Mein Kind befriedigt sich selbst! – Kommentar
„Es ist normal, wenn Kinder Lust empfinden“ - Mag. Mag. (FH) Nicola Tutsch, Familien- und Sexualtherapeutin, Wien, Hagenbrunn.
Beim Thema Selbstbefriedigung kursieren immer noch zahlreiche Gerüchte und völlig falsche Informationen. Wir wissen heute sehr gut, dass Sexualität nicht nur die biologische Funktion der Fortpflanzung zu erfüllen hat. Dennoch sind gerade in der Altersgruppe der Kinder und Jugendlichen viele Unsicherheiten vorhanden. Fakt ist: Es ist völlig normal, dass auch schon die Kleinsten ihre Lust entdecken. Das bedeutet nicht immer, dass sie sich bis zu einem Orgasmus stimulieren, aber das Entdecken und Erforschen der eigenen Erregung gehört zu einer gesunden kindlichen Entwicklung dazu. Es kann daher durchaus sein, dass bereits Säuglinge und Babys beobachtet werden können, wie sie bestimmte Handlungen immer wieder durchführen, die vermutlich mit einem Erregungszustand zu tun haben. Hierbei gibt es absolut keinen Handlungsbedarf für die Eltern. Es ist also keinesfalls so, dass die Masturbation an sich Folgen für die Entwicklung des Kindes hat, sondern die Reaktion der Eltern hat Einfluss auf die Einstellung des Kindes zu Sexualität und seinem Körper. Auch die oftmals genannte Angst, dass Selbstbefriedigung in jungem Alter eindeutig auf Missbrauchserfahrungen zurückzuführen ist, ist falsch. Es ist vielmehr Teil einer sehr wichtigen Entwicklungsphase bei Kindern.
Nicola Tutsch, www.familienpsychotherapie.at
Sollte es passieren, dass Kinder in unpassenden Situationen masturbieren, ist es an der Zeit, das Thema anzusprechen. Scheuen Sie bitte nicht davor zurück, korrekte Wörter wie „Penis“ oder „Scheide“ zu benutzen, denn es ist hilfreich, wenn Kinder mit diesen Begriffen vertraut sind. Machen Sie aus so einem Gespräch kein Drama. Je weniger Aufhebens drum gemacht wird, desto weniger wird sich das Kind beschämt fühlen. Das Schamgefühl entwickelt sich überhaupt erst mit etwa vier Jahren. Kinder verstehen den Hinweis, dass Masturbieren etwas Intimes ist und man es viel besser genießen kann, wenn niemand dabei zusieht. Schlagen Sie Ihrem Kind also einfach vor, dass es dies doch gerne in seinem Zimmer tun kann. Aber bitte: auf keinen Fall schimpfen! Für eine gesunde Beziehung zur eigenen Sexualität ist es wichtig, dass Kinder dieses angenehme Gefühl nicht damit verbinden, dass Mama oder Papa deswegen böse sind oder sie etwas Unrechtes tun. Sie spüren nur, dass ihnen an dieser und jener Körperregion etwas Angenehmes widerfährt. Beobachten Sie, dass das Kind öfters in den gleichen Situationen masturbiert, zum Beispiel mehrfach täglich oder jeden Tag im Kindergarten, kann dies ein Zeichen von Unterforderung oder Langeweile sein.
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