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Familie und Beruf unter einen Hut gebracht!

Wir stellen familienfreundliche Arbeitgeber vor und geben einen Einblick, wie die Vereinbarkeit von Beruf und Familie funktionieren kann.

Wie es gelingen kann, Kind und Karriere unter einen Hut zu bringen

Nach der Karenz kehren Mütter wieder ins Berufsleben zurück. Doch wie gelingt der Spagat zwischen Beruf und Familie? Wie viel Flexibilität und Planung notwendig sind, damit der Wiedereinstieg auch gelingt.

Hartinger Consulting: Als Mutter kennt Susanne Hartinger die Sorgen und Nöte ihrer Angestellten aus eigener Erfahrung. So auch das Thema Kinderbetreuung. Ihre Tochter kommt in den Ferien mit ins Büro.

Dass sie nach der Karenzzeit wieder ins Berufsleben zurückkehrt, war für Maria Pucher immer klar. Sie arbeitet bei Hartinger Consulting in Leibnitz/Kaindorf in der Steiermark, einem Unternehmen mit 20 Mitarbeitern. Ihrer Chefin, Susanne Hartinger, war es wichtig, den Kontakt während der Karenzzeit nicht abbrechen zu lassen. „Wir haben eine WhatsApp-Gruppe, die wir bespielen, und wir treffen uns auch regelmäßig außerhalb der Firma zum Kegeln und Wandern oder gehen gemeinsam essen. Kolleginnen, die gerade in Karenz sind, laden wir auch dazu ein. So bleibt der Kontakt erhalten, und es macht den Wiedereinstieg leichter, da sie den Zugang nicht verlieren und sich nicht wie ein Fremdkörper vorkommen“, erklärt Susanne Hartinger. Als sie vor vier Jahren die Firma von ihrem Vater übernahm, stellte sie auf flexible Arbeitszeitmodelle um, was auch für Mütter in Teilzeit attraktiv ist.

Hartinger ist wichtig, das Know-how in der Firma zu halten und Mitarbeiterinnen nicht in die Selbständigkeit abwandern zu lassen. Derartige Entwicklungen am Arbeitsmarkt sieht sie durchaus kritisch: „Wenn Frauen Unternehmen gründen, sind es zu zwei Dritteln Einzelpersonenunternehmen, bei denen man Frauen, die Betreuungsprobleme haben und die Vereinbarkeit von Familie und Beruf schaffen müssen, in eine Pseudoselbständigkeit treibt, weil sie normale Arbeitszeiten nicht einhalten können. Das ist ein riesen Problem, bei dem wir als Unternehmer sehr gefragt sind, das Potenzial das da ist, anderweitig zu nutzen. Diese Leute muss man in den Betrieben halten, denn da geht sehr viel Kompetenz verloren. Wenn man diese Leistungsbereitschaft so nützt, dass die Möglichkeit da ist, Homeoffice zu machen und einmal in der Woche oder einmal im Monat in die Firma zu kommen, um sich auszutauschen und sich in Projekte einzubringen, ist allen damit mehr geholfen.“

 

Flexible Arbeitszeiten

Susanne Hartingers Schwester Ulrike ist als Controllerin im Unternehmen tätig. Als Mutter zweier Kinder arbeitet sie Teilzeit: „Man muss sich die Arbeit so einteilen können, dass man in Ruhe arbeiten und seine Projekte abschließen kann, sonst hat man zu viele Dinge im Kopf, die noch zu erledigen wären. Das funktioniert bei mir sehr gut.“ Maria Pucher, deren Tochter, Valentina, vier Jahre alt ist, arbeitet 16 Stunden in der Woche als Grafikdesignerin bei Hartinger Consult. „Ich kann mir meine Arbeit sehr flexibel einteilen und auch vom Homeoffice aus arbeiten. Das ist zum Beispiel, wenn meine Tochter krank ist, der Fall.“ Für ihre Kollegin Jutta Held-Orso, Mutter einer dreijährigen Tochter, ist neben der flexiblen Arbeitszeit auch das Familiennetzwerk sehr wichtig: „Mein Mann und ich stellen die Kinderbetreuung gemeinsam auf die Beine. Jeder von uns arbeitet vier Tage in der Woche, und wir haben auch die Großeltern, die bei der Betreuung helfen. Unterm Strich klappt es ganz gut.“ Für ihre Kollegin Ulrike Hartinger gibt es allerdings eine Einschränkung: „Ich würde sagen, die Balance Familie und Beruf stimmt bei mir, aber manchmal fehle ich als Einzelperson in dieser Balance. Das liegt nicht an der Familie oder an der Firma, aber in der Gesamtzeit geht es sich halt schwer aus, zu sagen, jetzt nehme ich mir Zeit für mich.“
Hartinger Consulting wurde übrigens im Jänner von der Vereinigung „Taten statt Worte“ als eines der familienfreundlichsten Unternehmen der Steiermark ausgezeichnet.

