Gesundheit

Ohrlöcher stechen

Ohrringe sind ein beliebter Schmuck, den auch schon viele Kinder tragen. Doch ab welchem Alter kann man unbedenklich Ohrlöcher stechen lassen?

Das Ohrlochstechen ist heute schnell erledigt. Dabei wird entweder das Ohrläppchen oder der obere flache Ohrknorpelbereich mit einem Spezialgerät und einer sterilen Einweg-Kartusche gelocht. Doch Ohrlochstechen birgt auch Risiken. Was vor allem bei Kindern  zu beachten ist.

Ein gesetzliches Mindestalter für Ohrlochstechen gibt es nicht. Eltern bzw. Erziehungsberechtigte dürfen den für ihr Kind besten Zeitpunkt selbst bestimmen. Jedenfalls müssen sie bei jedem Kind oder Jugendlichen unter 16 Jahren persönlich anwesend sein. Minderjährige zwischen 16 unter 18 Jahren brauchen zumindest eine von den Eltern/Erziehungsberechtigten unterschriebene Einverständniserklärung.
In Österreich ist laut Gewerbeordnung 1994/Novelle 2002 nicht nur der Arzt oder Apotheker berechtigt, Ohrläppchen zu stechen, sondern auch der Uhren- und Schmuckhandel – allerdings unter folgenden Bedingungen:

  • Verwendung von sterilen Einweg-Ohrlochknöpfen nach vorheriger Hautdesinfektion
  • Nicht gestochen werden darf in Knorpelmaterial – hier gilt das Alterslimit von 16 Jahren

Harmlos oder bedenklich?

Aus medizinischer Sicht spielt das Alter beim Ohrlochstechen keine Rolle. Laut Deutschem Berufsverband der Hals-Nasen-Ohren-Ärzte eigne sich das Ohrläppchen in jedem Alter gleichermaßen dafür. Auch das Schmerzempfinden sei bei Kindern nicht größer als bei Erwachsenen: Das Stechen werde meist nur als Piks empfunden. Der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ) sieht es nicht ganz so: Jeder Eingriff in den intakten Körper eines Kindes sei problematisch. So könne aus ein nicht fachgerechtes Stechen von Ohrläppchen zu massiven Gewebeschäden führen. Der Grundtenor der Ärzteschaft trifft sich etwa in der Mitte, Auf den Punkt gebracht: Theoretisch kann man Kindern ab einem halben Jahr schon Ohrlöcher stechen (darunter ist es allein aufgrund der noch sehr kleinen Ohrläppchen sowie der Gefahr von Komplikationen bzw. Entzündungen nicht ratsam). Aber auch da ist es eher unvernünftig, da man die Entwicklung des Ohrläppchens nicht vorhersehen kann. So ist es reine Glücksache, dass das Ohrloch nach dem Auswachsen des Ohrläppchens an der gewünschten Stelle sitzt. Zudem wird der Ohrstecker nicht selten vom Kind herausgerissen oder es entstehen durch ständiges anfassen Entzündungen am Ohr.
Daher, so die Empfehlung: Ohrlöcher erst dann stechen zu lassen, wenn es mit Nachdruck vom Kind selbst gewünscht wird – und frühestens ab drei Jahren.

So wird gestochen ...

Oberstes Prinzip: Hygiene! Beim Ohrlochstechen müssen Einweg-Handschuhe getragen werden. Die antiallergischen Ohrstecker und die Verschlüsse sind steril in einer versiegelten Einweg-Kartusche verpackt.

Der Stechvorgang wird in der Regel mit einer Art Ohrlochstechpistole durchgeführt. In dieses Präzisionsinstrument wird eine sterile Kartusche eingesetzt, die je einen antiallergischen Erststecker und einen Ohrsteckerverschluss enthält. Beim Ohrlochstechen mit modernen Kartuschen-Systemen kommt das Ohr also nicht mit dem Gerät selbst in Berührung, sondern nur mit dem sterilen Ohrstecker und dem Verschluss. Unbedingt einzuhalten sind dabei spezielle Hygienevorschriften, wie z.B. Desinfektion, Reinigung und Entsorgung. Jene Person, die das Ohrloch sticht, muss zudem Einweg-Handschuhe tragen. Die antiallergischen Ohrstecker und die Verschlüsse müssen steril in einer versiegelten Einweg-Kartusche verpackt sein.
Da das Ohrläppchen gut durchblutet ist, verheilt das Loch auch relativ schnell. Das heißt, die antiallergischen Erststecker können bereits nach 6 Wochen durch andere Ohrringe ersetzt werden. Nach etwa 5 bis 6 Monaten sind die Ohrlöcher in der Regel vollständig verheilt.
Das Ohrlochstechen im oberen flachen Knorpelbereich des Ohrs steht heutzutage an zweiter Stelle der Beliebtheitsskala aller Ohrlocharten, ist allerdings für Kinder nicht ratsam. Knorpel ist das einzige Gewebe des Körpers, das nicht durchblutet wird. Daher kann das Blut dort nicht dafür sorgen, Stoffwechselprodukte abzutransportieren und Nährstoffe zuzuführen. Folglich dauert an dieser Stelle der Heilungsprozess von Ohrlöchern wesentlich länger. Die antiallergischen Erststecker dürfen im Knorpel erst nach 12 Wochen durch andere Ohrringe ersetzt werden, das vollständige Ausheilen der Ohrlöcher dauert etwa 12 Monate.

