Ernährung

Kräutermedizin – die „grünen“ Gesundmacher

Vorbeugen gegen Grippe, Abwehrkräfte stärken, Erkältungen behandeln: Oft sind Hausmittel sinnvoller als Medikamente. Auch für Kinder.

Jedem Land wachsen seine Arzneimittel selbst, sagte schon Paracelsus. Hier die Schätze aus der „Naturapotheke“ der Kräuterexpertin Kathi von der Koglmoosalm.

Ihr Kräutergarten hat weder einen Zaun noch Grenzen. Denn heilsame Wildkräuter wachsen fast überall, jedenfalls rund um die Koglmoosalm, die hoch über der Gemeinde Gallzein in Tirol liegt. Hier findet die Kräuterhexe alles, was sie für ihre Tees, Salben, Tinkturen, Sirups und andere bewährte Hausmittel benötigt. „Ich habe Biologie studiert und vor etwa zehn Jahren begonnen, mich für allerlei Kräuter und ihre Wirkung und Anwendung zu interessieren“, erzählt Kathi Schimetschek. Zunächst hat die Almwirtin eine zweijährige Zusatzausbildung absolviert, danach folgten weitere Spezialkurse. Heute hält sie ihre eigenen – in der Natur sowie in ihrer wunderbaren „Kräuterwirtschaft“. „Faszinierend an Kräutern sind nicht nur ihre Inhaltsstoffe, sondern auch die vielfältigen  Anwendungsmöglichkeiten“, sagt die Kräuterhexe. „Je nach Jahreszeit, aber auch je nachdem, ob man eine Pflanze zum Räuchern, in der Küche oder zur Pflege einsetzt, kann ein und dasselbe Kraut unterschiedliche Wirkung haben.“ Für Hello Familiii hat die Kräuterexpertin eine bunte Naturapotheke zusammengestellt, die insbesondere Kindern durch die kalte Jahreszeit helfen kann – gut geschützt vor Viren und Bakterien oder wohltuend im Akutfall. Hier eine kleine Auswahl, wie Eltern mit natürlichen Mitteln die Gesundheit ihrer Kinder auf die sanfte Tour stärken können.

Abwarten und Tee trinken

Um Viren und Bakterien richtig abtransportieren zu können, ist es wichtig, viel zu trinken. Am besten eignen sich Tees (falls nötig mit Honig, nicht mit Zucker süßen) oder pures Wasser.

Salbeitee

Salbei wirkt durch seine ätherischen Öle, Gerb- und Bitterstoffe keimtötend, entzündungshemmend und adstringierend auf Schleimhäute, aber enthält Thujon.  Deshalb sollten Erwachsene nicht mehr als sechs Gramm pro Tag zu sich nehmen, Kinder sollten den Tee zum Gurgeln verwenden und danach ausspucken. Er wirkt sehr gut bei Halsschmerzen und Entzündungen des Mundraums.

Rezept: 2 TL getrocknete (oder frische) Blätter mit 0,25 l heißem Wasser übergießen, 7 Minuten ziehen lassen, abseihen: mit lauwarmem Salbeitee gurgeln.
Positiver Nebeneffekt: Durch das Gurgeln massiert man kräftig das Lymphgewebe des Rachenrings, der auf diese Weise besser durchblutet und resistenter gegen
Keime wird. Zusätzlich beruhigt Salbei die Nerven, da können gestresste Mamas gleich eine Tasse mittrinken.

Holunderblütentee

Wirkt schweiß- und harntreibend sowie schwach desinfizierend. Ein perfekter Fieberschwitztee also.
Rezept: 1 EL getrocknete Hollerblüten mit 0,25 l heißem Wasser aufgießen und 7 Minuten ziehen lassen, dann abseihen und trinken.

Lindenblütentee

Hat einen schweißtreibenden, auswurffördernden, reizlindernden und beruhigenden Effekt. Die Glykoside in den Blüten wirken zusätzlich entzündungshemmend.
Rezept: 2 TL getrocknete Blüten mit 0,25 l heißem Wasser übergießen und 7 Minuten ziehen lassen. Abseihen und trinken.

Mädesüßtee

Ist das „natürliche Aspirin“, aus den Blüten wurde die Salicylsäure gewonnen. Es wirkt schmerzstillend und entzündungshemmend und schmeckt wunderbar nach Marzipan.
Rezept: 2 TL getrocknete Blüten mit 0,25 l heißem Wasser übergießen und 7 Minuten ziehen lassen. Abseihen und trinken. (Dosierung bei kleineren Kindern mit dem Arzt besprechen.)

Eibischtee

Es werden sowohl Wurzeln als auch Blätter verwendet. Beide enthalten viele Schleimstoffe, die die entzündeten Stellen richtiggehend ummanteln. Daher verwendet man diesen Tee bei Schleimhautentzündungen, Hustenreiz und Bronchialerkrankungen.
Rezept: 2 TL Wurzeln mit 0,25 l kaltem Wasser 2 Stunden ansetzen, dann kurz aufkochen und abseihen. Die Blätter werden mit heißem Wasser angesetzt. Süße Alternative: Eibischsirup bzw. -teig.

