Politik

#fridayforfuture oder „Die Angst des Establishments“

Christian Neuhold*, Chefedakteur von "familiii", über die Graswurzelbewegung #fridayforfuture und warum wir gut daran tun, diese jungen Menschen ernst zu nehmen.

'fridayforfuture Demo am Wiener Heldenplatz

„Die wollen doch nur schwänzen. Lernen sollen’s was, die Gfrasta“. Diese goldenen Worte aus dem Mund eines echten Wieners in der Straßenbahnlinie 1, gesprochen am Freitag,  den 15. März 2019, zeigen, dass Zehntausende Kinder und Jugendliche in Österreich an diesem Tag alles richtig gemacht haben. Denn sie treffen das Establishment tief ins Mark. Da gehen Kinder und Jugendliche FÜR etwas auf die Straße – und das in Trollistan, wo jeder erfahrungsgemäß doch nur gegen alles und jeden ist. Da zeigen junge Menschen, dass ihnen ihre Zukunft nicht egal ist und sie den Erwachsenen – und hier vor allem den Politikerinnen und Politikern – nicht mehr zutrauen, dass sie diese positiv beeinflussen können.

Und was noch viel unheimlicher für die Etablierten ist: sie gehören keiner bestehenden  Partei an, sind keine politische zuordenbare Bewegung, sind mit den eingefahrenen Denkmustern nicht begreifbar, passen so gar nicht ins medial kommunizierte Neo-Biedermeier der allgemeinen politischen Wurstigkeit. Also hat man nichts anderes zu tun, als sie als Schulschwänzer, naive Weltverbesserer und Übleres abzukanzeln. Denn  #fridayforfuture   macht dem Establishment Angst. Da entsteht etwas, was sich nicht der Message Control unterwirft. So wie früher etwa die Anti-Atom-Bewegung, die Hainburg-Demonstranten oder die Fackelträger beim Lichtermeer. Und was Angst macht, wird erst einmal bekämpft. Das man damit gegen eine positiv eingestellte Jugend kämpft, die klare Ziele für ihr Leben definiert hat, für die sie sich engagiert – und für die sich auch die Mehrheit der Eltern und Großeltern dieser jungen Menschen engagieren, auch wenn sie nicht mitdemonstrieren – ist egal.

Pech für das politische Establishment, dass sie damit für diese Generation egal werden. Denn wie alle modernen Graswurzelbewegungen wird auch #friydayforfuture nicht so einfach verschwinden. Weil Tage wie der 15.3. im Bewusstsein junger Menschen etwas verändern. Sie sehen, dass es sich lohnt, FÜR etwas zu sein. Und sie sehen, dass sie damit nicht alleine sind.  Und sie sehen, dass sie etwas verändern können. Dem Herren aus der Wiener Straßenbahnlinie 1 sei somit gesagt: Diese jungen Menschen wollen nicht die Schule schwänzen. Sie wollen den Planeten wirklich retten – für sich und künftige Generationen. Sie sind dabei nicht naiv, sondern realistisch. Seit Jahrzehnten wissen wir, dass wir so nicht weiterleben können. Es gibt keinen Planet B. Wir brauchen einen lebenswerten Planet A.  Alle über 18-Jährigen sind daher gut beraten, sie ernst zu nehmen und zu unterstützen. Denn wir leben alle auf Planet A.

Ihr

Christian Neuhold

*Dieser Kommentar drückt ausschließlich meine persönliche Meinung aus.

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