Freizeit

Der Bub und der Wind

Der Berlinale Film „The Boy Who Harnessed the Wind“ erzählt von großem Mut und Ideenreichtum.

Der afrikanische Staat Malawi um das Jahr 2000. Das Land ist geprägt von Armut, aber auch von der Hoffnung der Menschen auf ein besseres Leben. Die hat auch der 13 Jahre alte William (Maxwell Simba). Mit seinem Vater Trywell (Chiwetel Ejiofor) und Mutter Agnes (Aïssa Maïga) lebt der Teenager in einem kleinen Dorf in dem die Menschen auf die Landwirtschaft und das, was ihnen die Natur gibt, angewiesen sind. Williams Vater hat nie eine Schule besucht und auf William ruht deshalb die Hoffnung seiner ganzen Familie auf ein besseres Leben. Doch dann bleibt der Regen aus, die Familie verdient mit der Landwirtschaft nichts und kann Williams Schulgeld nicht mehr zahlen. Der muss nun daheim bleiben und auf den Feldern mitarbeiten. Heimlich schleicht sich William jedoch weiterhin in die Schulbibliothek. Dort liest er Bücher über Energiegewinnung, denn der Schüler hat einen Plan: Er will eine Windmühle bauen, um die vertrocknenden Felder zu bewässern, sein Dorf zu retten und endlich wieder zur Schulen gehen zu können.

Eine wahre Geschichte

Für sein auf der 69. Berlinale gezeigtes Regiedebüt hat der britische Schauspieler Chiwetel Ejiofor den autobiografischen Roman von William Kamkwamba verfilmt – und mit „The Boy Who Harnessed the Wind“ ein berührendes Stück Film geschaffen, der zeigt, dass vieles möglich ist, wenn man nur einen Traum hat. Doch Ejiofor, bekannt aus Filmen wie „Tatsächlich Liebe“ und „12 Years a Slave“, erzählt nicht nur die wahre Geschichte von William Kamkwamba, er beleuchtet auch Themen wie den Klimawandel, die in Afrika voranschreitende Industrialisierung und den Zusammenhang von Armut und mangelnder Bildung. Bei der Pressekonferenz des Films war nicht nur der Cast mitgekommen, auch William Kamkwamba stellte jenen Film vor, der auf seiner bewegenden Lebensgeschichte beruht. Seine Windmühle, einst gebaut aus Fahrradteilen und Schrott, hat nicht nur sein eigenes Dorf vor einer Hungersnot gerettet, sondern auch die ganze Region inspiriert, wie er erzählt: „Nach dem Vorbild meiner Windmühle wurden auch noch andere gebaut.“

Ein Laie als Filmstar

Chiwetel Ejiofor möchte mit seinem Film, der vom Streamingdenst Netflix finanziert wurde (Netflix-Start: 1. März), auf die Bedeutung von Bildung aufmerksam machen: „Es ist eine sehr wichtige Zeit, um über die Notwendigkeit von Bildung zu sprechen. Die Reise, die Willam da erlebt, ist etwas wirklich Außergewöhnliches und hat mich zu diesem Film inspiriert. Er engagiert sich auch in afrikanischen Bildungszentren, in denen es jungen Menschen ermöglicht wird, sich mit Themen zu befassen, die ihre eigene Community betreffen – und auch Lösungen zu schaffen.“

Schauspieler und Regisseur Chiwetel Ejiofor

Star seines Films ist der erst 13 Jahre alte Maxwell Simba, der in „The Boy Who Harnessed the Wind“ erstmals vor einer Kamera stand – und sich Schritt für Schritt an die neue Aufgabe  gewöhnen musste, zumal in verschiedenen afrikanischen Dialekten und Englisch gedreht wurde: „Für mich“, sagt Maxwell in Berlin, „war das alles ganz neu und ich musste mich erst in die Rolle hineinfinden. Ich habe mich dann in den Drehpausen mit den Schauspielern aus Malawi unterhalten und an meiner Aussprache gearbeitet.“

Gedreht wurde der Film in Malawi selber, was für den Regisseur wichtig war, um ihn authentisch aussehen zu lassen. Doch nicht nur das – auch viele Einheimische spielen im Film mit und haben auch hinter der Kamera mitgearbeitet. So wurde zum Beispiel im Heimatdorf von William gedreht. Der hat zu seinem jungen Filmdarsteller sofort eine Verbindung aufgebaut, wie er erzählt: „Wir haben viel Zeit miteinander verbracht und viel geredet. Ich war sofort begeistert, wie talentiert er ist.“ Für Maxwell war sein erster Film auch körperlich eine große Herausforderung: „Ich musste mich zuerst einmal an das Klima in Malawi gewöhnen, denn es war sehr heiß dort. Nachdem ich eine Zeit lang dort war, war es dann gut und habe es großartig gefunden. Um in den Charakter zu finden, habe ich das Buch auf dem der Film beruht, gelesen. Das hat mir sehr geholfen, Willam und seine Handlungen zu verstehen. Mich hat am meisten beeindruckt wie groß sein Wille ist, etwas zu verändern und das gegen alle Widerstände. Willams Geschichte hat mir gezeigt: Auch, wenn alle Umstände gegen dich sprechen – wenn du etwas wirklich willst, dann kann du es auch erreichen.“

Für Chiwetel Ejiofor ist die Tatsache, dass ein weltweit agierender Streamingdienst seinen Film produziert hat und zeigen wird, ein Glücksfall: „Dieser Film behandelt meiner Meinung nach ein globales Thema, und ich glaube, dass das etwas ist, was ein großes Publikum ansprechen soll und kann. Hinzu kommt: Es gibt noch so viele epische und reichhaltige Geschichten großer Leben aus Afrika – und es ist an der Zeit, dass sie erzählt werden.“

 

Forum

Diskutieren Sie über diesen Artikel

Insgesamt 0 Beiträge

Wir setzen Cookies auf dieser Website ein, um Zugriffe darauf zu analysieren, Ihre bevorzugten Einstellungen zu speichern und Ihre Nutzererfahrung zu optimieren. weitere Informationen

The cookie settings on this website are set to "allow cookies" to give you the best browsing experience possible. If you continue to use this website without changing your cookie settings or you click "Accept" below then you are consenting to this.

Close