Zistrosentee

Die mediterrane Zistrose hat ein sehr breites Wirkungsspektrum und wirkt hervorragend antibakteriell und antiviral bei Grippeerkrankungen. Verantwortlich
dafür sind die darin enthaltenen Polyphenole.
Rezept: 2 EL getrocknetes Kraut mit 1 l heißem Wasser 5 Minuten ziehen lassen. Abseihen und trinken.

Pflege mit viel Zuwendung und Liebe

Eine ruhige, angenehme Atmosphäre trägt wesentlich zur Heilung bei.

Hühnersuppe essen

Nicht die Fertigsuppe aus dem Supermarkt, sondern mit frischem Biohühnerfleisch und viel Wurzelgemüse selbst gekocht. Stärkt die Abwehrkräfte und vertreibt die Viren.

Spitzwegerichsirup

Wirkt antibiotisch und hustenlindernd. Auch wenn es gut schmeckt, nur bei Erkrankung verwenden, nicht präventiv.
Rezept: 500 g Waldhonig, ca. 40 Spitzwegerichblätter. Die Blätter klein schneiden und schichtenweise abwechselnd mit dem Honig in ein Marmeladeglas füllen. 4 bis 6 Wochen im Dunkeln stehen lassen, dann im Wasserbad sanft erwärmen und in ein sauberes Glas abfiltern.

Duftlampe mit Thymian und Wacholder

Die ätherischen Öle dieser Pflanzen wirken gegen Keime in der Luft: Wasser in die Duftlampe füllen und tropfenweise gute ätherische Öle dazugeben.  Qualitätsmerkmal für gute Öle: Lateinischer Name und Herkunftsland müssen immer auf dem Etikett stehen.

Thymiansirup

Während als Gewürz vorwiegend die Blätter zum Einsatz kommen, wird zu Heilzwecken das ganze Kraut zur Zeit der Blüte verwendet. Das ätherische Öl mit Cymol, Thymol und Carvacrol sowie Gerbstoff und Harz ist für den auswurffördernden, krampfstillenden Effekt verantwortlich. Am besten geeignet ist ein Sirup aus der Apotheke, von dem man täglich mehrere Teelöffel einnimmt.

Betthupferl ohne Pezi und PC

Maßnahmen vor dem Schlafengehen, die das Wohlbefinden fördern.

Halswickel

Bei Halsweh empfehlenswert: Topfenwickel! Der klassische Kneippwickel besteht aus drei Lagen: Innentuch aus Leinen als Träger der Wirksubstanz (Topfen), Zwischentuch aus Baumwolle, um das Innentuch möglichst gut an den Körper anzupassen und Zugluft zu vermeiden, Außentuch aus Wolle, um für den richtigen
Halt des Wickels zu sorgen. Das Innentuch mit Topfen bestreichen und direkt auf die Haut auflegen, darüber kommen das Zwischen- und das Außentuch. Wirkt entzündungshemmend und schmerzlindernd.

Essigpatscherl

Socken in Bioapfelessig eintauchen, anziehen, darüber trockene Wollsocken. Ins Bett legen, fest zudecken und die Socken erst wieder ausziehen, wenn sie  Körpertemperatur erreicht haben. Hilft nachweislich, Fieber zu senken.

Zwiebelduft

Die Zwiebel enthält verschiedene entzündungshemmende Stoffe. Ihren antioxidativen Schwefelverbindungen sowie den ätherischen Ölen (u. a. Propanthialoxid)
wird eine schleimlösende und keimtötende Wirkung zugesprochen. Tipp: Eine halbierte Zwiebel über Nacht neben den Polster oder aufs Nachtkasterl legen. Durch
das Einatmen der Ausdünstungen wird der Schnupfenfluss gehemmt.

Bärenkräfte fürs Immunsystem

Für ein starkes Immunsystem sind ausreichend Vitamine, Mineralstoffe, ballaststoffreiche frische Kost, Bewegung, genügend Schlaf und Sonne wichtig.  Andererseits können Fast Food, zu viel Zucker und Stress das Immunsystem schwächen. Einige Pflanzen wirken stabilisierend auf die Immunabwehr bzw. helfen,  die Abwehrkräfte zu stärken:

Echinacea-Tropfen

Der Purpursonnenhut ist insbesondere vorbeugend bei Erkältungskrankheiten. Es werden sowohl die Wurzel als auch das Kraut der Pflanze verwendet.  Charakteristische Inhaltsstoffe sind Flavonoide, ätherische Öle sowie langkettige Kohlenhydrate, die eine immunstimulierende Wirkung haben. Für Kinder gibt es spezielle Tropfen ohne Alkohol. Die Dosierung wird je nach Alter und Gewicht des Kindes verschrieben.

