Gesundheit

Jedes 4. Kind in Österreich ist zu dick

Beim europäischen Adipositaskongress vom 23. bis 26. Mai wird daher ein Schwerpunkt auf die Bekämpfung von Übergewicht bei Kindern und Jugendlichen gesetzt. Eine bewusste Vorbildfunktion der Erwachsenen ist dabei essentiell.

„Derzeit sind in Österreich über 30 Prozent der Frauen und 50 % der Männer übergewichtig, das sind fast 3,5 Millionen Österreicher. Allein 10,7 % der Frauen und 13,4 % der Männer davon sind als fettleibig einzustufen,“ so Prim. Univ.-Prof. Dr. Friedrich Hoppichler, Präsident der Österreichischen Adipositas Gesellschaft. – Und es kommt noch dicker: Weltweit soll es bis 2025 2,7 Milliarden übergewichtige Erwachsene und 177 Millionen Erwachsene geben, die krankhaft fettleibig und daher behandlungsbedürftig sind. „Adipositas ist eine chronische Erkrankung, die mittlerweile pandemische Ausmaße erreicht hat. So hat auch die WHO Adipositas zum größten globalen chronischen Gesundheitsproblem bei Erwachsenen erklärt,“ betont Hoppichler.

Zucker und Bewegungsmangel als Hauptursache für Fettleibigkeit

Weltweit sind die hohe Aufnahme an energiereichen Lebensmitteln und die mit der voranschreitenden Urbanisierung Hand in Hand gehende verminderte körperliche Aktivität Hauptfaktoren für die hohe Anzahl an Übergewichtigen und Adiposidas-Patienten. Nicht zu unterschätzen ist dabei der Zucker, der auch versteckt in Erfrischungsgetränken und anderen Lebensmitteln enthalten ist. „In den vergangenen 10 Jahren ist so der weltweite Verbrauch von zuckerhaltigen Erfrischungsgetränken um ein Drittel angestiegen,“ erklärt Hoppichler.

Schwere Folgeerkrankungen und kürzere Lebenserwartung

„Die Behandlung von Fettleibigkeit ist wichtig, denn sie führt zu zahlreichen Folgeerkrankungen wie Hypertonie, Diabetes, Gelenkssabnutzungen und psychischen Problemen,“ so der Mediziner. Durch Adipositas ist auch ein höheres Risiko eines Herzinfarkts, Schlaganfalls und Krebserkrankungen gegeben. Das führt generell dazu, dass Adipositas-Patienten mit einer kürzeren Lebenserwartung rechnen müssen.  

Jeder 4. österreichische Jugendliche ist zu dick

Sehr gravierend ist das Problem des Übergewichtes derzeit bei den Kindern und Jugendlichen. „Laut aktuellen Zahlen des vorsorgemedizinischen Instituts SIPCAN muss derzeit in Wien und Tirol jeder vierte Jugendliche im Alter von 14 Jahren als übergewichtig eingestuft werden,“ erklärt Hoppichler. Generell sind in Österreich 40.000 10- bis 18-Jährige adipös. Weltweit geht die WHO davon aus, dass jeder dritte Bub und jedes dritte bis fünfte Mädchen übergewichtig oder adipos sind. „Das ist auch ein wesentlicher Grund, warum beim heurigen europäischen Adipositas-Kongress im Austria Center Vienna ein Schwerpunkt auf Fettleibigkeit bei Kindern gelegt wird,“ erklärt der Präsident der Österreichischen Adipositas Gesellschaft.

Kinder leiden früh an Diabetes und Artherosklerose als Folgeerkrankungen

Übergewichtige und fettleibige Kinder haben auch mit massiven gesundheitlichen Folgen zu rechnen. So kann Altersdiabetes bereits im Kleinkindalter losgehen – der jüngste Patient war gerade einmal fünf Jahre alt und kam nicht etwa aus der USA, sondern aus Deutschland. Auch Lebererkrankungen, Gefäßentzündungen bis hin zur Arhterosklerose und Störungen des Sexualhormonhaushaltes sind nicht unüblich.

Richtige Ernährung von Anfang an

„Die Erwachsenen sind die Vorbilder der Kinder“, so Hoppichler. Das fängt bereits in der Schwangerschaft an. Hier sollte die werdende Mutter darauf achten, selbst nicht zu viel Gewicht zuzunehmen, denn dadurch können die Kinder schon pränatal auf Fett und Zucker geprägt werden. „Stillen hat nachweislich einen präventiven Effekt und bei der Beikosteinführung ist darauf zu achten, dass die Kinder nicht zu viel tierisches Eiweiß konsumieren und zügig möglichst viele Gemüsesorten angeboten bekommen,“ betont Hoppichler. Auch im Kleinkindalter spielt die Vermeidung zu großer Eiweißmengen eine wichtige Rolle. Vor allem Milch-, Fleisch- und Wurstprodukte werden von Kleinkindern in zu großer Menge gegessen. Ab dem 2. und insbesondere 3. Lebensjahr steigt in dieser Altergruppe auch der Konsum von Süßigkeiten und zuckerhältigen Getränken.

„Bei größeren Kindern und Jugendlichen sind es meist die zucker- und fettreichen Produkte die am wenigsten kosten und daher am meisten anziehen,“ so Hoppichler. Fastfood und zuckerhaltige Getränke sind vor allem bei Jugendlichen ein großes Problem. – Sie werden auch durch sportliche Testimonials als besonders „cool“ empfunden. „Daher ist es umso wichtiger, dass die Erziehungsberechtigen ihre Vorbildfunktion bewusst leben und versuchen auch die Kaufentscheidung ihrer Kinder hin zu gesünderen Produkten sanft zu lenken,“ betont Hoppichler.  

Was tun, wenn das Kind zu Übergewicht neigt

Als erster Schritt sollte das familieninterne Verhalten durchleuchtet werden, um das Ess-, Trink- und Bewegungsverhalten zu analysieren,“ erklärt Hoppichler. So sollten idealerweise nur Wasser oder ungesüßte Früchte- oder Kräutertees als Durstlöscher herangezogen werden. Fertiglebensmittel sollten vermieden werden, indem selbst gekocht wird und es sollten Speisen gegessen werden, die gekaut werden müssen, damit das Sättigungsgefühl nicht zu spät eintritt. „Wichtig ist auch, parallell medizinische Faktoren, wie eine Schilddrüsen-Unterfunktion oder das Cushing-Syndrom, auszuschließen,“ betont der Mediziner. Hier bietet der Arzt des Vertrauns Unterstützung. Die Österreichische Adipositas Gesellschaft hat auch als Hilfestellung für Suchende das Österreichische Adipositasnetzwerk www.adipositasnetzwerk.at eingerichtet.

Dr. Friedrich Hoppichler, Internist und Präsident der österreichischen Adipositas-Gesellschaft, warnt vor einer immer dicker werdenden Bevölkerung

Forum

Diskutieren Sie über diesen Artikel

Insgesamt 0 Beiträge

Wir setzen Cookies auf dieser Website ein, um Zugriffe darauf zu analysieren, Ihre bevorzugten Einstellungen zu speichern und Ihre Nutzererfahrung zu optimieren. weitere Informationen

The cookie settings on this website are set to "allow cookies" to give you the best browsing experience possible. If you continue to use this website without changing your cookie settings or you click "Accept" below then you are consenting to this.

Close