Freizeit

Kinder, ab auf die Piste!

Skifahren gilt hierzulande als Nationalsport, dennoch zieht es immer weniger Österreicher auf die Piste. Angebote im Schulbereich sollen gegensteuern, für die ersten Schritte mit Skiern im Schnee braucht es aber auch nicht unbedingt ein teures Skigebiet.

Ein großer Reisebus wartet vor der Schule, daneben wuseln aufgeregte Kinder und nicht selten mindestens genauso nervöse Eltern zwischen Bergen aus Reisetaschen und sperrigem Ski- und Snowboardequipment, das beim Einstieg in einer gut einstündigen Prozedur in den Bauch des Busses gehievt wird: Eine Schulskiwoche ist kein Kinderspiel, diese Annahme würden alle Beteiligten wohl zumindest bei der Anreise bestätigen, aber spätestens am Berg, wenn Ski oder Snowboard angeschnallt sind, sind die Anstrengungen dann vergessen.

Wintersportwochen fördern

Ein Erlebnis, das nicht mehr selbstverständlich ist: Seit dem Ende der verpflichtenden Wintersportwoche in den 90er-Jahren sank die Zahl der Wintersportwochen stetig, nicht zuletzt aufgrund anderer Angebote wie Sprachwochen oder Sommersportwochen. Nur wenn 70 Prozent der Klasse an einer Wintersportwoche teilnehmen wollen, findet sie statt – die Kosten, die sich meist auf 300 bis 400 Euro belaufen, können oder wollen viele Eltern jedoch nicht aufbringen. 2011 schuf das Sport- und Unterrichtsministerium gemeinsam mit der WKO deshalb die neue „Servicestelle Wintersportwochen“, die als Schnittstelle zwischen Schule, Sport und Wirtschaft fungiert. „Wenn man in die 80er-Jahre zurückblickt, hat sich die Anzahl von Schülern, die in der Schule in Kontakt mit Wintersport kommen, grob halbiert. Wir bieten Lehrern einerseits Hilfe bei der Planung, durch unsere Drehscheibenfunktion mit der Wirtschaft handeln wir aber auch Vergünstigungen, etwa bei Busunternehmen oder im Skibekleidungsverleih, aus oder vermitteln direkte finanzielle Unterstützung“, erklärt Marco Cerny, Projektleiter der Servicestelle. Die Aktionen und Angebote sind vielfältig: von günstigen Tagesaktionen ab etwa 30 Euro über eine Miniwintersportwoche ab 138 Euro bis zum All-inclusive- Wochenangebot. Je nach Bundesland gibt es zum Teil auch direkte finanzielle Unterstützung.

Lohnt sich Skifahren noch?

Aber auch nach der Schule zieht es die Österreicher weniger gen Berg. Während im Jahr 1993 noch 53 Prozent der Österreicher angaben, zumindest manchmal auf der Piste zu stehen, waren es 2014 nur noch knapp 36 Prozent, wie eine Studie des WienerInstituts für Freizeit- und Tourismusforschung zeigt. Skifahren werde zunehmend zur Luxussportart, die nur mehr die Ober- und Mittelklasse anspreche, konstatierte Studienautor Peter Zellmann. Auch in diesem Jahr steigen die Preise für Skipässe je nach Skigebiet um zwei bis drei Prozent, über 50 Euro für eine Tageskarte sind keine Seltenheit mehr. Dazu kommen Kosten für die Anreise, für die Ausrüstung und bei einem längeren Aufenthalt für die Unterkunft, insgesamt entsteht eine Summe, bei der sich gerade viele junge Menschen aus dem urbanen Raum fragen: Lohnt sich Skifahren wirklich? Genau hier versuchen viele Skigebiete anzusetzen. Die Turracher Höhe, Bad Kleinkirchheim, der Katschberg und das Nassfeld haben sich zusammengeschlossen und bieten im Rahmen der Aktion Ski4You nicht nur einen gemeinsamen Skipass, sondern auch einen kostenlosen Shuttle von Kärntner Städten, der die Anreise erleichtern soll. „Unser gemeinsames Ziel ist es, junge Menschen aus dem städtischen Raum zu gesunder Bewegung zu motivieren und für den Skisport zu begeistern. Seit der Reduzierung der Skischulwochen kommen junge Menschen nicht mehr automatisch mit dem Skisport in Berührung. Das wollen wir ändern – mit Angeboten, die speziell für Jugendliche und ihre Familien attraktiv sind“, so Christopher Gruber, Geschäftsführer des Skigebiets Nassfeld. In Niederösterreich bietet Familienland NÖ im Jänner und Februar Kinderskitage in St. Corona und in Kirchbach an, bei denen Kinder nur 50 Prozent des Liftkartenpreises bezahlen.

„Für die ersten Skiversuche braucht es nicht unbedingt ein Skigebiet, sondern vor allem Spaß an der Sache.“

Peter Gebetsberger

Zitatzeichen

Der Weg auf die Piste

Der Zugang zum Spielen im Schnee und in weiterer Folge zum Skifahren kann in einem ersten Schritt aber auch viel niederschwelliger und gleichzeitig kostengünstiger erfolgen, denn für die ersten Erfahrungen auf Skiern braucht es nicht zwingend ein Skigebiet, wie Peter Gebetsberger von den Naturfreunden Österreich erklärt: „Am Anfang geht es vor allem darum, dass das Kind den Ski spielerisch kennenlernt. Die Eltern können mit den Kindern im Schnee auf Skiern spielen, das kann auch in einem Park passieren. Man kann beispielsweise Ball spielen oder, wenn es eine kleine Neigung und genug Auslaufzone gibt, ein Stück hinunterrutschen.“

Wenn die Kinder mit dem Material umzugehen gelernt haben, bringt auch ein späterer Skikurs mehr Freude. Zur Vorbereitung bieten die Naturfreunde etwa eigene Skikindergärten an, erste Schritte mit Skiern im Schnee können aber auch bereits zu Hause gemacht werden. „Wenn das Kind mit Skiern laufen oder sich bewegen kann, lernt es schon, wie sich der Ski verhält, und kann auch ohne Anweisung ein Stück hinunterfahren“, so Gebetsberger weiter. Wichtiger als die Umgebung sei am Anfang vor allem das Material. Eltern würden oft dazu neigen, etwas zu große Skischuhe und etwas zu lange Ski zu kaufen, damit das Kind langsam „hineinwachsen“ kann – genau das sei aber am Anfang der falsche Ansatz, der nicht selten zu Frustration führt. Und auch ein überbordender Ehrgeiz der Eltern steht dem Lernerfolg manchmal im Weg. Ob beim ersten Hinunterfahren ein perfektes „Bogerl“ gelingt, ist weniger relevant, an erster Stelle soll die Freude am Ski erhalten werden, damit es dann auch häufiger heißt: „Ab auf die Piste!“

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