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Die richtigen Schuhe für Ihr Kind: Tipps zum Schuhkauf

Kinderfüße wachsen schnell – daher ist ihr Bedarf an Schuhen hoch. Und die Wahl der richtigen Schuhe ist ein entscheidender Faktor für gesunde Füße und einen schmerzfreien Bewegungsapparat. Tipps zum richtigen Schuhkauf.

Die Zahlen sind ebenso erschreckend wie alarmierend. Eine Studie des österreichischen Forschungsprojekts „Kinderfüße – Kinderschuhe“ brachte zutage, dass bei drei von vier Kindern bereits im Kindergartenalter Schiefstellungen an den Großzehen auftreten. Der Grund: falsches Schuhwerk.

Zu kleine Kinderschuhe betreffen den ganzen Körper

So trugen 69 Prozent der untersuchten 858 Kinder zu kleine Straßenschuhe, bei sogar 88 Prozent waren die Hausschuhe zu kurz. Besonders beunruhigendes Detail der Untersuchung: „Nur drei Prozent der Kinderschuhe wiesen die korrekte Innenlänge auf. Wo also etwa Größe 30 draufstand, war nur 29, 28, 27 – manchmal auch nur 26 ‚drin‘“, warnt Projektleiter Wieland Kinz, dass man sich als Käufer von Kinderschuhen nicht auf Herstellerangaben verlassen kann.

Dabei konnte das Forschungsteam auch erstmals wissenschaftlich nachweisen, dass zu kurze Kinderschuhe negative Veränderungen nicht nur an den Kinderfüßen, sondern am gesamten Körper bewirken können:

  • Zehengelenke: Durch Stauchung (zu kurze Schuhe) und Pferchung (zu enge Schuhe) der Zehen verändert sich die Zehenstellung. Die Folgen: schmerzhafte
    Gelenksentzündungen und krankhafte Gelenksveränderungen (z. B. Hallux valgus: Schiefstellung der Großzehe).
  • Muskulatur: Wenn die Zehen im Schuh verschoben werden, ändert sich auch die natürliche Zugrichtung der Muskulatur. Die Folgen: Muskel- und Sehnenschmerzen, Entzündungen und Verkürzungen der Fußmuskulatur.
  • Gefäßsystem: Zu kleine Schuhe und erzwungene Stellungsveränderungen der Gelenke und Muskulatur begünstigen Durchblutungsstörungen. Die Folgen:
    Kälte- und Taubheitsgefühl, Venenleiden (z. B. Krampfadern).
  • Gesamter Organismus: Wenn unsere Basis (die Füße) beeinträchtigt ist, wirkt sich das auf den ganzen Körper aus. Die Veränderung der Körperstatik kann Knie-, Hüft- und Rückenbeschwerden auslösen. Auch das Herz-Kreislauf-System kann indirekt darunter leiden: Zahlreiche sportliche Tätigkeiten setzen nämlich problemloses Funktionieren der Füße voraus, andernfalls geht der Spaß an der Bewegung verloren, was Mangelerkrankungen (z. B. verminderte Leistungsfähigkeit, Bluthochdruck) begünstigt.

Gesunde Fußentwicklung

Was können Eltern tun, um derlei Fehlentwicklungen beim Nachwuchs zu verhindern?
Tatsache ist: Höchstens zwei Prozent aller Fußschäden sind angeboren, 98 Prozent der Menschen kommen mit gesunden Füßen zur Welt. Aber im Erwachsenenalter stehen (und gehen) nur noch 40 Prozent auf gesundem Fuß. Das bedeutet: In mehr als der Hälfte aller Fälle werden die Füße im Kindesalter regelrecht verdorben.
„Für eine gesunde Entwicklung brauchen Kinderfüße vor allem Bewegungsfreiheit, Bodenkontakt und viele Reize. Regelmäßiges Barfußlaufen ist am gesündesten – und das am besten auf weichem und unebenem Boden“, betont Kinderorthopäde Ernst Bernhard Zwick. Beim Barfußlaufen erschließt sich dem Kind eine neue Welt – besonders im Sommer. Es erlebt zum ersten Mal, wie sich Sand, Gras, Kies, warmer oder nasser Boden anfühlen. Es lernt, mit seinem Fuß die unterschiedliche Beschaffenheit des Untergrunds zu ertasten. Das Laufen über Unebenheiten kräftigt die Muskulatur, festigt das Knochengerüst, trainiert die Gleichgewichtsempfindung und macht damit den Gang sicherer.

