Ernährung

Das Comeback der Glasflasche

Kommentar von Thomas Weber, Buchautor und Herausgeber von BIORAMA

Milch Glasflasche

Die Wiedereinführung der Einwegglasflasche war ein Riesenerfolg. Weshalb sich für 2020 nun auch die Rückkehr der Mehrwegmilchflasch aus Glas ankündigt. Was wir tun können, um aus Einweg ganz unkompliziert Mehrweggebinde zu machen.

Die Euphorie der einen war ebenso groß wie die Freude derer, die Ernüchterung predigen durften. „Biomilch in Glasflaschen wird den Planeten nicht retten“, war etwa auf den FM4-Seiten des ORF zu lesen. Während auf der einen Seite Glas statt PET oder Tetrapak gefeiert wurde, beanstandeten andere weniger das Material des Gebindes als vielmehr den Einweg-Ansatz als bleibenden Fehler im System. Der ökologisch Mehrwert wäre mehr als fraglich wenn statt leichtem Plastik oder Tetrapak nunmehr sogar schwereres Glas nach einmaligem Gebrauch im Müll lande, so das Credo vieler Umweltbewegter. „Mehrwegflaschen aus Glas sind viermal klimafreundlicher als Einwegflaschen aus Glas“, stellte Greenpeace klar. Und das trotz der ressourcenaufwändigen Transportlogistik – weil selbst bei den hierzulande hohen Glasrecyclingquoten jedes Mal mehr als ein Drittel neues Material gebraucht wird, wenn neue Flaschen gewonnen werden. Unterm Strich der Ressourcenrechner wäre deshalb die Mehrweg-PET-Flasche das sinnvollste System.

Aus den Hofläden und Biosupermärkten war Glas gar nie erst verschwunden, auch in der Mehrwegvariante nicht.

Thomas Weber

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Das Unbehagen gegenüber Plastik

Was freilich nichts am prinzipiellen Unbehagen vieler Konsumentinnen und Konsumenten gegenüber Plastik ändert. Ja! Natürlich und Schärdinger begründeten die Wiederkehr der Glasflasche für Milch und Joghurt ausdrücklich mit dem Wunsch der eigenen öko- und gesundheitsbewussten Klientel. Weshalb es kein Zufall ist, dass die Rückbesinnung aus dem besonders anspruchsvollen Biosegment stammt.

Wobei: Aus den Hofläden und Biosupermärkten war Glas gar nie erst verschwunden auch in der Mehrwegvariante nicht. Bloß: flächendeckend verfügbar sind 2019 halt weder Bio-, noch Hofläden, sondern Supermärkte. Und nach einem Jahr lässt sich sagen, dass die Wiedereinführung der Milchflasche ein Riesenerfolg war. In den Filialen von Merkur ist die Milch aus dem Glas heute sogar die bestverkaufte Milch überhaupt.

Was kommt: das Comeback der Mehrwegglasflasche

Von Zahlen überzeugt, bewirkte das auch bei den großen Molkereien ein Umdenken. Berglandmilch etwa investiert nun in eine sogenannte „Mehrweglinie“. Das heißt nicht weniger, als dass auch ein Comeback der Mehrwegglasflasche unmittelbar bevorsteht. Und das schlicht, weil sich Milch aus dem Glas lohnt, weil sie den Konsumenten den geringfügig höheren Preis wert sind. „Wahrscheinlich Anfang 2020“, sagt Martina Hörmer, Geschäftsführerin von Ja! Natürlich, wird es in den Supermärkten hierzulande erstmals wieder Mehrwegmilchflaschen geben. „Und zwar abgefüllt in Österreich – weil wir die Milch nicht zum Abfüllen nach Deutschland führen wollten, um sie hierzulande in Mehrwegglasflaschen zu verkaufen. Das wäre widersinnig gewesen.“ Wer nicht so lange warten möchte, kann aus Einwegflaschen aber ganz unkompliziert selbst Mehrwegflaschen machen – indem er (oder sie) die Joghurt- und Milchgläser einfach dafür verwendet, Marmelade und Paradeismark einzukochen, darin getrocknete Kräuter aufzubewahren oder Mehl und Reis vor Motten zu schützen.

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