Ernährung

Endlich wie die anderen essen!

Immer mehr Kinder leiden an verschiedenen Lebensmittelunverträglichkeiten wie Zöliakie oder Laktoseintoleranz. Das ist nicht nur zu Hause eine Herausforderung, sondern auch in der Schulkantine.

Kinder, die an Lebensmittelunverträglichkeiten leiden, müssen bei ihren Mahlzeiten sehr darauf achten, welche Zutaten verwendet wurden. Haben die Eltern den Speiseplan ihres Kindes zu Hause gut im Griff, sieht das in der Schulkantine vielleicht schon anders aus.

Durch das ständig steigende Angebot an Ganztagsschulen und ganztägiger Betreuung im Kindergarten essen immer mehr Kinder ihr Mittagessen nicht zu Hause. In Österreich sind es mehr als 350.000 Schüler, die in Schulkantinen verpflegt werden. Eltern ist es deshalb besonders wichtig, dass das Essen in der Schulkantine abwechslungsreich, gesund und wenn möglich Bio ist. Leiden Kinder an einer Lebensmittelunverträglichkeit, werden die Anforderungen an das Essen noch einmal höher. Isst ein Kind Lebensmittel, die es nicht verträgt, kann dies unangenehme gesundheitliche Folgen wie Bauchschmerzen, Durchfall oder Erbrechen haben.

Strenge Diät halten

Die häufigsten Lebensmittelunverträglichkeiten sind Laktoseintoleranz und Zöliakie, also Glutenunverträglichkeit. Menschen, die an Laktoseintoleranz leiden, können Milchzucker nicht verdauen. Sie müssen daher auf Milch und Milchprodukte verzichten. Bei der Glutenunverträglichkeit sind es Getreidesorten wie Weizen, Dinkel oder Roggen, die nicht vertragen werden. Wie viele Kinder an Lebensmittelunverträglichkeiten leiden, ist nicht statistisch erfasst. Man weiß aber, dass in Österreich 15 bis 20 Prozent der Bevölkerung Laktose nicht verträgt.

Anders als bei Zöliakie sind gegen Laktoseunverträglichkeit Medikamente auf dem Markt, die das Enzym enthalten, das der Körper nicht produziert. Man nimmt es ein, bevor man zu essen beginnt. Bei Zöliakie besteht die einzige Therapie darin, strenge glutenfreie Diät zu halten und glutenhältige Nahrungsmittel komplett aus dem Speiseplan zu streichen. Nicht immer ist jedoch klar erkennbar, wo Milch oder Getreide enthalten sind. Das macht es speziell für Kinder schwer, zu erkennen, was sie unbedenklich essen können und was nicht. Ein Glas Milch oder eine Semmel sind für Kinder leicht einzuordnen, aber wie sieht es mit Soßen, Aufläufen, Salatdressings oder Süßspeisen aus?

Gluten- und laktosefreie Menüs

Mussten Kinder mit Lebensmittelunverträglichkeiten früher deshalb auf das Schulessen verzichten und ihr Essen von zu Hause in die Schule mitbringen, so haben die Betreiber der Schulkantinen mittlerweile auf die erhöhte Nachfrage reagiert, und bieten auch gluten- und laktosefreie Menüs an. Gourmet, der größte heimische Anbieter von Schulessen, ist hier Vorreiter. „Wir haben bereits sehr früh damit begonnen, glutenfreie und laktosefreie Speisen für Kinder zu entwickeln. Bei uns wird jede gluten- oder laktosefreie Speise getrennt von allen anderen Menüs gekocht. Danach prüft sie unser Qualitätsmanagement noch einmal ganz genau. Und weil die Speisen einzeln portioniert sind, können sie problemlos separat in der Schule erwärmt werden. So können sich die Kinder auf ihre Lieblingsspeisen freuen und müssen sich nicht mit den Beilagen der anderen Menüs begnügen“, erklärt Claudia Ert-Huemer, Ernährungswissenschaftlerin und Verantwortliche für Kindergarten- und Schulessen bei Gourmet.

