österreich

Auch in Österreich haben sich in Wien, Innsbruck, Graz, Salzburg, Klagenfurt und Linz Schülerinnen und Schüler organisiert und streiken jeden Freitag dafür, dass die Politik die vereinbarten Klimaziele ernst nimmt und die entsprechenden Maßnahmen trifft. Sie gehören keiner politischen oder anderen Organisation an und sind offen für alle Mitstreiter, die ihre Anliegen unterstützen. Und so ist neben der Aufmerksamkeit, der Dialog mit Passaten eines ihre größten Ziele, das sie unter anderem mit Aktionen wie #teaforfuture voranbringen. Für die nächste Zeit sind Workshops geplant, Schulen und Universitäten sollen vermehrt eingebunden werden und vor allem sollen Lösungen und Handlungsmöglichkeiten aufgezeigt werden.

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