Systemvorgaben der Natur

Dr. Ehrenberger Synthese GmbH: Manuela Graf arbeitet gerne bei Dr. Ehrenberger. Durch die familienfreundliche Struktur lassen sich für sie Familie und Beruf gut vereinbaren.

Die Dr. Ehrenberger Synthese GmbH erhielt diese Auszeichnung von „Taten statt Worte“ im Burgenland. Das Unternehmen, das natürliche Nahrungsergänzungsmittel herstellt, beschäftigt 20 Mitarbeiter. Die meisten haben betreuungspflichtige Kinder. Eine von ihnen ist Manuela Graf. Die Mutter dreier Kinder hat fixe Tagesabläufe, um Familie und Beruf unter einen Hut zu bringen. „Ich arbeite 25 Stunden in der Woche. Meine jüngste Tocher, Lara, ist elf und geht in die Schule, meine ältere Tochter Lisa ist 15 und hat eben mit einer Friseurlehre begonnen. Unser Tag ist so eingeteilt, dass jeder seine Aufgaben hat. Mein Mann bringt Lara in die Schule, ich bringe Lisa zu ihrer Arbeitsstelle, deshalb habe ich auch meine Arbeitszeiten geändert und fange jetzt eine Stunde später an, zu arbeiten. Nach meiner Arbeit hole ich Lara aus der Schule ab. Sollte ich einmal nicht wegkommen, springt mein Mann ein.“ Im Unternehmen zeigt man auch Verständnis, wenn einmal Not am Mann ist: „Wenn die Schule anruft, weil meine Tochter krank ist, oder wenn die Schule früher aus ist, sag ich Bescheid und kann früher gehen. Ich bin schon viele Jahre in der Firma, und es war noch nie ein Problem.“ Manuela Graf hat in anderen Firmen allerdings schon schlechte Erfahrungen gemacht. „Ich kenne das auch anders. Ich habe früher in einem Großkonzern gearbeitet. Da war es unmöglich, auf Pflegeurlaub zu gehen. Ich denke, man verlangt von den Mitarbeitern,
flexibel zu sein, aber die Firmen selber sind oft nicht flexibel.“

Für Ganzheitsmediziner Michael Ehrenberger, selbst fünffacher Vater, ist es ganz normal, dass Familienfreundlichkeit umgesetzt wird. „Systeme wie eine Firma oder eine Familie haben gewisse Spielregeln. Diese Spielregeln hat der Mensch nicht erfunden, die sind von Natur aus gegeben. Je mehr wir uns in diesen Systemvorgaben der Natur bewegen, desto glücklicher sind wir. Desto besser funktioniert das Ganze. Das nächste sind Rhythmen. Kinder sind einmal krank, und dann sind sie nicht krank. Einmal kann eine Mitarbeiterin öfter kommen, einmal kann sie nicht kommen. Das ist wie ein Gummiband, das sich zieht und das in einer Firma verwirklicht werden kann. Was ist sehe, ist, dass die Mitarbeiter sehr zufrieden sind und dass wir wenige Krankenstände haben“, so Ehrenberger.

