Gesundheit

Lieber Natur pur

anstatt außen hui und innen pfui

Kosmetikprodukte aus dem Supermarkt sind wegen Ihrer angenehmen Düfte, schönen Farben beliebt. Aber Achtung, denn Qualität hat ihren Preis. Hinter den Kulissen von feinen Duftstoffen und geschmeidigen Weichmachern stecken oft giftige Inhaltsstoffe wie Erdöl oder Aluminium, die unsere Haut mehr schädigen als pflegen. Grund genug, einen Blick auf die Naturkosmetik zu werfen! „familiii“ hat dazu mit namhaften Experten gesprochen. 

„Die Herstellung von Kosmetik auf Basis natürlicher Grundlagen mit pflanzlichen Wirkstoffen beruht auf einem sehr alten wertvollen Wissen. Schon immer wurden Pflanzen zur Heilung und für die Schönheit verwendet. In Rezepturbüchern von alten Kulturen wie Ägyptern, Griechen oder Römern sind viele Anleitungen für Cremen, Bäder oder Massageöle zu finden, die allesamt pflanzliche Extrakte enthalten. Sehr beliebte Pflanzen dabei waren diejenigen, die ätherische Duftstoffe enthielten wie Rosenblüten oder Lavendel. Sie wirken pflegend auf die Hautstruktur, machen die Haut geschmeidig und stärken den Zellstoffwechsel,  halten Hautzellen gesund und unterstützen die Zellregeneration. Somit könnte man sagen, dass alle Produkte, die früher hergestellt und angewendet wurden, Naturprodukte waren, denn Konservierungsmittel, Farbstoffe oder künstliche Duftstoffe hat es keine gegeben. Dies ist erst eine Entwicklung der modernen Chemie in den Laboratorien. Interessant ist, dass mit Zunahme der Verwendung an chemischen Wirkstoffen auch die Hautirritationen und Unverträglichkeiten zugenommen haben“, so Dr. Angelika Prentner, Inhaberin der Apotheke zur Gnadenmutter in Mariazell und TEM-Expertin.

Interessant ist auch, dass Menschen etwa beim Essen längst auf gesunde Inhaltsstoffe und einwandfreie Herstellung achten. Warum also kommt immer noch so häufig pure Chemie auf die Haut? „Das ist heute nicht mehr notwendig und war es auch nie.“, sagt Katharina Krebs, Entwicklerin der bioemsan Naturkosmetik von Multikraft. Seit 15 Jahren entwickelt sie von Oberösterreich aus Pflegeprodukte mit rein natürlichne Inhaltsstoffen und weiß, worauf es ankommt. Aluminiumfreie Deos etwa boomen – und das vollkommen berechtigt, wie Krebs meint. Aluminiumsalze drosseln die Schweissproduktion, wirken antibaktieriell gegen Geruchsbildung, doch Alzheimer oder Krebs können schwere Folgeschäden von Aluminiumablagerungen in unserem Körper sein. „Die Naturkosmetik greift auf natürliche Zutaten wie ätherische Öle zurück, die auf natürliche Weise denselben Effekt wie herkömmliche Deos erzielen.“ Paraffine, Petrolatum und andere Erdölprodukte findet man normalerweise in Autowerkstätten, genauso oft aber leider auch in der Kosmetik. Sie machen die Haut glatt und geschmeidig, denn sie liefern den nötigen Fettanteil bei herkömmlichen Kosmetikprodukten.

Doch Vorsicht: „Diese Stoffe sind Destillate aus Erdöl, trocknen die Haut eher aus, anstatt sie zu pflegen. Sie fördern auch die Faltenbildung und verstopfen die Poren“, warnt Krebs. In der Naturkosmetik kompensiert man den notwendigen Fettanteil etwa mit hochwertigen biologischen Pflanzenölen wie Mandelöl, Distelöl, Jojobaöl oder Sheabutter. Polyethylenglykol (PEG) ist ein synthetischer Stoff, der in vielen Kosmetikprodukten als Emulgator zum Einsatz kommt. PEG sorgt für die cremige Zusammensetzung beliebter Bodylotions. Durch den Hautstoff Ethylenoxid und weitere Zusatzstoffe kann allerdings die Membranfunktion der Haut geschädigt und so eine größere Angriffsfläche für Schadstoffe geschaffen werden: „In der Naturkosmetik machen wir Lotions & Co mit einem sehr hochwertigen Emulgator aus Olivenöl oder einem pflanzlichen Emulgator cremig“, so die Expertin.