Gesunde Kinderschuhe

Feste Schuhe braucht das Kind eigentlich erst dann, wenn es draußen im Freien die ersten Schritte wagt. „Der optimale Schuh passt sich der Bewegung des Fußes an, nicht umgekehrt“, betont Klaus Pertl. Der Schuhfachhändler aus Döbriach am Millstätter See ist Spezialist auf dem Gebiet der Podologie (Lehre vom Fuß) nach der Methode Derks. Entscheidend für einen gesunden Kinderschuh ist laut Pertl, „dass der Kinderfuß genügend Platz hat, ansonsten kann er nicht richtig abrollen. Und eine blockierte Abrolldynamik und Fußfehlbelastungen haben meist auch Konsequenzen für Knöchel, Unterschenkel, Knie, Oberschenkel, Hüften, das Becken und den Rücken bis hinauf in den Nacken“.

So passen Kinderschuhe

Füße sind ziemlich launische Gesellen: Meistens sind der rechte und linke Fuß verschieden lang, am Morgen sind sie kürzer und schmäler als am Abend, und im Stehen sind sie dann wieder länger als im Sitzen und Liegen. In Bewegung haben Füße besonders viel Platzbedarf: Bei jedem Schritt schieben sich die Zehen weit nach vorne. Damit sich Kinderfüße in Schuhen wohlfühlen, benötigen sie im Zehenbereich mindestens 12 mm Spielraum (in neuen Schuhen bis zu 17 mm). Das hat den Vorteil, dass sie dann einige Monate passen. Daher raten Experten, vor dem Kauf von Kinderschuhen eine Papp-Schablone anzufertigen:

  • Kinderfuß barfuß auf einen Karton stellen und Fußumriss nachzeichnen.
  • An der längsten Zehe (muss nicht die große sein!) 12 bis 17 mm hinzufügen.
  • Es kann, muss aber nicht die ganze Schablone ausgeschnitten werden. Es genügt ein zwei Finger breiter Streifen – passt er in den Schuh, ist dieser lang genug, biegt sich der Streifen auf, ist der Schuh zu kurz.
  • Wichtig: Beide Füße abmessen, denn oft sind diese unterschiedlich groß.
  • Wer keine Schablone im Schuhgeschäft mit dabei hat, kann auch die Daumenprobe anwenden: Innensohle aus dem fraglichen Schuh nehmen, Kinderfuß
    draufstellen. Passt vorne noch der Daumen eines Erwachsenen dazu, ist der Schuh groß genug.

Wichtig laut Podologe Klaus Pertl: „Schuhe kauft man nicht mit den Augen, sondern ausschließlich mit den Füßen.“

Gebrauchte Schuhe – ja oder nein?

Zum Leid der Eltern (und deren Geldbörsen) wachsen Kinderfüße ziemlich schnell: Bis ungefähr zum dritten Lebensjahr legen sie durchschnittlich 1,5 Millimeter im Monat zu, was im Jahr zwei bis drei Schuhgrößen bedeutet. Im Alter von drei bis sechs wächst der Fuß rund einen Millimeter pro Monat. Da Kinderfüße oft in Schüben wachsen, sollten Sie im Alter von ein bis drei Jahren alle sechs bis acht Wochen überprüfen, ob die Schuhe noch passen. Zwischen drei bis sechs Jahren reicht die Kontrolle alle vier bis sechs Monate. Da Kinder sehr oft neue Schuhe brauchen, stellt sich vielen Eltern die Frage der Weitergabe getragener (bzw. der
Kauf gebrauchter) Kinderschuhe. „Solange sie lang und stabil genug sind und die Sohle nicht einseitig abgelaufen ist, spricht nichts dagegen“, zerstreut Podologe Klaus Pertl etwaige Bedenken.

Checkliste für den Kinderschuhkauf

  • Leicht und elastisch: Ein guter Kinderschuh sollte elastisch und stabil, robust und wasserabweisend sein.
  • Zehenfreiheit: Der Schuh muss genug Zehenfreiheit fürs richtige Abrollen bieten. Spezielle Einlagesohlen brauchen gesunde Kinderfüße nicht.
  • Guter Halt: Hochgezogene Fersenkappen sorgen für guten Halt. Die Sohle, vorzugsweise aus Naturlatex, ist biegsam und rutschsicher.
  • Atmungsaktiv: Das beste Material ist Leder, das sowohl atmungsaktiv als auch anschmiegsam, formtreu und strapazierfähig.
  • Nach Mittag: Gehen Sie nachmittags zum Schuhkauf, denn im Verlauf des Tages schwellen auch Kinderfüße an. Die Gefahr, zu kleine Schuhe zu erwischen, wird so geringer.

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