Erziehung

Hilfe! Mein Kind lügt

Ab einem Alter von vier bis sechs Jahren beginnen Kinder, zwischen richtig und falsch zu unterscheiden und wissentlich die Unwahrheit zu erzählen. Eltern wissen oft nicht, wie sie richtig darauf reagieren sollen.

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Erzählen Kleinkinder in den schillerndsten Farben von Feen, Monstern oder einem Krokodil auf dem Spielplatz, wird ihnen niemand böse sein. Sie haben eine blühende Fantasie und können zwischen Einbildung und Realität noch nicht unterscheiden. Erst im Schulalter lernen Kinder den Unterschied zwischen richtig und falsch. Dann beginnen sie, bewusst die Unwahrheit zu sagen. Eltern wissen oft nicht, wie sie auf die Lügen ihrer Kinder reagieren sollen und was die Ursachen dafür sind.

Wir sind Vorbilder

Eltern sind meist schockiert, wenn sie ihr Kind bei einer bewussten Lüge ertappen, speziell, wenn sie selber Ziel der Lüge sind. Anstatt das Kind sofort zu bestrafen, sollte man lieber den Ursachen der Lüge auf den Grund gehen. Sie sollten sich auch fragen, wie sie selbst mit dem Thema Lügen umgehen. Erzählen sie vor ihrem Kind die Unwahrheit? Sind Notlügen für sie in Ordnung? Belügen sie vielleicht sogar ihr Kind?

Eltern sollten sich bewusst sein, dass sie von ihrem Kind beobachtet werden und Vorbildwirkung haben. Sieht ein Kind, dass Lügen für seine Eltern in Ordnung sind und sie vielleicht sogar Vorteile davon haben, wird es ihr Verhalten nachahmen. Anstatt ihrem Kind ein negatives Vorbild zu sein, sollten Eltern ihre Kinder lieber dafür loben, die Wahrheit zu sagen, und selber mit gutem Beispiel vorangehen.

Vertrauen schaffen

Wenn ein Kind Angst davor hat, die Wahrheit zu sagen oder ein Versagen einzugestehen, weil es die Reaktion der Eltern, der Lehrer oder einer Bezugsperson fürchtet oder eine Bestrafung erwartet, wird es keine Veranlassung sehen, das Lügen bleiben zu lassen. Eine Atmosphäre des Vertrauens und Verständnisses ist die wichtigste Grundlage für Ehrlichkeit. Eltern sollten ihrem Kind beibringen, dass es in Ordnung ist, Fehler zu machen, und dass es wichtig ist, die Verantwortung für die eigenen Taten zu übernehmen. Denn die Angst, für ihre Taten einzustehen, haben Kinder nicht nur zu Hause, sondern auch bei Freunden und in der Schule, deshalb lügen sie auch dort.

Wunsch nach Anerkennung

Erzählt ein Kind Geschichten wie „Mein Papa hat jede Menge Geld und kauft mir, was ich will. Außerdem hat er einen Porsche und einen Ferrari“ oder „Ich habe einen Löwen als Haustier“, ist meist der Wunsch nach Anerkennung der Grund. Das Kind denkt, nicht „gut genug“ zu sein und den Anforderungen nicht gerecht zu werden.

Stellt man sein Kind bei Lügen bloß, beschämt es oder fordert ein Schuldeingeständnis vor anderen ein, ist das kontraproduktiv. Besser ist es, seinem Kind Zeit und vor allem Aufmerksamkeit zu schenken und ihm Erfolgserlebnisse zu verschaffen. Das Kind soll merken, dass es so gemocht und geliebt wird, so, wie es ist und es nicht notwendig ist, zu übertreiben und Unwahrheiten zu erzählen.

