Politik

Familie und Beruf unter einen Hut bringen

Eltern halten 12-Stunden-Arbeitstage und Familie für unvereinbar.

Umfrage

Umfrage der AK Wien. „Vereinbarkeit von Familie und Beruf wäre nicht gegeben und deshalb wäre ich arbeitslos.“ Oder: „Unmöglich für mich, da in meinem Wohnort die Kinderbetreuung ganz schlecht ist. Ich könnte nicht mehr arbeiten.“

Die Kommentare der TeilnehmerInnen an einer Onlineumfrage der Arbeiterkammer Wien zeigen ein deutliches Bild: Eltern halten 12-Stunden-Arbeitstage und Familie für unvereinbar.

Mangel an Betreuungsplätzen

„Schon jetzt sind viel zu viele ArbeitnehmerInnen von überlangen Arbeitszeiten betroffen. Diese gilt es  einzudämmen und nicht durch einen gesetzlichen, generellen 12-Stunden-Tag auch noch auszuweiten“, sagt Ingrid Moritz, Leiterin der Abteilung Frauen- und Familienpolitik in der AK Wien. Denn nach wie vor gibt es in Österreich einen großen Mangel an Betreuungsplätzen, die mit einer Vollarbeitszeit von acht Stunden täglich vereinbar sind. Nur jedes siebte Kind hat derzeit einen solchen Platz und nur 40 Prozent der Drei- bis Sechsjährigen.

Große Dialog-Initiative

Das Thema Arbeitszeit ist einer der sieben Schwerpunkte bei der großen Dialog-Initiative „Wie soll Arbeit?“, die die AK und der ÖGB bis Ende Mai 2018 durchführen. AK und ÖGB wollen wissen, was den österreichischen ArbeitnehmerInnen wichtig ist. Damit AK und Gewerkschaften ihre Anliegen zum Thema machen können. Auch Ihre Meinung ist gefragt. Wären für
Sie 12-Stunden-Arbeitstage von Vorteil oder wollen Sie, dass das die Ausnahme bleibt? Mitmachen ist ganz einfach!

Sieben Schwerpunkte

  • Arbeitszeit: Die Arbeitszeit soll noch flexibler werden. Sollen 12-Stunden-Tage und die 60-Stunden-Woche de Ausnahme bleiben oder soll „Arbeiten am Limit“ zum Standard werden? Wie kann es mit so einem Modell klappen, Beruf und Familie unter einen Hut zu bringen? Vor allem Alleinerziehende und Mütter mit kleinen Kindern könnten nach der Karenz nur schwer Vollzeitstellen annehmen.
  • Lohn- und Sozialdumping: Die Konkurrenz ist hoch – was folgt: Firmen drücken ihre Preise – mt legalen und illegalen Mitteln. Wie können unfaire Praktiken am Bau oder im Transportwesen abgedreht werden?
  • Gerechte Bezahlung von Frauen: Zwar haben Frauen bei der Erwerbstätigkeit in den letzten Jahren gewaltig aufgeholt, doch sie verdienen noch immer um mehr als ein Drittel weniger als ihre männlichen Kollegen. Das liegt u.a. auch daran, dass Kinderbetreuunf oft fehlt und Frauen deswegen zurückstecken oder, weil es immer mehr Teilzeitstellen gibt. Wie kann die Einkommensschere zwischen Männern und Frauen für gleiche Arbeit geschlossen werden?
  • Wohnen: In den letzten 10 Jahren sind die Mieten für private Wohnungen dramatisch gestiegen – in Wien sogar um 43 Prozent. Wohnen muss wieder billiger werden, denn: Wer soll sich das leisten? Die steigenden Mieten stehen in keinem Verhältnis zur Lohnentwicklung oder Inflation. Soll es eine Obergrenze geben?
  • Weiterbildung: Wer eine gute Ausbildung hat, wird seltener Arbeitslos – doch: Wie können wir beruflich am Ball bleiben? Besonders die Digitalisierung erfordert ein weiterbilden oder eine neue Orientierung auch noch im späteren Berufsleben. Damit sich ArbeitnehmerInnen rüsten können, braucht es Unterstützung bei der Weiterbildung, etwa eine jährliche Weiterbildungswoche und ein Qualifizierungsgeld für längere Aus- und Weiterbildungen.
  • Pensionen: Unser gesetzliches Pensionssystem wird in vielen Ländern gelobt und schafft eine gute Alterssicherung – auch für die Jüngeren. Die Probleme liegen nicht am festgesetzten Pensionsalter, sondern u.a. in den Teilzeitmodellen, bei Beschäftigen, die nur zum Teil angemeldet sind und bei Menschen, die oft und lange arbeitslos sind. Statt eines höheren Pensionsantrittsalters wären neben einer guten Ausbildung und guten Arbeitsplätzen auch eine Arbeit, von der man leben kann und Arbeitsplätze, die nicht krank machen, notwendig. Soll das Pensionsalter weiter raufgesetzt werden?
  • Soziale Sicherheit für Arbeitslose: Seit einem Jahr sinkt die Arbeitslosigkeit in Österreich – gleichzeitig streicht die Regierung für ältere ArbeitnehmerInnen die Aktion 20.000. Mehr Druck auf Arbeitslose löst das Problem nicht, wenn es auf eine freie Stelle 7 Bewerber gibt. Es braucht mehr Arbeitsplätze. Die Befürchtung, die noch hinzukommt: Die Notstandshilfe könnte wegfallen und durch die bedarfsorientierte Mindestsicherung ersetzt werden. Um diese zu erhalten, müssen Menschen jedoch ihre Ersparnisse aufbrauchen. Sollen Menschen, die ihren Job verloren haben nur dann finanzielle Unterstützung erhalten, wenn sie ihr Erspartes aufbrauchen?

Der Fragebogen

Alle ArbeitnehmerInnen in Österreich sind eingeladen, an der Umfrage teilzunehmen – egal, ob sie gerade in Karenz sind oder einen Job suchen. Erste Ergebnisse werden im Juni vorliegen und beim ÖGB-Bundeskongress bzw. bei der Hauptversammlung der Bundesarbeiterkammer präsentiert werden.

#wiesollarbeit

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