Essen spielt auch eine soziale Rolle

Mag.Claudia Ertl-Huemer

Geschäftsfeldleiterin für Kindergärten und Schulen bei Gourmet

Zitatzeichen

Erhöhte Sorgfalt bei der Zubereitung

Betreiber von Schulkantinen müssen bei der Zubereitung von Menüs für Kinder, die an Lebensmittelunverträglichkeiten leiden, besonders aufpassen. Nicht nur auf dem Teller, sondern auch bereits in der Küche muss es wirklich glutenfrei sein, denn es bedarf nicht nur einer sorgfältigen Lebensmittelauswahl, sondern auch einer erhöhten Reinigungssorgfalt, um Kontaminationen, etwa mit Mehlstaub, zu vermeiden. Alle verwendeten Küchengeräte, Töpfe, Schneidebretter und Utensilien wie Messer und Löffel müssen für den Gebrauch sauber und vollständig frei von Glutenspuren sein. Insbesondere auch Öffnungen, Lüftungsschlitze und Rillen am Gehäuse von Küchenmaschinen, Handrührgeräten oder Schneidemaschinen müssen gewissenhaft sauber sein, denn dort könnten sich Krümel glutenhaltiger Produkte verstecken. Gleiches gilt für Vorratsschränke und -regale. Für die Reinigung müssen stets frische Spül-und Geschirrtücher benutzt werden. Der Aufwand ist nötig, da manche Kinder bereits auf kleinste Mengen von Gluten sehr heftig reagieren.

Endlich wie die anderen essen

Manchmal bleibt es bei den Betroffenen aber nicht nur bei der Glutenunverträglichkeit. Durch die Zerstörung von Darmzotten kann es auch zu Laktoseintoleranzen kommen. Eine Sonderform, an der auch Tobi leidet. Der zwölfjährige Schüler muss, seit er sich erinnern kann, strenge Diät halten. „Im Kindergarten und in der Volksschule musste ich immer mein eigenes Essen mitbringen, weil es kein Essen ohne Gluten und Milch gab. Für mich war es dumm, weil ich gerne auch das Essen aus der Kantine gehabt hätte“, weiß er zu berichten. Auch für seine Mutter war es nicht einfach, weil sie Speisen für ihn vorkochen musste, die Tobi dann in den Kindergarten, später dann in die Volksschule mitnahm. Das bedeutete für sie, mindestens eine Stunde früher aufzustehen. „Wenn ich das nicht gemacht hätte, hätte Tobi nur Beilagen essen können, immer mit dem Hintergedanken, dass doch Gluten drin sein könnte“, so Tobis Mutter. Erst seit er ins Gymnasium geht, kann er in der dortigen Schulkantine gluten- und laktosefreie Menüs bestellen. Jetzt kann Tobi wie jeder andere sein Essen aus der Schulkantine holen und mit seinen Schulkameraden gemeinsam essen. Endlich fühlt er sich nicht mehr ausgeschlossen, und die Brotdose mit dem Essen von zu Hause, die ihn so viele Jahre begleitet hat, ist passé. Auch mit der Qualität der angebotenen Speisen ist Tobi zufrieden, seine Lieblingsspeise sind glutenfreie Spaghetti mit Sauce Bolognese.

Forum

Diskutieren Sie über diesen Artikel

Insgesamt 0 Beiträge

Wir setzen Cookies auf dieser Website ein, um Zugriffe darauf zu analysieren, Ihre bevorzugten Einstellungen zu speichern und Ihre Nutzererfahrung zu optimieren. weitere Informationen

The cookie settings on this website are set to "allow cookies" to give you the best browsing experience possible. If you continue to use this website without changing your cookie settings or you click "Accept" below then you are consenting to this.

Close