Erziehung

Schnuller abgewöhnen – Tipps und Tricks für eine sanfte Entwöhnung

Babys kommen mit einem angeborenen Saugreflex zur Welt. Kein Wunder, dass viele Eltern zum Schnuller greifen, denn schließlich beruhigen sich Babys durch das Nuckeln wie von Zauberhand. Doch irgendwann kommt die Zeit, da muss der Schnuller abgewöhnt werden. Wir verraten Tipps und Tricks.

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Der Schnuller bedeutet aber nicht nur für die Kinder Beruhigung und Entspannung, sondern auch für die Eltern: Ob beim Autofahren, beim Einschlafen oder auch einfach untertags – eine win-win-Situation. Und so wird oft aus einem gelegentlichen Einsatz ein dauerhafter Gebrauch. Während die meisten Mütter wohl verneinen würden, dass Sie Ihr Kind im Alter von 3-4 Jahre noch pausenlos an der Brust ihr Saugbedürfnis stillen lassen würden, ist beim Schnuller die Versuchung größer, ihn einfach dem Kind zu überlassen. Doch wer seinem Kind den Schnuller pausenlos zur Verfügung stellt, riskiert durch den exzessiven Gebrauch Kieferschäden und Fehlstellungen.

Schnuller sollte immer die zweite Wahl sein

Beruhigung, Trost, Einschlafhilfe – der Schnuller vermittelt Kindern Nähe, Geborgenheit und Entspannung. Das Nuckeln aktiviert Beruhigungsschleifen im Gehirn und so entsteht über Wochen und Monate hinweg eine intensive Bindung zu einem Objekt, das in schwierigen Phasen immer da war. Kein Wunder, dass der Abschied dann schwerfällt. Der Schnuller ist für Kinder ein Bindungsobjekt, das behutsam und schrittweise abgewöhnt werden sollte.

Beschränken Sie schon von Beginn an die Schnullerzeit und begleiten Sie Ihr Kind durch Körperkontakt, Nähe und Tragen.

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Nachteile des Schnullers

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Wird der Schnuller zu lange oder zu viel verwendet, kommt es zu einem offenen Biss. Die Ober- und Unterkieferschneidezähne werden auseinandergedrängt, die Kinder atmen mehr durch den Mund, die Schleimhäute trocknen schneller aus und die Infektanfälligkeit ist erhöht. Eine finnische Studie hat sogar einen Zusammenhang zwischen Schnullerkindern und häufigen Mittelohrentzündungen entdeckt. Zudem bringt eine nachlässige Schnullerpflege häufiger Infekte und Magen-Darm-Erkrankungen mit sich.

Auch für die Sprachentwicklung bringt der häufige Schnullereinsatz Nachteile, denn die Bildung von S- und Z-Lauten wird erschwert, der Dialog wird unterbunden und das Erkunden der Umwelt mit dem Mund wird gehemmt. Damit hat das Kind aber auch keine Chance mit den Keimen seiner Umgebung in Kontakt zu kommen, die wiederum für die Entwicklung des Immunsystems wichtig sind.

Wie immer macht die Dosis das Gift: Wird der Schnuller als gelegentlicher Tröster in bestimmten Situationen an bestimmten Orten eingesetzt, spricht nichts gegen seine Verwendung. Ein Dauernuckeln sollte jedoch vermieden werden.

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Schnuller abgewöhnen: Wann?

Das ideale Alter und den perfekten Zeitpunkt gibt es nicht. Ärzte empfehlen den Schnuller noch am besten vor dem dritten Geburtstag loszuwerden. Der Zeitpunkt erscheint entwicklungstechnisch günstig, weil das Saugbedürfnis immer weniger wird und damit auch das Risiko, dass das Kind einfach den Daumen verwendet.

Am besten wird ein Zeitpunkt gewählt, an dem das Kind gesund ist und keine großen Veränderungen wie der Kindergartenbeginn, ein Umzug oder ein Geschwisterchen bevorstehen.

Kein kalter Entzug mit der Schnullerfee

Eine Abgewöhnung nach dem Motto „Augen zu und durch“ ist nicht nur für alle Beteiligten anstrengend, sondern dem Kind gegenüber unfair – egal, ob das Abgewöhnen mit der Schnullerfee, dem Osterhasen oder dem Nikolo getarnt ist. Denn so ehrlich müssen wir zu uns selbst sein: Kein Kind hat nach dem Schnuller verlangt, sondern er wurde ihm angeboten. Immer wieder. Dadurch entstand eine intensive Bindung zu einem Objekt, die es ohne das aktive Zutun der Eltern nicht gegeben hätte.

