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Die sprechende Giraffe

Der Berlinale-Kinderfilm „Mein Freund, die Giraffe“ erzählt von der Freundschaft eines Jungen zu einer Giraffe.

Es ist eine Mischung aus Aufregung und Neugierde, die an diesem Mittag im Berliner Filmtheater am Friedrichshain herrscht. Kein Wunder, denn es ist eine Vorstellung der Kplus-Schiene der Berlinale – und rund 200 Kinder im Volksschulalter sitzen in dem Kinosaal und warten auf den Beginn von „Mein Freund, die Giraffe“  den niederländisch-belgischen Festival-Beitrag der Filmfestspiele Berlin, der aktuell auch in den österreichischen Kinos zu sehen ist.

Kleiner, großer Star

In dem Werk von Regisseurin Barbara Bardero geht es um einen kleinen Jungen, den vier Jahre alten Dijkkertje (Liam de Vries). Der aufgeweckte Bub mit der blonden Strubbelfrisur, den strahlend blauen Augen und dem verschmitzten Lächeln, der einem Astrid Lindgren Roman entsprungen sein könnte, lebt mit seinen beiden liebevollen Eltern in einem kleinen Dorf, gleich neben dem Zoo in dem sein Opa (Martijn Fishcer) Tierpfleger ist. Tagtäglich führt Dikkertjes Weg als Erstes in den Zoo, denn dort wohnt sein allerbester Freund, der am selben Tag Geburtstag hat wie er: die sprechende Giraffe Raf. Die beiden spielen zusammen, reden über ihre Erlebnisse und haben jede Menge Spaß mit Heuschlachten und Fußballspielen. Als Dikkertjes erster Schultag ansteht, ist seine kleine Welt plötzlich von einem Moment auf den nächsten auf den Kopf gestellt: Raf darf nicht mit in die Schule, denn Tiere gehen nicht in die Schule wie ihm seine Mama erklärt: „Tiere wissen schon alles was se wissen müssen“ sagt sie ihrem Sohn. Dikkertje ist unendlich traurig und will Raf unbedingt  mit in die Schule nehmen – also heckt er seinen Plan aus, wie sein großer Traum doch noch erfüllt werden kann.

„Mein Freund, die Giraffe“ ist ein wunderbar warmherziger Film, der von einer großen Freundschaft erzählt und schon für kleinste Kinobesucher geeignet ist. Die Komödie ist nahezu altmodischer Art und Weise gemacht – mit langen Einstellungen sowie ruhigen Bildern und Dialogen. Eine Machart, die auch in Smartphone- und Tablet-Zeiten sowie kurzen und schnell geschnittenen Serien und Videos beim jugendlichen Publikum immer noch Erfolg hat, wie die Kindervorführung auf der Berlinale zeigt. Denn nach der Vorstellung gibt es eine Fragestunde mit Regisseurin Barbara Bredero und Liam de Vries, dem kleinen Star und Hauptdarsteller des Films, mittlerweile acht Jahre alt und extra aus Holland angereist. Aufgeregt stellen die Buben und Mädchen im Publikum Frage über Frage: „War das eine echte Giraffe im Film?“, „Wem gehört die Stimme der Giraffe ?“, „Liam, wie bist du zu der Filmrolle gekommen?“, „Was hat dir dabei am besten gefallen?“.

Für Filmemacherin Barbara Bredero sind Kinder ein höchst kritisches und anspruchsvolles Publikum, wie sie Interview mit familiii verrät, während ihr kleiner Hauptdarsteller, stilecht in ein Giraffen-Sakko gekleidet, Autogramme für seine jungen Cineasten-Fans schreibt: „Sie sind schneller ungeduldig und zeigen klar und deutlich, wenn ihnen etwas nicht passt. Dass sie hier eine Stunde sitzen, nicht auf den Sitzen herum rutschen und sich meinen Film in Ruhe anschauen – das ist eine große Auszeichnung, denn es bedeutet, dass es ihnen gefällt.“

Mit jeder Menge Humor, Wortwitz und einer großen Portion Humor hat die Regisseurin das sehr bekannte holländische Gedicht umgesetzt, das in den Niederlanden jedes Kind vom Kindergarten-Alter an geläufig ist. Doch „Mein Freund, die Giraffe“ ist weit mehr: es ist eine Geschichte von Freundschaft und Vertrauen, von einem neuen Lebensabschnitt und der Film zeigt, dass man seine alten Freunde behalten und dennoch neue finden kann, wie die erfahrener Kinderfilm-Regisseurin erzählt.

Giraffe Raf ist einer der Hauptdarsteller des Kinderfilms.

„Ich mag die selben Dinge, die Kinder auch mögen“

Mit Filmen wie der „Mister Twister“-Trilogie rund um eine Schulklasse erreichte die holländische Regisseurin in Holland zehntausende Kinder, feierte auch im deutschen Kinderfernsehen Erfolge und wurde mit zahlreichen Preisen geehrt. Was müssen Filme haben damit man Kinder dafür begeistern kann? „Filme für Kinder zu machen ist durchaus eine Herausforderung. Sie müssen darüber lachen können. Und zum Glück lache ich über die gleichen Sachen, die auch Kinder lustig finden. Das ist offenbar das Erfolgsrezept. Doch ich möchte ihnen  noch viel mehr mitgeben. Filme wie ,Mein Freund, die Giraffe‘ sind für viele Kinder oftmals der erste Film, den sie überhaupt im Kino sehen. Man muss da sehr sensibel mit ihnen umgehen und sie gewissermaßen an der Hand nehmen und durch diesen Besuch und das Erlebnis Kino leiten. Denn sie sitzen vielleicht zum ersten Mal in einem dunklen Kinosaal – da darf man ihnen weder mit der Geschichte noch mit der Machart Angst machen. Ich möchte einfach, dass sie mit einem guten Gefühl aus dem Kino hinausgehen und genr wiederkommen.“

Dabei bestätigt, die Filmerin, die schon mit unzähligen Kindern und Jugendlichen gearbeitet hat, dass man für das Drehen mir jungen Schauspielerin durchaus gewisse Fähigkeiten mitbringen muss: „Gerade, wenn sie noch besonders jung sind, halten sie nicht so lange durch wie erwachsene Darsteller und sagen dann mitunter schon mal mitten in einem Dreh: ;So, jetzt habe ich keine Lust mehr, ein Hauptdarsteller zu sein und ich mag nicht mehr‘. Da braucht man vor allem eines: sehr viel Geduld.“

Dikkertje hat in der sprechenden Giraffe seinen besten Freund gefunden.

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