Freizeit

Lichter, Laternen und Heilige

Die nahende dunkle Jahreszeit wird bald wieder von Laternen und singenden Kindern erhellt, wenn im November traditionell das Martinsfest gefeiert wird. Daneben findet das Luciafest aus Schweden immer mehr Anklang in Österreich.

Kinder spazieren gemeinsam mit den Eltern und Freunden nach Einbruch der Dunkelheit mit ihren Laternen und singen Lieder, trinken heiße Getränken, essen Gebäck und haben Spaß. Das Martinsfest ist eine feste Tradition in den Kirchen und Kindergärten Österreich. Dabei ist nicht nur der Laternenlauf selbst ein Highlight für die Kinder, sondern das gemeinsame Basteln und Gestalten der Laternen gehört ebenso zum Fest wie, je nach Region, ein abschließendes Martinsfeuer.

„Im Kindergarten werden die Laternen selbstgebastelt, und es gibt einen Umzug durch das Dorf. Die Kinder spielen anschließend die Mantelteilung des heiligen Martin nach, singen und tanzen mit ihren Laternen. Es gibt auch eine kleine Segnung durch den Pfarrer, und jedes Kind bekommt am Ende ein Kipferl, das dann – wie der Mantel des Hl. Martin – mit Freunden und Familie geteilt wird“, erzählt Susanne Mitterer, die mit ihren vier Töchtern gerne das Lichterfest feiert.

Ursprünge des Martinsfests

Im Zentrum der Feierlichkeit stehen Nächstenliebe und das Teilen, basierend auf der Geschichte des St. Martin von Tours, der am 11. November beigesetzt wurde. Nach der Überlieferung hatte dieser seinen Mantel zerschnitten und eine Hälfte einem frierenden Bettler gegeben. Daraufhin war ihm Christus erschienen, und St. Martin widmete sein Leben dem Glauben und ging ins Kloster. Die evangelische Kirche feiert am 10. November zudem den Geburtstag Martin Luthers, zu dessen Ehren ebenfalls Lieder gesungen werden. Die Zeit im November markierte auch das Ende der Erntezeit, wo in Vorbereitung auf den Winter die Tierbestände reduziert und Lebensmittel verbraucht werden mussten. So feierte man ausgiebige Feste, um einerseits die wertvolle Nahrung nicht zu verschwenden und andererseits vor Beginn der Fastenzeit noch einmal zu feiern. Anschließend gingen die Kinder der Feldarbeiter von Tür zu Tür, um Nahrungsmittel zu sammeln. Ihr Weg wurde von Laternen erhellt, und sie trugen Lieder vor. Wahrscheinlich bildete sich in jeder Region ein eigener Mix aus den verschiedenen Bräuchen. Was heute vor allem geblieben ist, ist das andächtige Familienfest, bei dem Teilen im Mittelpunkt steht.

Lucia erobert Österreich

Während das Martinsfest im Kindergarten zu einer festen Tradition gehört, schwappt langsam ein schwedischer Brauch zu uns über: Das Luciafest am 13. Dezember. „In jedem Ort wird jährlich eine Lucia gewählt, die Schulen und Altersheime besucht und für die Menschen singt. Sie trägt ein langes, weißes Gewand mit rotem Band und einen Kerzenkranz auf dem Kopf. Wir möchten die Dunkelheit ein bisschen erleuchten und gemeinsam mit den Familien ein schönes Fest feiern“, erklärt Susanne Hiort, Direktorin der schwedischen Schule in Wien, den Brauch, der auch in ihrer Schule und dem zugehörigen Kindergarten jedes Jahr gerne gefeiert wird. Der Lucia folgen Burschen mit Spitzhüten und Sternen (Stjärngossar) und Mädchen mit Kerzen (Tärnor), die gemeinsam singen.

Die Tradition befindet sich dabei in stetigem Wandel: „Inzwischen verkleiden sich die Kinder auch als Weihnachts- oder Lebkuchenmann, da diese in den Liedern vorkommen“, zeichnet Hiort ein Bild der Prozession. Sie besuchen regelmäßig auch andere Schulen oder werden für einen Auftritt eingeladen, um ein Stück schwedische Tradition nach Österreich zu bringen. Der Ursprung des Festes liegt in Sizilien zur Zeit des römischen Reiches. Die Heiligen Lucia versorgte die damals verfolgten Christen bei geheimen Treffen mit Essen und Trinken. Damit sie die Hände frei hatte, trug sie einen Kranz mit Kerzen auf dem Kopf, der ihren Weg erhellte. Nach dem gemeinsamen Singen gibt es ein besonderes Gebäck, Lussekatter, das aus Germ und Safran gemacht wird. Es wird traditionell s-förmig eingeschlungen und mit zwei Rosinen verziert. Dazu trinken Erwachsene Glögg, einen schwedischen Glühwein. „Für uns ist es eine weitere, schöne Tradition vor Weihnachten, die sehr andächtig ist und bei der wir alle zur Ruhe kommen können“ erzählt Susanne Mitterer, die mit ihren vier Töchtern ebenfalls eine eigene Version des Luciafests in der Familie feiert. Sie basteln gemeinsam Kerzen, backen Lussekatter und singen das Lucia-Lied, das ihre Kinder vom Michel aus Lönneberga kennen. Das Brauchtum findet in Österreich immer größere Beliebtheit und kann um den 13. November in schwedischen Kirchen oder auf Christkindlmärkten miterlebt werden.

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