"Wir setzen lieber auf Kaliumsorbat, das macht Kosmetik genauso gut haltbar und keimfrei"

Katharina Krebs, Entwicklerin der bioemsan Naturkosmetik von Multikraft

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Damit Kosmetikprodukte möglichst lange halten und Bakterien abgetötet werden, werden häufig Parabene eingesetzt. Diese gängigen Konservierungsstoffe sind in der Kosmetik allerdings gefährliche Allergieauslöser sowie Krebserreger und können unseren Hormonhaushalt langfristig schädigen. „Wir setzen lieber auf Kaliumsorbat, das macht Kosmetik genauso gut haltbar und keimfrei“, erklärt die Kosmetik-Entwicklerin. Bereits im Kindesalter werden wir mit Weichmachern in Berührung gebracht, wenn mit Kinderspielzeug aus Kunststoff gespielt wird. Das Gefährliche daran ist, dass sogenannte Phtalate über die Haut in den Körper gelangen und dadurch den menschlichen Hormonhaushalt stark beeinflussen können. Vorrangig sind Phtalate in Shampoos, Zahnpasten, Duschgels, Sonnencremes oder Haarsprays  enthalten.

In der Naturkosmetik arbeitet man stattdessen mit hochwertigen ausgewählten biologischen Rohstoffen. Herkömmliche Kosmetika setzen auf diverse künstliche Duftstoffe, wie gängige Moschusverbindungen aus der Drüse des Moschushirschen, welche in großen Mengen industriell produziert werden. Allerdings kommen solche Duftstoffe aus dem Labor und können sich im schlimmsten Fall in unserem Fettgewebe ablagern sowie Allergien auslösen. Nicht nur künstliche Duftstoffe, sondern auch künstliche Farbstoffe stehen häufig in Kritik, da die meisten synthetischen Farbstoffe aus Erdölproduktion hergestellt werden. Dabei gilt der „Azofarbstoff“ als besonders allergieauslösend und krebserregend. Erkennbar ist er durch das Kürzel „CI“ und einem fünfstelligen Zahlencode dahinter. Tatsächlich gibt es noch viele weitere Zutaten in Pflegeprodukten, die unbewusst auf unseren Körper und unsere Gesundheit einwirken und somit unangenehme Folgen mit sich bringen können. „Der Kauf kontrolliert-zertifizierter Biokosmetik ist eine Entscheidung für die eigene Gesundheit und unterstützt zugleich unsere Umwelt. Hersteller von Biokosmetika setzen zusätzlich auf faire Arbeitsbedingungen, verzichten auf Tierversuche und prodzieren oftmals vegan“, so Krebs.

 

"Von der Idee zur Rezeptur, vom Design bis zum fertigen Produkt - alles kommt aus einer Hand!"

Luise Köfer, Inhaberin und CEO von VINOBLE COSMETICS

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Die Kraft liegt im gesunden Rohstoff

„Der Kosmetikmarkt ist sehr dynamisch. Die Ansprüche und das Wissen der Verbraucher in Bezug auf Inhaltsstoffe und deren Wirksamkeit in den Produkten steigen ständig. Dazu legen sie zunehmend Wert auf natürliche und vegane Inhaltsstoffe. In der Naturkosmetik dauert es oft sehr lange, bis gewisse pflanzliche Wirkstoffe freigegeben werden. Bei Vinoble ist uns vor allem Regionalität sehr wichtig. Daher verarbeiten wir ausschließlich Rohstoffe, die wir von regionalen und zertifizierten –  zum Beispiel BDIH oder Ecocert – Winzern beziehen. Wir haben kurze Zulieferzeiten, dadurch ist die Frische garantiert. Die Hauptwirkstoffe kommen aus der Traube, sprich Weinrebe. Zusätzlich verarbeiten wir Hydrolate aus Heilkräutern, die aus dem Mariazeller Raum aus über 1.000 Metern Höhe stammen. Unsere Traubenstammzellen sind ausschließlich vegan. Mit der Vinotherapie präsentieren wir ein Angebot, das auf altem europäischem Wissen beruht. Und die Resonanz ist äußerst positiv. Das Erleben und das positive Empfinden ist so ein wichtiger Anker. Nur wenn man eine wohltuende Wirkung verspürt, kann ein Konzept langfristig erfolgreich sein.“

 

"Wie bei Lebensmitteln auch, ist uns eines sehr wichtig: Frische. Denn auch die Tomate aus dem Garten schmeckt anders, besser, als jene aus dem Supermarkt. Das riecht man, schmeckt man, fühlt man."

Ulla Wannemacher & Andreas Wilfinger, Gründerduo von RINGANA

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Worauf sollte man achten?

