Bildung

Faßmann baut die Schulen um

Die Bundesregierung schickt kommende Woche ihr "Pädagogik-Paket" in Begutachtung. Damit soll es wieder verpflichtend Notenbeurteilungen ab der zweiten Klasse Volksschule geben.

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Auch das „Sitzenbleiben“ wird ab der zweiten Klasse wieder möglich. Änderungen sind unter anderem auch bei der Feststellung der Schulreife geplant. Reformiert soll auch die Neue Mittelschule werden, die künftig zur „Leistungsorientierten Mittelschule“ werden soll.

Comeback der Leistungsbeurteilung in der Volksschule

Offiziell wird Bildungsminister Heinz Faßmann (ÖVP) sein Pädagogik-Paket erst in einer Pressekonferenz vorstellen. Doch im Vorfeld sickerten bereits die Eckpunkten der Reform durch. So soll in Volksschulen ab dem Schuljahr 2019/2020 künftig eine alternative Leistungsbeurteilung nur mehr bis zum Ende des ersten Semesters der zweiten Schulstufe möglich sein. Das bedeutet, dass ab dem Jahreszeugnis der zweiten Volksschulstufe die Noten-Vergabe zur Pflicht wird. Bisher gilt, dass erst in der vierten Klasse verpflichtend Ziffernnoten vergeben werden müssen, alternativ ist in den ersten drei Schulstufen etwa eine verbale Beurteilung möglich.

Eltern haben recht auf Zeugnis mit Noten

Vorgesehen ist künftig auch, dass Erziehungsberechtigte  bei alternativer Leistungsbeurteilung das Recht auf ein Zeugnis mit Ziffernnoten haben. Ebenfalls neu ist, dass die Leistungsbeurteilung durch eine verpflichtende schriftliche Erläuterung in Form von Bewertungsrastern – ergänzend zur Ziffernote – „transparent und nachvollziehbar“ werden soll, wie es in der Punktation des Entwurfs heißt.

Sitzenbleiben ist ab der 2. Klasse wieder möglich

Das „Sitzenbleiben“, von Faßmanns sozialdemokratischen Vorgängerinnen in den ersten drei  Volksschulklassen abgeschafft, kommt schon in der zweiten Klasse wieder. Damit wird ein weitere Punkt der seit dem Schuljahr 2016/17 geltenden Reform zurückgenommen, die ein Ende der Klassen-Wiederholung in den ersten drei Volksschulklassen gebracht hatte. Für Volksschüler mit entsprechendem Bedarf verpflichtend werden soll der Besuch von Förderunterricht.

Schon wieder ein neuer Name für die "Hauptschule"

Fast schon Tradition hat die Umbenennung der guten alten „Hauptschule“ durch jede neue Bildungsministerin oder jeden neuen Bildungsminister. Unter Faßmann soll die bisherige Neue Mittelschule (NMS) künftig „Leistungsorientierte Mittelschule“ heißen. Reformiert wird bei dieser Schulart nicht nur der Name, sondern auch die Notenvergabe. Diese soll die Schüler „sowohl auf weiterführende Schulen als auch auf das Berufsleben“ vorbereiten, heißt es im Entwurf. Leistungsstarke Schüler sollen „äquivalent zur AHS-Unterstufe gefordert und gefördert“ werden.

Notenskala an der Mittelschule reicht wieder von 1 bis 5

Fallen soll die bei Eltern und Schülern kaum verstandene und ungeliebte  siebenteilige Notenskala in den Mittelschulen. Anstelle dessen soll es zur gängigen Skala von 1 („sehr gut“) bis 5 („nicht genügend“) kommen. Ab der sechsten Schulstufe sind zwei Leistungsniveaus vorgesehen („Standard“ und „Standard AHS“), die neben der Note vermerkt werden. Auch soll ab dieser Schulstufe (ergänzend zu den bisherigen Differenzierungsmaßnahmen) – schulautonom das Einrichten von Gruppen möglich werden, um Schüler gezielt nach den beiden Leistungsniveaus unterrichten und fördern zu können.

10. Schuljahr an Polytechnischen Schulen

Die Möglichkeit eines freiwilligen zehnten Schuljahres an Polytechnischen Schulen für Schüler, die ihre allgemeine Schulpflicht an mittleren und höheren Schulen abgeschlossen haben, soll laut den Plänen des Bildungsministeriums ebenfalls wieder eingeführt werden. Damit soll die Durchlässigkeit im Bildungssystem verbessert werden.

Wie die Tageszeitung „Kurier“ berichtet, soll es auch bei den Schulreifekriterien zu Änderungen kommen, diese sollen bundesweit vereinheitlicht werden.

Regierung spricht von "großem Wurf"

Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) erklärte  gegenüber der Austria Presseagentur (APA), man wolle für die Schullaufbahn der Kinder „ein modernes Bildungssystem sicherstellen“. „Die Talente und Interessen der Kinder müssen stärker gefördert und Defizite rechtzeitig gezielt ausgebessert werden. Nach den Deutschklassen setzen wir nun mit dem Pädagogik-Paket einen weiteren Schritt für eine bessere und leistungsorientierte Ausbildung der Schülerinnen und Schüler.“

Ebenfalls erfreut zeigte sich auch Vizekanzler Heinz-Christian Strache (FPÖ): „Mit der versprochenen Wiedereinführung der Schulnoten kehren wir zum bewährten System zurück und beenden die gescheiterten Irrwege der letzten Jahre.“ Er verwies darauf, dass heute mehr als 20 Prozent aller Pflichtschüler nicht mehr sinnerfassend lesen können: „Hier darf nicht länger zugesehen werden, wie Kindern ihre Zukunft genommen wird. Fordern und fördern, modern und konsequent, wird wieder das Leitprinzip an Österreichs Schulen.“

 

Opposition ist wenig begeistert

Kritik am „Pädagogik-Paket“ von Bildungsminister Heinz Faßmann (ÖVP) übt die Opposition. SPÖ-Bildungssprecherin Sonja Hammerschmid sprach sich gegen eine „Rückkehr in die Nachkriegszeit“ und „Notendruck auf die Jüngsten“ aus. Auch die NEOS orten ein Zurück in die „50er-Jahre“, die Liste Pilz sprach ähnlich vom „Rückschritt als neuem Fortschritt“.

„Der Zwang zu Ziffernnoten, Sitzenbleiben für die jüngsten Schülerinnen und Schüler und das Zurück zum ‚A- und B-Zug‘ der alten Hauptschule – das alles ist ein massiver Rückschritt, der den Kindern nichts bringen wird – im Gegenteil“, so Hammerschmid in einer Aussendung. „Der Leistungs- und Notendruck schon bei den Kleinsten wird steigen – mit allen Konsequenzen wie Stigmatisierung, Demotivation, Schulangst und Nachhilfe.“

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