Somit ist der erste Schritt sich bewusst zu machen, welche Rolle der Schnuller im Leben Ihres Kindes spielt. Er ist Tröster, Begleiter, ein treuer Freund in Zeiten, wo Ihr Kind eine starke Schulter zum Ausweinen brauchte. Da helfen auch keine Appelle an die Vernunft wie „Sonst bekommst du schiefe Zähne“ – kognitiv ist Ihr Kleinkind dafür nicht bereit.

Zauberwort: Beobachten

Eine sanfte Schnullerentwöhnung hat viel mit Beobachtung und mit dem Erkennen zu tun, wann Ihr Kind ein echtes Bedürfnis hat und wann das Nuckeln einfach nur Gewohnheit ist. Fragen Sie sich daher und beobachten Sie Ihr Kind:

  • Wann verwendet Ihr Kind den Schnuller?
  • In welchen Situationen? Wie etwa beim Einschlafen oder wenn es sich verletzt hat?
  • Oder braucht es den Schnuller den ganzen Tag?
  • Braucht es Trost und möchte es Stress abbauen oder ist es Langeweile?

Versuchen Sie daher den Schnuller auf jene Situationen zu begrenzen, in denen ein echtes Bedürfnis hinter dem Schnullergebrauch steht. Überlegen Sie, was Ihrem Kind genauso viel Geborgenheit, Sicherheit und Trost schenken könnte wie der Schnuller. Vielleicht helfen beim Einschlafen ein Kuscheltier, ein T-Shirt oder auch ein Nachtlicht? Vielleicht helfen nach einem anstrengenden Tag im Kindergarten eine Kuscheleinheit und ein gemeinsames Buch?

Schaffen Sie in erster Linie einen bewussten Umgang mit dem Schnuller und etablieren Sie Schritt für Schritt andere Wege zur Beruhigung und Entspannung. Bauen Sie zusammen mit Ihrem Kind z.B. eine Box für den Schnuller, wo er sich ausruhen kann. So ist der Schnuller nicht weg, sondern in Reichweite und Ihr Kind hat die Gewissheit, nach ihm verlangen zu können. Fordern Sie Ihr Kind auch auf, Ihnen den Schnuller wieder zu geben, wenn es ihn nicht mehr braucht und legen Sie ihn dann gemeinsam in die Box. Treffen Sie Absprachen, wann und wo der Schnuller in Ordnung ist. Und in der Zwischenzeit macht er in der Box Pause. Dieser Prozess des Loslassens und Loslösens ist für Ihr Kind schwierig und braucht eine liebevolle Begleitung und Geduld.

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Und wenn es nicht klappt?

Haben Sie Vertrauen in Ihr Kind. Es wird sich von dem Schnuller trennen können, wenn es selbst so weit ist und gestärkt in seinem Vertrauen zu sich. An Tagen, an denen Ihr Kind gesund ist, seien Welt in Ordnung ist und es ihm gut geht, wird die Schnullerentwöhnung leichter gelingen als an Tagen, an denen alles schief geht, Ihr Kind krank oder müde ist. Hören Sie Ihrem Kind zu und ermutigen Sie es an den guten Tagen ohne Schnuller auszukommen und seien Sie in schlechten Zeiten nachgiebiger.

Tipps zum Schnuller abgewöhnen

  • Erkennen Sie den Unterschied zwischen Bedürfnis und Gewohnheit
  • Bieten Sie einen Ersatz für den Schnuller an, wie etwa ein Kuscheltier oder ein Nachtlicht zum Einschlafen
  • Verbinden Sie den Schnuller immer mit Körperkontakt, damit sich Ihr Kind an ein neues Ritual gewöhnt
  • Begrenzen Sie den Schnuller auf eine bestimmte Zeit, wie etwa beim Einschlafen oder auf einen bestimmten Ort
  • Basteln Sie mit Ihrem Kind eine Box, in der sich der Schnuller ausruhen kann
  • Überrumpeln Sie Ihr Kind nicht mit dem Abschied, sondern gehen Sie schrittweise vor
  • Vertrauen Sie Ihrem Kind

Wie lief die Schnullerentwöhnung bei Ihnen? Erzählen Sie uns in den Kommentaren von Ihren Erlebnissen und Erfahrungen!

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