„Oft spiegelt uns nur ein Slogan oder eine Verpackung vor, dass ein Produkt Naturkosmetik ist. Man sollte sich lieber auf zertifizierte Gütesiegel verlassen, wie Ecocert und nicht auf firmeneigene. Wichtig ist bei guter Naturkosmetik auch, was auf der Rückseite steht, welche Inhaltsstoffe (INCI) drinnen sind und wieviel davon. Auch auf die Reihenfolge achten! Außerdem sollte man wissen, von welchem Hersteller man das Produkt kauft. Wer steckt dahinter, gibt es eine eigene Forschung und Produktion? Wie steht das Unternehmen zum Thema Nachhaltigkeit? Naturnahe Kosmetik ist sehr ähnlich herkömmlicher Industrie-Kosmetik, auch hier finden sich künstliche Konservierungsstoffe, PEGS oder Mineralöle. Vielfach wird ein natürlicher Inhaltsstoff stark hervorgehoben, wie etwa Arganöl. Oft wird hier auch ein CSR Projekt angehängt, um eine Marke als Naturkosmetik und ethisch zu verankern. Das hat aber, unserer Meinung nach, nichts mit Naturkosmetik zu tun, denn bei dieser muss alles stimmig sein: vom Rohstoffeinkauf bis zur Forschung, der Produktion und der Verpackung – also die gesamte Produktionskette und auch die Einstellung des Unternehmens selbst dazu.“

"Meine Mitarbeiter und ich leisten täglich 100 %, um unseren Kunden das bestmögliche Endprodukt zur Verfügung zu stellen."

Leo Hillinger, Unternehmer und Weinbauer

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Bio & Nachhaltigkeit

Die Worte Bio und Nachhaltigkeit werden oft als Marketing-Tool verwendet. Wie Bio sind die Hillinger Cosmetics Produkte? „Sie können als Konsument sicher sein, dass das Gütesiegel BIO für strenge Richtlinien steht. Egal, ob im Weinbau oder in der Kosmetikbranche ist mir dieser hohe Qualitätsanspruch wichtig und wir suchen bewusst Zertifizierungsstellen – wie zum Beispiel bei der Kosmetik Natrue – aus, die ihr Siegel durch ihre Vorgaben garantiert nur an die Besten vergeben. Bio und Nachhaltigkeit geht für mich einher. Wenn ich weiß, dass meine Produkte Bio sind und woher sie kommen, hat das einen Wert, den die Konsumenten immer mehr schätzen. Ich mache nicht nur Naturkosmetik, sondern Bio-Kosmetik. Leider gibt es noch keine internationale Definition dieser Begriffe. Allen Definitionen gemeinsam ist, dass die natürlichen Rohstoffe bei Bio-Kosmetik aus kontrolliert biologischem Anbau kommen. Das reglementiert den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln, garantiert gentechnikfreie Produkte und stellt die nachhaltigste Variante von Kosmetik dar. Bei Naturkosmetik kommen sehr wohl synthetische Pestizide zum Einsatz. Bio-Kosmetik ist deshalb nicht nur gesund für den Menschen, sie ist auch gesünder für die Umwelt. Nachhaltigkeit meint beides: Einerseits wollen wir unsere Erde so behandeln, dass noch mehrere Generationen nach uns sich ihrer erfreuen können. Pestizidverseuchte Böden sind dafür keine gute Lösung. Wir leben im Kreislauf der Natur und schaden uns selber, wenn wir nicht biologisch denken.“

"Ein Laborprodukt, in dem Moleküle der Natur synthetisch nachgebaut wurden, kann niemals die gleiche Information in sich tragen wie ein Rohstoff, der aus einer Pflanze stammt, die sich selbst vor Wind und Wetter schützen musste."

Martin Saahs & Günter Stöffelbauer, Gründer von die Nikolai

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Demeter versus Greenwashing

„Gerade in der heutigen Zeit, wo Bio durch Greenwashing immer mehr verwässert wird, muss man als Verwender trotz Siegel genau auf die Inhaltsstoffe achten. Mit der Demeter-Zertifizierung halten wir uns bei dieNikolai an die weltweit strengsten Bio-Auflagen und arbeiten mit echten Rohstoffen aus unseren Weingärten. Wir verwenden Rohstoffe, deren positive Wirkungsweisen längst vergessen wurden. Viele davon werden heutzutage durch moderne Laborprodukte ersetze. Doch es gibt faszinierende Pflanzen in unseren Weingärten und der gesamten Region und so verzichten wir bewusst auf Inhaltsstoffe mit langen Transportwegen wie Sheabutter oder Palmöl. Es ist mittlerweile erwiesen, dass konventionelle, landwirtschaftliche Rohstoffe nicht nur toxische Rückstände von Düngemitteln, Herbiziden und Fungiziden aufweisen, sondern auch, dass diese Rohstoffe einen deutlich geringeren Nährstoffgehalt haben. Für uns liegt es auf der Hand, dass eine Pflanze, die sich selbst vor Wind und Wetter schützen muss, nicht nur mehr Aktivstoffe hat, sondern lebendige Information in sich trägt.“ 

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