Sanddornsaft

Der Sanddorn ist eine wahre Vitaminbombe mit Provitamin A, Vitamin B12, Vitamin C und Vitamin E. Am besten trinkt man einen Sanddornsaft, um die Abwehrkräfte und das Immunsystem zu stärken.

Hagebuttenallerlei

Die Hagebutte enthält extrem viel Vitamin C und wertvolle Mineralstoffe. Sie kann in Form von Pulver, Tee oder köstlicher Marmelade gereicht werden.

Brennnesselsamen

Im Herbst, wenn die Brennnesselsamen braun werden, kann man sie ernten, kurz auf Backpapier trocknen lassen und in Gläser abfüllen. Sie sind im Winter perfekte Immunsystemstärker und enthalten viele ungesättigte Fettsäuren, die die Gelenke schmieren.

Kräutervollbad

Wannenbäder können bei einer Verkühlung sehr hilfreich sein, da man die Wirkstoffe der Kräuter und ätherischen Öle über die Atmung und die Haut aufnimmt. Bei Fieber oder Kreislaufbeschwerden sollte man aber darauf verzichten, ebenso sollten bei Kindern unter zwei Jahren keine ätherischen Öle verwendet werden. Die Wassertemperatur sollte 36 bis 38 °C betragen und das Bad nicht länger als zehn bis 15 Minuten dauern.
Verwendbare Kräuter: Thymian, Kamille, Lindenblüten, Fichten- und Kiefernadeln, Dost (wilder Majoran) oder Quendel (wilder Thymian).
Rezept: 30 g des jeweiligen Krautes (oder Kombination) mit 1 l heißem Wasser aufgießen und 15 Minuten ziehen lassen. Abseihen und ins Badewasser geben. Auch ätherische Öle (z. B. Thymian, Zirbe, Fichte) können tropfenweise zugefügt werden. Nach dem Baden warme Socken und Pyjama anziehen und ab ins Bett!

Tief durchatmen

Inhalieren ist bei Kindern ab drei Jahren ein gutes Mittel, um die Nase frei zu halten und den Husten loszuwerden. Wichtig dabei ist, die Kinder nie allein beim heißen Wasserdampf zu lassen.
Rezept: 2 l Wasser, 10 g Meersalz und eine Handvoll Kräuter (z. B. Thymian, Salbei oder Kamille) aufkochen und inhalieren. Entweder direkt über dem Topf mit einem Handtuch darüber oder ein „Inhalationszelt“ aus Tisch und Tischtuch.

Selbstgemachtes, das wirkt!

In ihrer Kräuterküche bereitet Kathi allerhand Wohltuendes zu – von Hustenzuckerln über Tinkturen bis hin zu heilsamen Salben. Hier ihre ganz persönlichen Tipps zum Selbermachen.

Hustenzuckerl

Zutaten: 3 EL Kräuter (z. B. Thymian, Majoran, Salbei), 1 Tasse Wasser, 1 Tasse brauner Zucker, 2 EL Zitrone, 1 EL Honig.
Zubereitung: Kräuter mit Wasser aufkochen, 20 Minuten ziehen lassen. Abseihen. 1/3 davon in einen Topf füllen. Restliche Zutaten dazugeben, 30 Minuten köcheln lassen (Achtung: Zucker spritzt). Dünn aufs Backpapier streichen, trocknen lassen. Zuckerl formen und in Staubzucker wälzen, damit sie nicht  zusammenkleben.

Basissalbe

Das Rezept für eine Basissalbe: 50 ml Olivenöl, 5 g Bienenwachs.
Zubereitung: Im Wasserbad Olivenöl und Bienenwachs in einem Glas unter ständigem Rühren langsam erwärmen (nicht über 60 °C). Sobald die Öl-Wachs-Mischung flüssig und auf ca. 40 °C abgekühlt ist, können die Wirkstoffe (z. B. ätherische Öle) zugefügt werden. Danach in Gläser oder Dosen abfüllen, über Nacht offen auskühlen lassen.

Majoransalbe

Zubereitung: 40 °C warme Basissalbe mit 10 Tropfen ätherischem Majoran- bzw. Thymianöl mischen.
Anwendung: bei Schnupfen und Husten unter und rund um die Nase eincremen.

Engelwurzsalbe

Zubereitung: 40 °C warme Basissalbe mit 10 Tropfen ätherischem Angelikaöl mischen.
Anwendung: bei Nebenhöhleneiterungen und stockendem Schnupfen.

Luufsalbe

Zubereitung: 40 °C warme Basissalbe mit 12 Tropfen ätherischem Eukalyptusöl, 8 Tropfen Thymianöl und 8 Tropfen Zirbenöl mischen.
Anwendung: bei Erkältung auf Brust und Rücken einmassieren, so fällt das Durchatmen wieder leichter.

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