Erziehung

Gefährlicher Trend: Selfies auf Schienen

Ein Foto mit der besten Freundin auf dem Bahngleis um ihre innige Freundschaft zu zeigen - gelten Schienen schließlich für viele als Symbol für Unendlichkeit. Unendliche Freundschaft also.

Dass eine solche Aktion aber lebensgefährlich ist, bedenken die Mädchen und auch Jungen oft nicht. Zu groß ist der Glaube, dass man den Zug eh hört oder kommen sieht.

„Die Züge sind oft so leise, so dass ihr sie gar nicht hört“, weiß Manfred Ludwig, Präventionsbeautragter der Bundespolizei im bayerischen Selb. Er ist drei bis vier Mal pro Woche in seinen vier Landkreisen unterwegs und macht Schülerinnen und Schüler auf die große Gefahr von Selfies und Mutproben auf Bahngleisen oder Zügen aufmerksam. Bahn und Bundespolizei arbeiten eng zusammen um Unfälle auf Schienen zu verhindern und setzen dabei auf Prävention.

Wenn Manfred Ludwig im Klassenzimmer steht, erzählt er den Schülern von abgetrennten Armen, Hirnschäden und Toten. Er zeigt Bilder von zerquetschten Fahrrädern und auch von einem Kindersarg neben einem Bahnübergang. Ludwig bereitet sich immer gut auf seine Vorträge vor und schneidet sie auf die Region der Schüler zu. Er informiert sich über Unfälle auf Bahngleisen in der Gegend und nimmt entsprechende Zeitungsausschnitte mit und er kennt die unbeschrankten Bahnübergänge in der Nähe.

Lieber einmal Angsthase sein.

Manfred Ludwig, Präventionsbeauftragter der Bundespolizei

Zitatzeichen

Der Präventionsbeauftragte warnt nicht nur vor Selfies auf Bahngleisen, sondern auch vor Mutproben auf eben diesen. Gerade in achten Klassen klärt er Schüler über die Gefährlichkeit von Mutproben auf und rät, NEIN zu sagen und „lieber einmal ein Angsthase sein“, wenn Schulkollegen oder Freunde verlangen, dass man Steine auf Schienen legen oder kurz vor einem Zug über die Gleise laufen soll.

Dasselbe gilt für das Stehen auf einem Zugwaggon. Eine Sprecherin der Deutschen Bahn weist darauf hin, dass „Fotos auf Bahnanlagen auch als Mutprobe gemacht werden“. Und es werden immer mehr. Vielen ist nicht bewusst, welch lebensbedrohliche Gefahr von den Oberleitungen ausgeht. „Der Strom kann bis zu einem Meter überspringen“, erklärt der Polizist Ludwig in den Schulklassen. Laut der deutschen Bundespolizei sind 2018 neun Menschen aufgrund von Bahnstrom gestorben – darunter auch ein Kind. Insgesamt kamen drei Kinder an Bahnanlagen ums Leben.

Bis sie stehen, fahren die Züge noch eine Strecke so lang wie zehn Fußballfelder.

Manfred Ludwig, Präventionsbeauftragter der Bundespolizei

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Bei den Präventionsvorträgen geht es darum, den Kindern und Jugendlichen bewusst zu machen, dass es gefährlich ist auf Schienen zu spielen, herumzualbern, Selfies oder Mutproben zu machen. Das Gefahrenbewusstsein der Schülerinnen und Schüler soll geschärft werden. Auch, wenn der Lokführer sieht, dass jemand auf den Gleisen ist, kann es schon zu spät sein, denn der Bremsweg ist sehr lang. Ludwig betont: „Bis sie stehen, fahren die Züge noch eine Strecke so lang wie zehn Fußballfelder.“

Aber auch Schulungen für Erwachsene wären kein Fehler: Die meisten der fast 40.000 Instagram-Pics, die unter dem Hashtag #Gleise gezeigt werden, stammen von Erwachsenen. Sie balancieren über Gleise, gehen mit dem Hund spazieren oder wollen als Paar ihrer Liebe Ausdruck verleihen. Aber auch Auszüge von professionellen Fotoshootings sind dort zu sehen.

Einmal mehr sollten sich die Erwachsenen ihrer Rolle als Vorbild bewusst werden und bei Aufnahmen in einem gefährlichen Setting darüber nachdenken, dass auch Kinder diese Bilder sehen und eventuell nachahmen können.

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