Familienfreundliche Maßnahmen entwickeln

Um die Unternehmen bei den Themen Vereinbarkeit und Familienfreundlichkeit zu unterstützen, gibt es das Audit „berufundfamilie“, ein maßgeschneidertes Instrument für Unternehmen aller Branchen und Betriebsgrößen (ab fünf Mitarbeitern/-innen). Im Auditprozess erdegemeinsam mit den Mitarbeitern in Workshops das vorhandene familienfreundliche Angebot evaluiert und den individuellen Bedürfnissen angepasste familienfreundliche Maßnahmen entwickelt beziehungsweise umgesetzt. „So kann systematisch eine familienfreundliche Unternehmensstrategie entwickelt werden, von der alle im Betrieb profitieren“, erklärt ElisabetWenzl, Geschäftsführerin der Familie und Beruf Management GmbH.

Auf Bedürfnisse eingehen

Aber nicht nur in Klein- und Mittelbetrieben lassen sich familienfreundliche Strukturen schaffen. Auch in großen Konzernen hat man längst erkannt, wie  wichtig es ist, flexible Arbeitszeitmodelle anzubieten und damit auf die Bedürfnisse der Mitarbeiter einzugehen.

Wiedereinstieg nach der Karenz

Shell Austria: Shell Austria wurde als famlienfreundlicher Arbeitgeber von „berufundfamilie“ ausgezeichnet. Mütter wie Bettina König profitieren von den flexiblen Wiedereinstiegsmöglichkeiten nach der Karenz.

Bei Shell Austria sind derzeit zirka sieben Prozent der Angestellten in Eltern-Teilzeit beschäftigt. Es werden sehr flexible Wiedereinstiegsmöglichkeiten angeboten, die es Müttern und Vätern ermöglichen, so weit es sich mit den betrieblichen Anforderungen vereinbaren lässt, die Anzahl der Arbeitsstunden und deren Aufteilung ihren Bedürfnissen anzupassen. Bettina König ist Strategic Projects Manager Retail Austria bei Shell und seit 15 Jahren im Unternehmen tätig. Die Mutter zweier Kinder blieb jeweils ein Jahr nach der Geburt in Karenz, danach begann sie, in Elternteilzeit für 20 Stunden wieder zu arbeiten. Die flexiblen Arbeitszeiten und die Möglichkeit, einen Teil der Arbeitszeit im Homeoffice zu arbeiten, kommen ihr sehr entgegen. „Bei uns in der Firma ist alles sehr flexibel und offen. Wenn ich an einem Tag kürzer arbeite, weil ich zum Beispiel meinen Sohn zu einer Geburtstagsparty bringen muss, kann ich das an einem anderen Tag wieder ausgleichen“, so Bettina König. Durch das flexible Arbeitszeitmodell ist es auch kein Problem, zu Hause zu bleiben, wenn eines ihrer Kinder krank wird. Um einen interessanten Job im Unternehmen annehmen zu können, hat sie auch schon das Angebot von Jobsharing angenommen. Dabei hat sie sich im „Tandem“ mit einer Kollegin, die in Altersteilzeit war, eine Rolle geteilt. Eine Win-Win-Situation für alle. Gleichzeitig wurde wichtiges Erfahrungswissen dabei weitergegeben. Bei Shell Austria ist es auch möglich, den Arbeitszeitanteil im Einvernehmen mit dem jeweiligen Geschäftsbereich öfter als gesetzlich vorgesehen zu verändern.
„Mein Mann war zum Beispiel zwei Monate zu Hause, da habe ich statt 20 Stunden 30 Stunden gearbeitet, und er hat die Kinder vom Kindergarten abgeholt. Nach dieser Zeit habe ich die Stunden dann wieder angepasst“, erzählt König und weiter: „Alle paar Monate schaue ich, ob es möglich ist, mehr Stunden zu arbeiten. Das stimme ich mit der Entwicklung meiner Kinder ab. Sie werden ja auch größer und selbständiger. Die Firma hätte auch nichts davon, wenn ich sage, ich mach mehr, und dann schaffe ich es vorne und hinten nicht.“

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