Material & Heilungsprozess

Mit speziellem Material und der richtigen Nachsorge unterstützt man den Heilungsprozess nach dem Ohrlochstechen und vermeidet allergische Reaktionen. Ratsam sind gerade bei Kindern hochwertige Materialien wie Chirurgenstahl 316 L, Titan oder Echtgold. Zudem sollten die Ohrringe bzw. -stecker antiallergisch und hautfreundlich sein sowie der EU-Nickelverordnung 2004/96/EG entsprechen. Allzu billiger Modeschmuck kann nämlich stark nickelhaltig sein. Da manche Menschen aber auf Nickel allergisch reagieren, wurde in der EU-Nickelverordnung geregelt, wieviel Nickel pro Woche an die Haut abgegeben werden darf. Für Ohrschmuck sind das maximal 0,2 Mikrogramm pro Quadratzentimeter pro Woche (das heißt 0,2 Millionstel Gramm).
Bei dem für Erstohrstecker häufig verwendeten Chirurgenstahl mit der Bezeichnung 316L sowie bei medizinischem Titan handelt es sich um Materialien, die auch in der Medizin verwendet werden, z.B. für chirurgische Implantate, die ein Leben lang im menschlichen Körper verbleiben, ohne schädliche Nebenwirkungen hervorzurufen. Bei jenen von Fachleuten wie Arzt oder Apotheker eingesetzten Erstohrringen kann man in der Regel darauf vertrauen, dass diese antiallergisch, hautfreundlich und konform mit der EU-Nickelverordnung sind.
Neue Ohrlöcher sollten zudem täglich mit Pflegeprodukten behandelt werden – so können Entzündungen, Infektionen oder andere Komplikationen vermieden werden.

 

Theoretisch kann man Kindern ab einem halben Jahr schon Ohrlöcher stech. Das sei aber unvernünftig, sagen viele Ärzte, da man die Entwicklung des Ohrläppchens nicht vorhersehen kann. So ist es reine Glücksache, dass das Ohrloch nach dem Auswachsen des Ohrläppchens an der gewünschten Stelle sitzt.

Tipps der Apotheker

  • Achten Sie darauf, dass Ihr Kind die Ohrstecker und seine Ohren während der Heilphase nach dem Ohrlochstechen nicht unnötig berührt – und wenn, dann nur mit gewaschenen Händen.
  • Der Ohrsteckerverschluss wird vom Lochgerät automatisch richtig auf dem Ohrsteckerstift positioniert. Sie sollten den Verschluss auf keinen Fall dichter ans Ohr drücken. Nur so ist sichergestellt, dass der Ohrstecker richtig sitzt und genügend Luft an den Stichkanal gelangt. Ein zu fest sitzender Ohrstecker kann zu einer Infektion führen.
  • Zwischen den Reinigungen mit dem Ohrloch-Pflegeprodukt sollten die Ohren so wenig wie möglich mit Feuchtigkeit in Berührung kommen. Bei frisch gestochenen Ohrlöchern vermeiden Sie am besten auch den Kontakt mit Shampoo und Seife. Nach dem Duschen oder Baden sollten Sie das Ohr des Kindes mit klarem Wasser abspülen und anschließend mit dem Pflegeprodukt behandeln.
  • In manchen Schulen, Sportvereinen oder anderen Institutionen gibt es Regelungen zum Tragen von Schmuck. Es kann sein, dass Ohrringe dort beim Sport generell nicht erlaubt sind oder abgeklebt werden müssen. Informieren Sie sich hierüber vor dem Ohrlochstechen.
  • Um zu verhindern, dass die neuen Ohrlöcher wieder zuwachsen, sollen die Erstohrringe während der Heilphase nicht entfernt werden. Sollte das aufgrund der jeweiligen Regelungen nicht möglich sein, ist es ratsam, das Ohrlochstechen lieber für die Ferienzeit zu planen.

 

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