Politik

Familienarmut gefährdet Kindergesundheit

In Baden-Württemberg haben die knapp 20 Prozent armutsgefährdeter Kinder und Jugendlichen ein höheres gesundheitliches Risiko und geringere Chancen auf ein gesundes Leben.

Zu dieser klaren Aussage kommen die Autoren des dritten Gesellschaftsreport Baden-Württemberg mit dem Titel „Familienarmut – ein Risiko für die Gesundheit von Kindern“ , den Sozial- und Integrationsminister Manne Lucha vorgestellt hat.

Zusammenhang zwischen sozialer Ungleichheit und Gesundheit bei Kindern

Der nun vorliegende Gesellschaftsreport weist unter anderem nach, dass Übergewicht und Adipositas bei vier- bis fünfjährigen Kindern aus Familien mit niedrigem Sozialstatus wesentlich häufiger vorkommen als bei Kindern aus Familien mit hohem Sozialstatus. Zudem zeigt sich bei Kindern aus Familien mit niedrigem Sozialstatus seltener eine altersentsprechende Grobmotorik.

Und auch die Zahngesundheit ist vom Sozialstatus und Bildungsniveau abhängig: Kinder in Gymnasien haben laut Untersuchungen deutlich bessere Zähne als Kinder in Hauptschulen. Eine weitere Erkenntnis aus dem Report ist, dass ein hoher Anteil an Kindern mit Migrationshintergrund nicht die gleichen Gesundheitschancen wie Kinder ohne Migrationshintergrund hat. Diese Unterschiede sind nur teilweise über den Sozialstatus erklärbar. Mädchen mit niedrigem Sozialstatus und Migrationshintergrund weisen am häufigsten ein hohes Körpergewicht auf. Da der Bildungsstand der Mutter einen deutlich stärkeren Einfluss auf die Gesundheit ihres Kindes zu haben scheint als der des Vaters, könnten Präventionsstrategien über mehrere Generationen hier ansetzen. Wie Präventions- und Hilfemaßnahmen strategisch und zielorientiert umgesetzt werden können, zeigt der Report anhand von Best-Practice-Beispielen aus ganz Baden-Württemberg.

Einfacher Zugang zu gesundheitsfördernden Maßnahmen und Leistungen

„Alle Kinder, unabhängig vom Sozialstatus der Eltern, müssen für eine gute Entwicklung denselben Zugang zu gesundheitsfördernden Maßnahmen erhalten“, betonte Lucha. Dies sei ein wichtiges Element der kindbezogenen Armutsprävention. Chancengerechtigkeit und Teilhabemöglichkeiten müssten für alle Kinder und Jugendliche gewährleistet sein. Dazu sei entscheidend, dass bei den Präventionsmaßnahmen alle Lebenswelten der betroffenen Kinder berücksichtigt würden und die verschiedenen Akteure zusammenwirkten.

„Präventive Maßnahmen sind dann besonders effektiv, wenn sie von einem engmaschigen Netz bestehend aus Fachkräften des Gesundheits- und Bildungswesens, Lehr- und Betreuungskräften, Familienbildungszentren und von Verantwortlichen aus der Kommune und den Quartieren getragen oder initiiert werden“, so der Minister weiter. „Aus meiner Sicht brauchen wir neben unseren lokalen und regionalen Aktivitäten vor allem eine Bundespolitik, die für wirklich gute Rahmenbedingungen sorgt. Das bedeutet konkret, die Leistungen des Bildungs-und Teilhabepakets für einkommensschwache Familien endlich zu entbürokratisieren, die Idee einer umfassenden Kindergrundsicherung mit Kraft voranzutreiben und eine sektorenübergreifende Gesundheitsversorgung zu schaffen, bei der auch für Kinder alle wichtigen Leistungen unkompliziert und einfach zugänglich sind.“

Ergänzende Informationen

Der „Gesellschaftsreport BW“ wird von der FamilienForschung im Statistischen Landesamt im Auftrag des Ministeriums für Soziales und Integration Baden-Württemberg erstellt und bietet kurze und prägnante wissenschaftliche Analysen zu einem breiten Spektrum gesellschaftlich relevanter Themen. Jede Ausgabe beruht auf Ergebnissen der amtlichen Statistik und der sozialwissenschaftlichen Forschung, gibt Praxisbeispiele an die Hand und benennt sozialpolitische Handlungsfelder.

Gesellschaftsreport BW 3-2018: Familienarmut – ein Risiko für die Gesundheit von Kindern (PDF)

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