Erziehung

Mein Kind befriedigt sich selbst!

Sind Sie schockiert, weil Sie herausgefunden haben, dass Ihr kleines Kind sich selbst Lust verschafft? Entspannen Sie sich – alles ganz normal!

Natalie „reitet“ auf ihrem Stofftier. Herbert reibt einen Polster zwischen seinen Beinen. Heike lässt den Strahl der Dusche intensiv auf ihre Scheide rinnen. Michael umfasst mit der Hand sein Glied und bewegt sie auf und ab.

Keine Frage: Diese Kinder empfinden Lust, bei dem, was sie tun – sie befriedigen sich selbst. Manche atmen schneller oder stöhnen, tun es ohne Bedenken auch vor anderen oder machen es heimlich. Eltern sind oft schwer irritiert, wenn sie ihr Kind bei der Selbstbefriedigung beobachten oder verdächtige Spuren in der Bettwäsche ihres noch sehr jungen Sohnes finden. Je nach persönlicher Einstellung reagieren sie entsetzt, wollen mit den Kindern schimpfen oder sie sogar bestrafen. Besonders Mütter und Väter, die gar keine oder eine sehr strenge Sexualerziehung genossen haben, können es nicht fassen, dass ihr unschuldiges Kind schon so „verdorben“ ist. Erschrocken fragen sie sich, was sie falsch gemacht haben, wenn ihr kleiner Liebling auf der Sofalehne oder einem Kuscheltier herumrutscht und sich offenbar lustvoll einem Höhepunkt nähert.

Kleine Kinder wissen noch nichts über Sex.

Sie haben keine Ahnung von Begriffen wie Onanieren, Masturbation, Selbstbefriedigung oder Orgasmus, sondern einfach eine Körperstelle entdeckt, die bei entsprechenden Berührungen ein kitzeliges Gefühl verursacht. Ihr Kind ist nicht ordinär oder frühreif. Es führt einfach instinktiv Bewegungen aus, die ihm dieses gute Gefühl vermitteln. Manche Kinder machen ein Ritual daraus, in dem sie sich genau diese Gefühle immer vor dem Schlafen verschaffen, weil sie herausgefunden haben, dass sie entspannend wirken. Andere Kinder versuchen, sich besonders nach Stresssituationen auf diese Weise zu beruhigen. Aber es hat nichts mit der Art von Sex zu tun, die wir Erwachsenen darunter verstehen. Vielleicht gehören Sie ja zu den Eltern, die mit dem Thema überhaupt kein Problem haben. Gut so.

Aber was können Sie tun, wenn Sie die Tatsache eines sich lustvoll stimulierenden Kindes doch befremdet?

Atmen Sie zunächst tief durch. Und dann stoppen Sie Gedanken, die Ihnen wahrscheinlich durch den Kopf schießen:
► Was mache ich jetzt nur?
► Ist das normal? Soll ich sie davon abhalten?
► Was denken die anderen Leute über uns, wenn sie das sehen?
► Das kann doch nicht wahr sein, habe ich mir das alles vielleicht eingebildet?
Nein, das haben Sie mit größter Wahrscheinlichkeit nicht. Aber bitte entschließen Sie sich doch einfach dazu, die Privatsphäre Ihres Kindes zu respektieren. Es ist auch ganz wichtig, dass Sie nicht aufgrund Ihrer eigenen, vielleicht negativen Einstellung zur Selbstbefriedigung über Ihre Tochter oder ihren Sohn urteilen. Sehen Sie es doch so – Ihr Kind entdeckt einen neuen Teil von sich selbst. Lassen Sie es also einfach geschehen. Reagieren Sie auf keinen Fall mit folgenden Sätzen: „Was machst du denn da Grausliches? Wenn du das noch einmal tust, fällt dir die Hand ab!“, „Du bist ein böses Kind!“, „Pfui, schäm dich!“, „Der liebe Gott sieht das und bestraft dich dafür!“.

Wenn Jugendliche sich selbst befriedigen, wird Sie das hoffentlich nicht überraschen. Achten Sie nur auf sexuell getöntes Verhalten, das nicht altersentsprechend ist. Das kann unter Umständen auf Missbrauch hindeuten. Seien Sie hier besonders aufmerksam und sensibel. Es gilt: zunächst einfühlsam beobachten und dann erst entscheiden, ob eingegriffen werden muss. Beraten Sie sich bei entsprechendem Verdacht unbedingt mit einer geschulten Fachperson.

Selbstbefriedigung ist nichts Schmutziges, sondern unabhängig vom Alter ganz natürlich. Bleiben Sie also bitte locker.

„Mein Sohn hat sich befriedigt“, Lotte M. (Verkäuferin, Sohn Gerhard ist 10)

„Ich bin alleinerziehende Mutter, und Gerhard hat eine sehr gute Beziehung zu mir. Der Vater hat uns wegen einer anderen Frau verlassen und kümmert sich überhaupt nicht um ihn. An einem Sonntag kam ich nachmittags ins Zimmer und bemerkte, dass seine Hose offen war. Er zog blitzschnell die Hand weg, aber ich erkannte sofort, was er gerade getan hatte. Im Moment war ich derart geschockt, dass ich nicht reagieren konnte. Er verhielt sich auch so, als ob nichts gewesen wäre. Wie kann es sein, dass er in seinem Alter schon onaniert? Er ist dazu doch viel zu jung. Ich dachte, dass es jetzt gut wäre, wenn sein Vater da ist, um mit ihm zu schimpfen. Die Sache ging mir nicht aus dem Kopf, und so beschloss ich, mit unserer Ärztin darüber zu reden. Zu meinem großen Erstaunen war sie gar nicht entsetzt, sondern erklärte mir, dass das völlig normal sei. Kinder in dem Alter denken auch nicht an Sex, sondern haben einfach entdeckt, dass das, was sie tun, sehr angenehm ist. Mir gefällt der Gedanke immer noch nicht, aber ich bin zumindest beruhigt.“

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