Bildung

Keine Angst vor dem Schulstart

Der erste Schultag bedeutet für viele Kinder nicht nur Vorfreude, sondern löst auch Ängste und Unsicherheit aus. So können Eltern ihr Kind beim Wechsel vom Kindergarten in die Schule bestmöglich unterstützen.

keine Angst vor dem Schulstart

Eine Schule im vierten Wiener Gemeindebezirk, wenige Wochen vor dem ersten Schultag. Der sechsjährige Jonas fährt auf seinem Roller gemeinsam mit seiner Mutter Lana den zukünftigen Schulweg ab. Jonas sieht dem Wechsel von seiner Kindergartengruppe in die erste Klasse Volksschule mit gemischten Gefühlen entgegen. Denn der schüchterne Junge muss all seine Freunde im Kindergarten zurücklassen, sie werden andere Schulen besuchen. Und zudem hat Jonas im Kindergarten auch schlechte Erfahrungen machen müssen. „Andere Kinder haben mich geärgert und beschimpft. Die Kindergartentante hat mir geholfen, aber ich weiß nicht, wie das in meiner neuen Schule sein wird.“

Bauchweh vor dem Schulstart

So wie Jonas gibt es viele Kinder, die sich nicht uneingeschränkt darauf freuen können, Anfang September endlich Tafelklässler zu sein. Ängste und Verunsicherung vor dem Schulstart können vielfältige Gründe haben. „Die fremde Umgebung, neue Lehrer und Klassenkameraden können Angst machen. Außerdem wirken Schulgebäude auf Sechsjährige oft sehr groß und unübersichtlich. Besonders schüchternen Kindern fällt die Umstellung meist nicht leicht“, erläutert Erziehungsberaterin Birgit Meerwald von der Beratungsstelle Fit for Kids. Bei familiären Krisen wie einer Scheidung, einem Verlust in der Familie oder einer körperlichen Erkrankung ist die Sensibiliät vor einer großen Veränderung wie dem Schulstart besonders stark erhöht.

Positives Schulbild

Von großer Bedeutung für eine angstfreie Einschulung ist vor allem die Einstellung der Eltern und älteren Geschwisterkinder zur Schule. „Eltern sollten ihre Kinder nicht mit Erzählungen über eigene, schlechten Erfahrungen aus ihrer Schulzeit unnötig ängstigen. Denn eine negativeEinstellung wird von Sechs- und Siebenjährigen leider schnell übernommen, da Eltern in dem Alter eine große Vorbildfunktion haben. Je mehr Stabilität und Sicherheit Kinder durch ihre Eltern erleben, desto leichter ist jede nötige Veränderung für sie“, betont Birgit Meerwald.

Das weiß auch Doris, Mutter des sechsjährigen Moritz, der im September in einer Wiener Volksschule eingeschult wird: „Die neue Umgebung bereitet meinem Sohn viel Unsicherheit. Ich unterstütze Moritz, indem ich ihm bewusst ein gutes Schulbild vermittle. Auch wenn ich negative Schulerfahrungen gemacht hätte, würde ich sie besser für mich behalten.“ Und Moritz ist erleichtert, dass er den Schritt in den neuen Lebensabschnitt nicht alleine machen muss: „Meine zwei besten Freunde aus meiner Kindergartengruppe kommen in die gleiche Klasse wie ich. Ich bin froh, dass ich schon jemanden kenne und in der Schule nicht alles ganz neu für mich sein wird.“

Unterstützung für Schulkinder in spe

Auch Lana hilft ihrem Sohn Jonas dabei, den Wechsel in die Schule gut zu meistern: „Wir waren schon zweimal an Probetagen in der Schule. Es hat ein Picknick gegeben, bei dem Moritz gleich gut integriert wurde. Er hat einen Paten aus der vierten Klasse, der ihm in der neuen Umgebung alles zeigen wird.“ Denn am wichtigsten ist es bei schüchternen Kindern, Interesse für das Neue zu wecken. „Eltern sollten Kinder auf die Schule neugierig machen. Statt einer negativen Erwartungshaltung sollten Vorfreude und Interesse entwickelt werden. Eltern sollten möglichst keinen Druck auf ihre Kinder ausüben“, erklärt Ärztin und Psychotherapeutin Martina Leibovici-Mühlberger.

"Eltern sollten Kinder auf die Schule neugierig machen. Statt einer negativen Erwartungshaltung sollten Vorfreude und Interesse entwickelt werden. Eltern sollten möglichst keinen Druck auf ihre Kinder ausüben"

Prof. Dr.Martina Leibovici-Mühlberger

Ärztin & Psychotherapeutin

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Schrittweiser Angstabbau

Erziehungsberaterin Meerwald hat praktische Tipps, wie man schüchternen Kindern helfen kann ihre Ängste langsam abzubauen: „Ich empfehle, ein ängstliches Kind schrittweise zu verabschieden. Am ersten Schultag ist es gut, das Kind bis zur Klasse zu begleiten. Am zweiten Tag, bis zum Eingang der Schule und am dritten nur mehr bis zum äußeren Tor. Auch ein mitgegebener kleiner Glücksbringer kann Zuversicht schenken. Und im Vorfeld ist es gut, den Schulweg gemeinsam einzuüben.“ So geht auch Richard S. mit seiner Tochter Svenja den Weg zur zukünftigen Schule ab und heitert seine Tochter am benachbarten Spielplatz anschließend auf. Vier Jahre lang hat Svenja in der Kindergartengruppe „Kleiner Stern“ verbracht, und keiner ihrer Kindergartenfreunde kommt nun in die „Pippi-Lotta-Lerngruppe“ der neuen Schule mit. Besonders traurig ist Svenja, dass ihre kleine Schwester, mit der sie gemeinsam in der Kindergartengruppe war, nun nicht in die Schule mitkommen kann. Neben Traurigkeit verspürt das sechsjährige, zurückhaltende Mädchen auch Angst: „Ich bin ganz schön aufgeregt vor dem ersten Schultag. Ich mache mir Sorgen, dass ich lauter Fehler machen werde. Ich kann doch gar nicht rechnen. Und ich habe Angst, dass ich keine Freundinnen finden werde.“ Auch das nach dem Kindergarten ungewohnte frühe Aufstehen bereitet Svenja noch Kopfzerbrechen: „Für die Schule werde ich schon um sieben Uhr Früh geweckt werden. Hoffentlich verschlafe ich nicht.“

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