5 Tipps für den richtigen Umgang mit Lügen

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1. Ein gutes Vorbild sein
Da Kinder durch Nachahmen lernen, überlegen Sie, wie ihr eigener Umgang mit Lügen, Notlügen oder Schummeleien aussieht. Bemühen Sie sich um Ehrlichkeit und lügen Sie ihr Kind nicht an.
2. Ehrlichkeit loben und belohnen
Loben Sie Ihr Kind, wenn es in einer schwierigen Situation die Wahrheit sagt. Geben Sie ihm Anerkennung für seine Ehrlichkeit und suchen Sie gemeinsam mit Ihrem Kind einen Weg aus der schwierigen Situation herauskommen. So hat es keinen Grund zu lügen.
3. Gemeinsam Alternativen finden
Zeigen Sie ihrem Kind wie es in einer ähnlichen Situation in der es gelogen hat, bestehen kann ohne zu lügen. Stehen Sie ihrem Kind bei und zeigen Sie ihm Lösungsmöglichkeiten bei verfahrenen Situationen.
4. Auf Schuldzuweisungen und Moralpredigten verzichten
Es ist wichtig, dass Sie sachlich bleiben. Reden Sie Ihrem Kind keine Schuldgefühle ein und werfen Sie ihm die Lüge nicht ständig vor. Stellen Sie Ihrem Kind keine Falle sondern sprechen Sie den Sachverhalt direkt an.
5. Hilfe in Anspruch nehmen
Wenn Ihr Kind trotz allem immer wieder lügt, könnte das tiefere Ursachen haben. Schämen Sie sich nicht, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen um der Sache auf den Grund zu gehen.

Lügen aus Überforderung

Kinder benützen Lügen auch, um Konflikten aus dem Weg zu gehen. Fragen wie „Hast Du die Schokolade gegessen?“, „Hast Du die Hausaufgaben gemacht?“ oder „Hast Du den Teller zerbrochen?“ werden oft mit einer Lüge beantwortet. Das geschieht oft nicht bewusst oder mit böser Absicht, sondern weil das Kind mit der Situation überfordert ist.

Eltern sollten durch verständnisvolles Fragen herausfinden, ob ihr Kind noch ihre Hilfe oder etwas mehr Zeit braucht, um Dinge zu erledigen, weil die Anforderungen zu groß sind. Es kann auch sein, dass ein Kind seine Eltern nicht mit seinen Problemen und Fehlern belasten oder sie nicht enttäuschen möchte. Streitet ein Kind eine Tat hartnäckig ab, sollten Eltern versuchen, herauszufinden, wovor es sich fürchtet, wenn es den Fehler oder die Tat zugibt, und ihm diese Angst einfühlsam nehmen.

Dem Kind zur Seite stehen

Hat sich ein Kind durch seine Lügen in eine aussichtslose Situation gebracht, aus der es selber nicht mehr herauskommt, hilft es wenig, mit dem Kind zu schimpfen oder es zu bestrafen. Auch Moralpredigten und Schuldzuweisungen sind zu vermeiden. Das verschlimmert für das Kind die Aussichtslosigkeit der Situation nur noch. Eltern sollten ihrem Kind lieber mit Lösungsmöglichkeiten zur Seite stehen und ihm helfen, die Sache aus der Welt zu schaffen. Sie sollten mit dem Kind besprechen, warum es gelogen hat und wie es sich das nächste Mal verhalten soll, um die Situation ohne Lügen zu meistern. So lernt es, dass sie auch zu ihm halten, wenn es etwas falsch gemacht hat.

Eltern sollten auch die langfristigen Folgen und Nachteile einer Lüge mit ihrem Kind besprechen, damit es merkt, dass es vielleicht im Moment unangenehm ist, gleich die Wahrheit zu sagen, dass es langfristig gesehen aber auf jeden Fall besser ist. Geht es nicht ohne Strafe, sollten die Konsequenzen für das Kind nachvollziehbar sein. Eltern können etwa die Fernsehzeit reduzieren oder für eine zerbrochene Glasscheibe etwas vom Taschengeld einbehalten.

Hilfe in Anspruch nehmen

Lügt ein Kind trotz aller Bemühungen und vieler Gespräche immer wieder, kann das tiefere Ursachen haben. Mit Hilfe von Freunden, einem Netzwerk von Menschen, denen man vertraut, oder mit professioneller Unterstützung sollte man versuchen, den Dingen auf den Grund zu gehen.

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