Erziehung

Achtung, Sexting!

Der Austausch intimer Fotos und Videos via Internet und Handy kann fatal enden.

“Sexting”, also das Versenden und Tauschen von eigenen Nackt- oder pikanten Aufnahmen über Internet oder Handy, verbreitet sich auch in Österreich rasant. Nicht zuletzt unter Kindern und Jugendlichen, oft sogar unwissentlich. Was Betroffene und Eltern tun können.

Mehr als jeder zweiter Jugendliche kennt jemanden, der bereits brisante Fotos oder Videos verschickt hat, über 30 Prozent haben selbst schon welche erhalten und 16 Prozent bestätigen, auch eigene heikle Fotos versendet oder gepostet zu haben. Die Motive, die hinter dem Verschicken von erotischen Fotos und Videos stehen, sind vielfältig: Es geht dabei um die Pflege von Beziehungen, um das Flirten in der Kennenlernphase, um sexuelle Anregung des Empfängers oder um eine Art der Selbstdarstellung. Manche Kinder und Jugendliche beteiligen sich aber auch unwissentlich am Sexting – etwa dann, wenn sie sehr freizügige Bilder verschicken, posten oder teilen, ohne dabei konkrete “erotische Absichten” zu verfolgen. Dass diese Bilder dann in Folge von anderen missbraucht werden können, ist vielen nicht bewusst. Und in den seltensten Fällen wissen die Eltern darüber Bescheid.

Schnelle Verbreitung im Web

Schwierig wird die Flirt- bzw. erotische Kommunikation auch dann, wenn der Empfänger das Vertrauen bricht und die intimen Bilder weitersendet oder in sozialen Netzwerken veröffentlicht. Auch wenn Sexting mehrheitlich keine negativen Konsequenzen nach sich zieht, sollten sich Lehrer und Eltern Strategien zurechtlegen, wie sie im Ernstfall damit umgehen. Eine vorschnelle Anzeige des Verbreiters der Bilder kann nämlich auch dem „Opfer“ dieser Aktion schaden – laut Kinderpornografie-Gesetzen dürfen Nacktaufnahmen nämlich auch nicht selbst verbreitet werden.
Die meisten Jugendlichen gaben zwar im Zuge einer Sexting-Studie von Saferinternet.at und Rataufdraht.at an, sie würden die Verbreiter der Nacktaufnahmen im Fall des Falles zum Löschen der Bilder auffordern oder die Meldefunktion in sozialen Netzwerken nutzen. In der Realität zeigen sich aber andere Verhaltensweisen – nur wenige Jugendliche und schon gar nicht Kinder holen sich Hilfe oder unternehmen etwas. Die erste Anlaufstelle sind für die meisten die Freunde, für manche dann Beratungsstellen, erst später werden – oft aus Scham – die Eltern konsultiert.

Digitale Falle: “Teilen”

Dass pikante Nachrichten (sowohl Fotos als auch Texte) nur selten wirklich privat bleiben, betätigt auch eine Studie von Dr. Justin Garcia, Professor für Gender Studies an der US-Indiana University. So stelle vor allem das „Teilen” ein massives Problem dar. Fast jeder Vierte, der Sexting-Nachrichten empfängt, teilt diese laut Studie selbst mit Freunden, oft gleich mit mehreren. Fast drei Vierteln ist zwar unwohl bei dem Gedanken, ihre Sexts könnten ohne ihre Zustimmung weitergegeben werden und je nach Alter fürchten 60 bis 74 Prozent gar, dass Sexting Ruf, Karriere oder Beziehung schaden könnte. “Gesextet” wird trotzdem weiter. Jugendliche sind dabei laut Erhebungen sorgloser, und wenig überraschend ist Sexting bei ihnen daher auch verbreiteter.

 

Kinder Internet_
Mehr 30 Prozent der Jugendlichen und Kinder haben bereits heikle Sexting-Fotos erhalten, 16 Prozent bestätigen, auch selbst schon solche Inhalte versendet oder gepostet zu haben.

App "Oyoty": ausbilden statt verbieten

Abgesehen von frühzeitiger Aufklärung von Kindern und Jugendlichen über mögliche Gefahren, Konsequenzen und Tücken, gibt es eine Abhilfe auf digitalem Weg: So soll die spezielle App „Oyoty“ vor allem Kinder vor Sexting bewahren. Die Anwendung agiert diskret im Hintergrund und analysiert Inhalte, die ein User verfasst. Wird auffälliges Material entdeckt, geht Oyoty in einer Art Chat auf das Kind ein und alarmiert gegebenenfalls sogar die Eltern. „Immer öfter gehen sehr junge Kinder ins Internet. Studien zeigen, dass sie bereits acht, neun und zehn Stunden am Tag auf Plattformen verbringen – ohne Aufsicht“, so der Entwickler Deepak Tewari. “Es geht uns nicht darum, Kindern zu sagen, was sie tun sollen, sondern sie auszubilden und ihnen dabei zu helfen, ihre eigenen fundierten Entscheidungen zu treffen.“

  • Künstliche Intelligenz“. Oyoty erkennt als eine Art Künstliche Intelligenz zum Beispiel, wenn ein Kind ein sehr freizügiges Bild versenden oder in einem sozialen Netzwerk hochladen will. Kommt dies vor, startet die Software eine Konversation auf dem Display: “Man sieht ziemlich viel Haut in dem Foto. Ich denke, du solltest vielleicht nochmal stoppen und darüber nachdenken, ob du das Bild wirklich veröffentlichen möchtest. Würdest du dich schämen, wenn deine Eltern das Foto sehen würden?“, fragt dann der Oyoty-Bot. Nach diesem Hinweis kann der User drei verschiedene Optionen auswählen.
    Entweder der User überlässt es Oyoty, das Foto wieder zu löschen, oder er gibt an, dass er selbst dafür sorgt.
  • Verdeckte Infos. Darüber hinaus kann Oyoty im Hintergrund die Eltern darüber informieren, was ihr Kind veröffentlichen möchte. Doch dies ist laut den Entwicklern nicht Sinn der Sache. Es sei vor allem wichtig, Kindern zu erklären, warum bestimmte Inhalte nicht zum Teilen geeignet sind. Bisher gab es die Anti-Sexting App “nur” auf Englisch und Französisch, Anfang 2018, spätestens im Frühjahr, soll auch die deutsche Version auf den Markt kommen, so die Entwickler.

 

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