Gesundheit

Nägelbeißen bei Kindern: Nimm die Finger aus dem Mund!

Die Hand wandert wie von selbst zum Mund, und schon kaut das Kind an seinen Fingernägeln. Meist ist Nägelkauen eine schlechte Angewohnheit, aber es kann auch durchaus ernste Hintergründe haben.

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Nägelbeißen (Onychophagie) ist eine weit verbreitete Angewohnheit. Besonders Kinder sind davon betroffen. Etwa 30 Prozent der Kinder kauen an den Fingernägeln, bei Erwachsenen sind es zehn Prozent. Der Häufigkeitsgipfel liegt dabei zwischen dem achten und dem elften Lebensjahr. Kauen Kinder nur gelegentlich an den Nägeln, ist es noch kein Grund zur Sorge. Meist geschieht das Nägelbeißen aus Langeweile oder leichter Überlastung.

Abbau von Stress

Wenn sich Kinder überfordert fühlen, versuchen sie, durch das Kauen unbewusst Anspannungen oder Stress abzubauen und sich dadurch zu beruhigen. Das Nägelkauen zählt daher zu den sogenannten „nervösen Angewohnheiten“ wie Nasebohren, Zähneknirschen oder Daumenlutschen. Meist hören Kinder auch wieder damit auf, wenn die Stresssituation vorbei ist. Es ist daher nicht nötig, irgendwelche Maßnahmen zu ergreifen, wenn ein Kind gelegentlich an den Fingernäglen kaut. „Schenken Sie dem ganzen nicht zu viel Aufmerksamkeit, es ist letztlich ein harmloses Phänomen, das von selbst wieder verschwindet. Helfen Sie Ihrem Kind aber, Stresssituationen zu bewältigen, und sprechen Sie über Belastendes mit ihm“, rät der Kinderarzt Peter Voitl.

Eltern sollten aber aus hygienischen Gründen darauf achten, dass sich ihr Kind regelmäßig die Hände wäscht, damit über die Finger keine unerwünschten Keime und Bakterien in den Mund gelangen. Auch die Nagelpflege sollte nicht vernachlässigt werden, so kommt das Kind gar nicht erst in Versuchung, störende Ecken abzubeißen. Dass abgebissene Fingernägel ungepflegt aussehen, ist nur ein Problem. Neben der unattraktiven Optik besteht auch die Gefahr von Entzündungen des Nagelbettes. Denn durch das Kauen werden die Fingerkuppen ständig mit Speichel befeuchtet, woduch sich Bakterien auf wunden Stellen ausbreiten können. Die Feuchtigkeit bildet außerdem einen idealen Nährboden für Warzen.

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Unterstützung und Geduld

Wichtig ist, dass Eltern ihrem Kind nicht mit Strafen drohen oder schimpfen, wenn sie es mit den Fingern im Mund erwischen. Das würde die Situation nur verschlimmern und noch größeren Stress aufbauen. Was Kinder brauchen, ist Unterstützung, Geduld und Verständnis. Eltern sollten daher ruhig mit ihren Kindern reden, um herauszufinden, was die Ursachen dafür sind, dass sie an ihren Nägeln kauen. Meist stecken Schwierigkeiten in der Schule wie Angst vor Prüfungen, Leistungsdruck, Lernschwierigkeiten oder Konflikte mit Klassenkameraden dahinter. Aber auch das Verhalten der Eltern kann dazu beitragen, dass sich Kinder gestresst fühlen. Denn neben der Überforderung in der Schule sind familiäre Probleme wie Streitigkeiten der Eltern, Scheidung, ein Umzug oder Angst vor Strafe die größten Auslöser für Stress. Außerdem haben Eltern und Geschwister hier eine sehr wichtige und starke Vorbildwirkung. Kinder spiegeln das Verhalten ihrer Eltern – kaut also zum Beispiel der Vater an den Fingernägeln, wird das sein Kind vielleicht nachahmen.

Nägelbeißen hört oft mit der Pubertät auf

Prim. Univ.-Ass.-Prof. DDr.Peter Voitl

www.kinderarzt.at

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Tricks um sich das Nägelbeißen abzugewöhnen:

Eltern sollten sich klar sein, dass sich ihr Kind das Nägelkauen nicht durch Druck oder Zwang abgewöhnen wird. Es muss es selber wollen. Möchte sich ein Kind das Nägelbeißen abgewöhnen, können ein paar Tricks helfen:

  • Stress abbauen: Eltern sollten mit ihrem Kind die Stressauslöser herausfinden und beseitigen. Ein gut eingeteilter Tagesablauf und ausreichend Schlaf helfen oft schon. Altersgerechte Entspannungsübungen helfen dabei, Stress abzubauen.
  • Ablenkung: Spürt das Kind das Verlangen, die Finger in den Mund zu stecken, hilft es, das Verhalten bewusst zu unterbrechen. So kann es seine Hände ausschütteln, etwas trinken oder Handspiele machen.
  • Nägel kurz schneiden: Dadurch sehen die Hände nicht nur gepflegter aus, sie bieten auch weniger Angriffsfläche um daran zu kauen.
  • Handschuhe & Nageltinkturen: Kaut einKind aus Reflex an den Nägeln, wirddurch diese Maßnahmen Unbewusstesbewusst gemacht. Handschuhe helfen.
  • Bunten Nagellack auftragen: Ein Trick für nagelkauende Mädchen. Sind die Fingernägel schön bunt lackiert, möchte man das Ergebnis doch nicht durch Nägelbeißen zerstören!
  • Belohnung: Manchmal hilft auch ein kleiner Anreiz, um eine schlechte Angewohnheit loszuwerden. Winkt eine kleine Belohnung, wenn das Kind beispielsweise eine Woche oder zwei nicht an den Nägeln kaut, wird es sich Mühe geben, das Ziel zu erreichen.

Professionelle Hilfe

Bemerken Eltern, dass ihr Kind zwanghaft an seinen Fingernägel kaut und die Nägel bis ins Nagelbett abbeisst oder gar blutet, ist die Sache ernster, und es sollte ein Kinderarzt zu Rate gezogen werden. Kommen zum Nägelbeißen noch Verhaltensauffälligkeiten wie Kontaktschwierigkeiten, Blutigkratzen, an den Wimpern Ziehen oder Haare Reißen dazu, sollten Eltern ebenfalls professionelle Hilfe suchen, denn es könnte eine gravierende innere Spannung und Belastung zu Grunde liegen, die einer psychologischen oder psychotherapeutischeUnterstützung bedarf.

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